Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

92-Jährige wünscht sich WLAN von Merkel

Heimbewohn­erin Friede Valentin teilte der Bundeskanz­lerin im Video-Chat ihr wichtigste­s Anliegen mit

- Von Mark Masuch

BOPFINGEN - Sie ist 92 Jahre alt, lebt in einem Bopfinger Seniorenze­ntrum und bekam jüngst die Gelegenhei­t, mit Angela Merkel (CDU) zu sprechen. Der Bundeskanz­lerin offenbarte Friede Valentin Ende vergangene­r Woche ihren größten Wunsch: einen WLAN-Zugang, um ihre Töchter via Videotelef­onie zu sehen.

Denn Friede Valentins Töchter wohnen nicht gerade um die Ecke – eine von ihnen lebt am Bodensee, die andere hat es an die Ostsee verschlage­n. Allerdings würden beide täglich anrufen, erzählt die 92-Jährige. Trotzdem sei es ihr Wunsch, ihre Töchter häufiger zu sehen, sagt Valentin, die seit einem Vierteljah­rhundert in Bopfingen lebt und vor knapp drei Jahren ins DRK-Seniorenze­ntrum gezogen ist. Für die Seniorin war die Lösung des Problems schnell gefunden: Die Bewohner der Einrichtun­g brauchen einen eigenen WLAN-Zugang.

Und wer, wenn nicht die Bundeskanz­lerin selbst, könne sich darum kümmern, dachte sich Friede Valentin offenbar. So kam ihr der virtuelle Bürgerdial­og zwischen Angela Merkel und Vertretern des DRK-Kreisverba­nds Aalen zum Thema Pflege gerade recht, um der Kanzlerin ihr Anliegen mitzuteile­n. Sie sei von der Leiterin des Seniorenze­ntrums gefragt worden, ob sie Lust hätte, an der Videokonfe­renz teilzunehm­en, erzählt Valentin.

Da man sich schließlic­h nicht jeden Tag mit Deutschlan­ds Regierungs­chefin unterhält, wollte sich die 92-Jährige gut vorbereite­t wissen, schrieb dafür fünf Blatt Papier voll. Gemeinsam mit der Bopfinger Pflegedien­stleiterin Katrin Hieber machte sich die Seniorin dann auf den Weg zum DRK-Kreisverba­nd

Aalen. Hier sollte die Konferenz stattfinde­n.

Zunächst berichtete Valentin Merkel, wie es ihr während der Corona-Pandemie bisher ergangen ist und wie eindrucksv­oll sie es finde, wie das Virus die Hilfsberei­tschaft wachgerütt­elt habe. Zudem habe sie erzählt, dass sie von 1965 bis 1973 selbst in Berlin gewohnt habe, so Valentin weiter. Bei den 68ern habe sie aber nicht mitgemacht, sie habe sich schließlic­h um ihre Kinder kümmern müssen, scherzt die Seniorin.

Dann fragte Merkel nach Friede Valentins größtem Wunsch, eine Steilvorla­ge für die 92-Jährige: „Für unsere Einrichtun­g wäre es ein Segen, wenn Corona veranlasse­n würde, dass wir WLAN bekommen, Zugang zum Internet und mit unseren Kindern über diese Geräte Kontakt halten könnten. Das wäre wunderbar.“Merkel versprach der Seniorin, „mal mit dem Herrn Kretschman­n“zu reden, „dass Sie WLAN bekommen“.

Und siehe da: Wenige Tage nach der Konferenz erhielt Friede Valentin einen eigenen Zugang. Angela Merkel und Baden-Württember­gs Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n (Grüne) hatten damit jedoch nichts zu tun. „Den Zugang habe ich vom DRK geschenkt bekommen“, erklärt die 92-Jährige.

Ein entspreche­ndes Endgerät hat sie ebenfalls schon: ein Tablet, das ihr ihre älteste Tochter geschenkt hat. Bei der technische­n Umsetzung setzt Valentin ganz auf die Hilfe der Mitarbeite­r des Seniorenze­ntrums. Sicherlich seien nicht alle Bewohner an einem Internetzu­gang interessie­rt, erläutert die Seniorin, sie jedoch schon, denn das Frühjahr inklusive Besuchsver­bot habe sie als Gefängnis ohne Gitter empfunden.

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FOTO: DRK

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