Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Richard Wiedemann möchte Landrat werden
41-Jähriger Westerheimer will Amtsinhaber Thomas Reumann beerben – Reutlinger Kreistag wählt am 1. Februar
WESTERHEIM - Der in Westerheim wohnende Jurist Dr. Richard Wiedemann möchte Landrat im Landkreis Reutlingen werden. Seine Bewerbung hat er fristgerecht eingereicht. Der 41-Jährige ist damit der zweite Bewerber, der die Nachfolge von Landrat Thomas Reumann antreten möchte. Auf dem Kandidatenkarussell sitzt neben dem Westerheimer noch der Metzinger Oberbürgermeister Dr. Ulrich Fiedler. Die Wahl des Landrats für den Landkreis Reutlingen findet am Montag, 1. Februar, statt. Ihn wählen die Kreisräte.
„Das Amt des Landrats reizt mich. Es bietet viele Gestaltungsmöglichkeiten für und mit den Bürgern. Es ist eine sehr interessante und reizvolle Aufgabe“, sagt Richard Wiedemann, der von sich aus seinen Hut in den Ring geworfen hat und von keiner Partei oder Gruppierung im Reutlinger Kreistag angesprochen worden war, wie er darlegt.
Aufgrund seines beruflichen Werdegangs bringe er viel Erfahrung mit, zumal er von Mai 2014 bis Januar 2018 Leiter des Geschäftsbereichs Kommunales und Soziales beim Landratsamt Günzburg war. „Diese Tätigkeit hat mir Spaß und Freude bereitet“, sagt der Jurist. Da habe er viel Erfahrung sammeln können. Die Position entspricht in etwa der eines Sozialdezernenten an einem Landratsamt in Baden-Württemberg.
Die Zukunft des Landkreises
Reutlingen gestalten und weiter entwickeln zu können zum Wohle seiner Bürger, das reize ihn, unterstreicht Wiedemann. Die Reutlinger Gegend kenne er aus familiären Beziehungen sehr gut und als in Westerheim wohnender Bürger habe er die Geschehnisse und Entwicklungen im angrenzenden Nachbarkreis sehr aufmerksam verfolgt.
Das Amt des Landrats sei vielfältig und facettenreich und beziehe alle Lebensbereiche mit ein, das sage ihm zu und gefalle ihm, betont der Kandidat von der Alb. Die Gestaltungsmöglichkeiten und Vielfältigkeit des Amtes habe ihn letztendlich zu der Bewerbung bewogen. Mit den Kreisräten und den Bürgern möchte er den Landkreis weiter voranbringen und zu einem gedeihlichen Zusammenleben beitragen.
Richard Wiedemann wohnt mit seiner Familie seit sechs Jahren in Westerheim. Seit drei Jahren ist der Familienvater dreier Kinder Richter am Bayerischen Verwaltungsgericht in Augsburg. Geboren ist er in Schwabmünchen im Landkreis Augsburg, aufgewachsen in der Gemeinde Ustersbach, die zur Verwaltungsgemeinschaft Gessertshausen im Westen Augsburgs gehört. Dem Abitur am Ringeisen-Gymnasium in Ursberg folgte das Jurastudium an den Universitäten in Augsburg, Genua und Speyer, Rechtsreferendar war er in Augsburg, Brüssel und Speyer – mit ergänzendem Studium der Verwaltungswissenschaft.
Promoviert hat Wiedemann an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, wo er auch in den Jahren 2007 bis 2009 wissenschaftlicher Angestellter am Institut für öffentliches Recht war. Von Mai 2011 bis April 2014 war der Westerheimer wissenschaftlicher Mitarbeiter am Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe. Vor seiner richterlichen Tätigkeit am Augsburger Verwaltungsgericht war er beim Landratsamt in Günzburg als Leiter für den Geschäftsbereich Kommunales und Soziales verantwortlich und dabei auch für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit zuständig. Eine Nebentätigkeit hat er seit 2019 inne, er ist Lehrbeauftragter der Hochschule Augsburg im Studiengang Soziale Arbeit.
Richard Wiedemann möchte nun eine neue Herausforderung wagen und gerne den Posten des Landrats im Landkreis Reutlingen übernehmen. Mitbewerber um die Nachfolge von Landrat Thomas Reumann ist der Metzinger Oberbürgermeister Ulrich Fiedler, der seine Bewerbung bereits Anfang Oktober eingereicht hat. Amtsinhaber Thomas Reumann hatte schon im Juni 2020 wissen lassen, dass er für eine dritte Amtszeit nicht mehr zur Verfügung stehe. „16 Jahre als Landrat waren eine wunderbare Zeit, in der ich das Glück, die Freude und die Ehre hatte, den Landkreis Reutlingen zu vertreten. Aber es ist richtig, jetzt aufzuhören“, hatte Reumann damals die Kreisräte wissen lassen. Reumann sprach im Juni 2020 von einem erfüllten Berufsleben, auf das er zurückblicken dürfe. „Meine Frau und ich wollen in den kommenden Jahren noch weitere Perspektiven im privaten Bereich haben und andere Schwerpunkte im Leben setzen“, erklärte der bald 65jährige Landrat.
66 der 67 Mitglieder des Kreistags im Landkreis Reutlingen – 46 Kreisräte und 20 Kreisrätinnen – entscheiden am Montag, 1. Februar 2021, über die Nachfolge von Landrat Thomas Reumann. Kandidat Fiedler darf als Kreistagsmitglied natürlich selbst nicht mit abstimmen. „Da wird sich zeigen, ob der Kreistag einen Mann aus seinen Reihen bevorzugt und wählt oder einen externen Kandidaten, was nicht das Schlechteste ist“, sagt Wiedemann zuversichtlich.
Landrat Reumann trat seinen Dienst erstmals am 1. April 2005 an, seine Wiederwahl erfolgte am 28. Januar 2013. Die Amtszeit von Reumann endet am 31. März, so dass ein Nachfolger am 1. April 2021 sein Amt übernehmen wird. Der Wahlausschuss hat die Bewerbung der zwei Kandidaten offiziell zugelassen.