Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
„Für mich ist es ein Traumjob“
Martin Grötzinger wird hauptamtlicher Kommandant – Rück- und Ausblick bei Hauptversammlung
LAICHINGEN - So still ging es in einer Hauptversammlung der Gesamtfeuerwehr Laichingen sicherlich noch nicht zu. Corona-bedingt wird diese online abgehalten. Die Mitglieder schalten sich ein – hören die Berichte der Abteilungen. Dabei geht es nicht nur um einen Rückblick auf das vergangene Jahr, sondern auch um einen entscheidenden Zukunftsaspekt in Form einer Personalie: Martin Grötzinger wird der neue hauptamtliche Feuerwehrkommandant. Eine Stelle, die geschaffen wurde, und auf die sich der 50-Jährige sehr freut.
Freitagabend, 20 Uhr: Nach und nach füllt sich der virtuelle Konferenzraum. Feuerwehrgesamtkommandant Gerhard Kölle eröffnet die Hauptversammlung – in dieser abgewandelten Form, die die Zeit derzeit bedinge. Derzeit besteht die Gesamtwehr aus 148 Aktiven, 26 Teilnehmern in der Jugendfeuerwehr und 18 Personen in der Seniorenabteilung. Kölle berichtet von 195 Alarmierungen aller vier Abteilungen im Zeitraum vom 1. November 2019 bis 31. Oktober dieses Jahres. Unter diese Alarmierungen fallen 107 Brandeinsätze und 88 Hilfeleistungen.
Um die Schlagkraft der Feuerwehr erhalten zu können, bedürfe es seitens der Kommune nicht nur der finanziellen Mittel für Gerätschaften und Ausrüstung, sondern auch Mithilfe bei der Gewinnung von Mitgliedern. Der Gesamtkommandant bezeichnete diese Hilfe als „primäre Aufgabe der Gemeinde, um eine leistungsfähige Wehr zu unterhalten“. Kölle merkte, dass beispielsweise bei Einstellungen bei der Stadt darauf geachtet werden soll, auf die aktive Mitgliedschaft in der Feuerwehr hinzuweisen. Nur mit einer ausreichenden Mannschaftsstärke könne schnell, sicher und gut geholfen werden. Deswegen gilt Kölles Dank auch den Arbeitgebern, die jene Ehrenamtlichen im Falle eines Einsatzes ziehen lassen.
Zweites wichtiges Standbein sei neben der Ausbildung auch der geregelte Übungsbetrieb. „Den haben wir nicht vernachlässigt“, so Kölle weiter. Soll heißen: Nachdem im März Corona-bedingt zunächst die Übungen eingestellt werden mussten, wurde auf Online-Übungen umgestellt, später dann auch in Kleingruppen trainiert. Online seien auch so einige Ausbildungskurse gelaufen, aber auch in Präsenz wie Realausbildungen für die Drehleitermaschinisten und in Sachen Tunnelbrandbekämpfung.
Bericht der Jugendfeuerwehr: Andreas Keirat berichtet von 26 Teilnehmern (darunter sechs Mädchen) bei der Jugendfeuerwehr. Insgesamt gebe es elf Jugendleiter (drei Machtolsheimer, zwei Feldstetter und sechs Laichinger). Drei der Jugendlichen konnten in die aktive Wehr übertreten. Bis zum 4. März konnten 13 Präsenzübungen, danach elf Online-Übungen umgesetzt werden.
Bericht der Abteilung Suppingen: Der Suppinger Kommandant Matthias Nüßle schaut mit Sorgen auf die Zahl der derzeit 18 Aktiven. Bisherige Bemühungen, Jugendliche für die Wehr zu begeistern, seien erfolglos geblieben. Es bereite große Sorge, den Nachwuchs für die Feuerwehr zu finden. „Wir wollen dennoch nicht aufgeben“, so Nüßle. Insgesamt wurden neun Übungen absolviert. Die Abteilung wurde zu elf Einsätzen, darunter neun Brände und zwei Hilfeleistungen, gerufen.
Bericht der Abteilung Feldstetten: Der Feldstetter Kommandant Daniel Autenrieth schaut auf die Abteilung mit insgesamt 48 Mitgliedern, darunter 36 Aktive, neun in der Seniorenabteilung und drei in der Jugendfeuerwehr. Es habe 21 Gesamtübungen und Gruppenübungen gegeben. Auch bei den OnlineSchulungen war man dabei. 26 Einsätze wurden gezählt, darunter zwölf Brände (darin beispielsweise zwei Brandmeldeanlagen, sieben B2 Gebäude, einmal B3 landwirtschaftliches Gebäude und eine Überlandhilfe) sowie 14 Hilfeleistungseinsätze.
Bericht der Abteilung Machtolsheim: 29 Aktive, fünf Personen in der Seniorenabteilung: Insgesamt wurden in Machtolsheim 13 Übungen absolviert, hinzu kamen jene im Online-Modus. Die Feuerwehrabteilung wurde laut dem hiesigen Kommandanten Hans-Peter Lamparter zu insgesamt elf Brandeinsätzen, zwei Mal technischer Hilfeleistungen und zwei Fehlalarmen gerufen. Der Wunsch für das Jahr 2021? „Wir hoffen auf einen regelmäßigen Übungsbetrieb und wollen die Jugendfeuerwehr stärken“, sagt Lamparter.
Bericht der Abteilung Laichingen: Kommandant Roman Gürtler freut sich über 65 Aktive (darunter neun weibliche Mitglieder). Mit Blick auf die Einsätze spricht er von einem „Allzeithoch“. Er schaut auf 143 Einsätze zurück, darunter 61 Hilfeleistungen, 35 Brände und 40 Brandmeldeanlagen. Darunter würden auch jene böswilligen Alarme in der Seniorenwohnanlage zählen (wir berichteten mehrfach). Hinzu kamen 72 Übungen (auch im Online-Format). Auf diese – beispielsweise mit Gastvorträgen – wolle man mit Blick auf die Corona-Pandemie weiter setzen. Das Üben in Kleingruppen habe ebenso „Charme“. Gürtler: „Weil man dabei den Einzelnen vielmehr fördern kann“. 2580 Einsatz-Kilometer, 68 Sack Ölbinder, 2227 Einsatzstunden und 315 protokollierte Atemschutzmasken: Für die Feuerwehr gebe es einiges zu tun. Das sei auch in der Zukunft so. Im Frühjahr 2021 möchte die Wehr mit der Ausschreibung für den neuen Rüstwagen beginnen. Zudem hoffe man auf die Beschaffung eines Kommandowagens. Der jetzige sei 18 Jahre alt. Dahingehend müsse es grünes Licht vom Gemeinderat geben. Los geht es auch mit dem Gerätehaus-Umbau. Außerdem laufe eine Standortanalyse für einen möglichen Neubau des Gerätehauses in – so geplant – acht Jahren.
Motivation und Treue: „Egal, was kommt, wir sind da“, sagt Gürtler und dankt für das herausragende Engagement, das jeder einzelne leistet. Dabei kommt er auch auf Gerhard Kölle zu sprechen, den er als Kommandant der Abteilung Laichingen ablöste (wir berichteten). Für solch großes Engagement im Ehrenamt gebe es gar keine richtigen Worte.
Bericht der Seniorenabteilung: Erich Heck schaut als Leiter auf ein Jahr mit wenigen Aktivitäten zurück – ebenso Corona-bedingt. Die Abteilung zähle derzeit 18 Mitglieder. Man wolle und versuche, sich weiter einzubringen.
Grußwort des Bürgermeisters: Kaum Veranstaltungen, wenige Übungen: Das könne schon eine erhebliche Beeinträchtigung sein. „Ich kann Sie nur alle ermuntern, zuversichtlich zu bleiben“, sagt der Laichinger Bürgermeister Klaus Kaufmann (parteilos). Sorgen mit Blick auf die Mitgliederzahl: Bei allen Stellenausschreibungen werde auf das Ehrenamt hingewiesen. Die Stadt wolle die Feuerwehr weiter unterstützen. Ein Part sei da auch die Stelle des hauptamtlichen Kommandanten. Der Gemeinderat habe die Stelle im Oktober freigegeben, die Besetzung erfolgte. Gemeinsam wolle man den Weg weitergehen – auch wenn es mit Blick auf finanzielle Mittel und die Corona-Pandemie den Gürtel sicher enger zu schnallen gelte. Der Bürgermeister dankt allen Einsatzkräften und wünscht, dass diese stets sicher nach Hause zurückkehren.
Die Neuigkeiten: Im Jahr 2022 endet die Wahlperiode des Gesamtkommandanten Gerhard Kölle. Ihm war stets wichtig, eine adäquate Nachfolgeregelung zu erreichen. Die scheint nun gefunden. Ab Januar 2021 wird Martin Grötzinger im Rahmen einer 50-Prozent-Stelle bei der Stadt angestellt. „Ich hoffe, dass ihr ihm das selbe Vertrauen entgegen bringt, wie das bei mir der Fall ist“, so Kölle, blickt dann auf Martin Grötzinger, der sich bei der OnlineHauptversammlung selbst noch einmal vorstellt.
Martin Grötzinger ist seit 30 Jahren Mitglied in der Feuerwehr Laichingen, war zwölf Jahre lang Abteilungskommandant in Feldstetten und ist seit acht Jahren bereits der erste stellvertretende Kommandant der Gesamtwehr. Der 50-Jährige ist verheiratet, hat zwei Kinder, führt einen landwirtschaftlichen Betrieb und arbeitet bei Stuttgart 21 im leitenden Bereich Rettungswehr. Dort habe er menschliche sowie fachliche Erfahrungen sammeln können. „Ich freue mich, dass die Wahl auf mich gefallen ist. Für mich ist es ein Traumjob, dem ich gerecht werden und gute Arbeit leisten möchte“, sagt Grötzinger. So sehr er sich über die Zustimmung aus dem Gemeinderat freue, so wichtig sei ihm dennoch, dass „mich die Kameraden“ebenso unterstützen.
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Gerhard Kölle