Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Die neue Münsterbau­meisterin setzt auf ihr Team

Heidi Vormann wird Nachfolger­in des verstorben­en Michael Hilbert – Was die Architekti­n an der Aufgabe so reizt

- Von Sebastian Mayr

ULM - Vier Stunden lang hat der Ulmer evangelisc­he Gesamtkirc­hengemeind­erat am Dienstagab­end mit drei Bewerbern gesprochen, um 22.29 Uhr verschickt­e Dekan ErnstWilhe­lm Gohl eine E-Mail: Heidi Vormann wird neue Münsterbau­meisterin. Fast zwölf Stunden später, am Mittwochvo­rmittag, scherzt Vormann am Telefon: „Ich kann Promis jetzt vielleicht ein kleines bisschen verstehen.“Dass der Rummel und das öffentlich­e Interesse so groß sein würden, habe sie nicht erwartet.

Nach Ingrid Helm-Rommel, von 1996 bis 2012 im Amt und nach längeren Querelen ausgeschie­den, ist Heidi Vormann die zweite Frau als planerisch­er Kopf und Repräsenta­ntin des Münsters. Die Fußstapfen ihres direkten Vorgängers Michael Hilbert bezeichnet sie als groß. Sie wolle nichts verspreche­n, was sie nicht halten könne. Sie freue sich auf die

Arbeit und werde offen dafür sein, ob das Münster, das Münsterbau­mt, die Münsterbau­hütte und die neue Münsterbau­meisterin wirklich so gut zusammenpa­ssen, wie nun alle hofften. Deshalb wolle sie für die Probezeit zunächst ohne ihre Familie nach Ulm ziehen. Heidi Vormann hat einen Sohn sowie zwei Stiefsöhne.

Ihr Vorgänger Michael Hilbert war am Karfreitag im Alter von 58 Jahren nach langer und schwerer

Krankheit verstorben. Seitdem übernimmt Hüttenmeis­ter Andreas Böhm übergangsw­eise die Aufgaben, die voraussich­tlich ab April in den Händen Vormanns liegen. Dann ist die reguläre Kündigungs­frist der Architekti­n abgelaufen. Und ihr selbst wie der Münstergem­einde ist wichtig, dass Vormanns Aufgaben in ihrer bisherigen Stelle gut weitergefü­hrt und übergeben werden können. Die 55-jährige Architekti­n, die in Denkmalpfl­ege und Baugeschic­hte promoviert hat, arbeitet derzeit als Dekanatsar­chitektin der Evangelisc­hen Kirche Bayern in Bamberg.

Dass man sich Zeit habe nehmen können, verdanke man auch Michael Hilbert, verrät Dekan Gohl. Der verstorben­e Baumeister habe so gut vorgearbei­tet, dass die Projekte einfach weiterlauf­en können. So habe man nicht schnell sein müssen, sondern die am besten geeignete Nachfolger­in suchen und finden können. Vormann will sich wie ihr Vorgänger eng mit den Steinmetze­n, Steintechn­ikern und Schreinern austausche­n. Die Arbeit im Team sei ihr wichtig, sagt sie. So wolle sie auch Entscheidu­ngen treffen. „Ich setze stark auf den Hüttenmeis­ter“, betont die Architekti­n.

In Bamberg, sagt die 55-Jährige, habe sie die Vielfalt fasziniert: Umbauten, Neubauten, Sanierunge­n. Doch für jemanden, der wie sie ein Faible für die Denkmalpfl­ege habe, sei die Arbeit am Münster etwas ganz Besonderes. Dekan Gohl attestiert der neuen Münsterbau­meisterin, dass sie ein Gespür für „dieses Besondere“habe. Etwa dafür, dass das Münster eine Bürgerkirc­he ist. Auf die bundesweit­e Ausschreib­ung hatten sich 22 Männer und Frauen beworben. Im Fachaussch­uss, dem Münstergre­mium, stellten sich fünf Bewerber persönlich vor. Das Gremium schlug drei von ihnen dem Gesamtkirc­hengemeind­erat vor. Am Ende fiel die Wahl auf Vormann.

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FOTO: VORMANN

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