Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

„Wir haben seit März Berufsverb­ot“

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Ja, denn es gab viele Kommentare, in denen behauptet wurde, dass der Test falsch gewesen sei, oder so was wie „Wie blöd kann man denn sein, du hast dich gegen Grippe impfen lassen, du hast gar kein Corona“. Da melden sich dann auch sehr, sehr, sehr viele Corona-Leugner und nutzen so eine Plattform. Aber ich hatte es, und ich kann nur sagen, ich bin ein fitter Mensch mit einem megageilen Immunsyste­m. Corona wünsche ich niemandem, der kein gutes Immunsyste­m oder eine leichte Vorerkrank­ung hat. Bei uns auf dem Grundstück hatten es alle, meine Schwester auch, mein Mann, unsere beiden Söhne, unsere Mutter – alle bis auf den Opa. Meine Schwester und ich wohnen in einem Haus, Oma und Opa direkt daneben.

Wie schauen Sie den nächsten Monaten entgegen? Man kann ja derzeit nicht absehen, wann es Lockerunge­n gibt und wann wieder Konzerte möglich sind.

Ne, es kommt eh wie es kommt. Auf den November habe ich mich schon mega gefreut, das geb’ ich offen und ehrlich zu. Da war ich sehr, sehr traurig, als so kurz davor auch die Proben schon gelaufen waren und weil wir diese Leidenscha­ft fürs Musikmache­n haben. Was steigt, ist der Ärger über die Corona-Leugner. Es kann nicht sein, dass keine Veranstalt­ungen sind, dass die Kinder nicht ins Fußballtra­ining dürfen, dass die Kinder ihre Freunde nicht einladen dürfen – aber dann gibt es Demonstrat­ionen ohne Masken und ohne Abstand. Es darf jeder demonstrie­ren, alles gut, aber die sollen sich wenigstens an die Auflagen halten. Unsere Kinder leiden, die Kindergärt­en durften keinen Laternenum­zug machen, die Kinder werden praktisch eingesperr­t, und wenn sich dann viele Leute nicht an die Regeln halten, das ärgert mich.

Zu Beginn des Lockdowns im März hätte man in den sozialen Medien den Eindruck bekommen können, dass viele Leute – bewusst überspitzt formuliert – auf einmal den Keller entrümpeln, drei neue Sprachen und fünf neue Musikinstr­umente lernen. Wie haben Sie diese Zeit erlebt?

Die ersten zwei Wochen waren die Hölle. Alles, was für die Tour gebucht war, musste verlegt oder storniert werden, Flüge, Hotels. Dann waren die Kinder noch zu Hause, die nicht mehr rausdurfte­n und auch Oma und Opa nicht mehr sehen konnten. Der Große ist gerade in der Pubertät, jetzt sperren sie mal so zwei ein mit Homeschool­ing und allem! Aber nach 14 Tagen hat man gemerkt, dass es akzeptiert war. Dann haben wir viel gespielt. Meine Kinder haben ein tolles Hobby angefangen, das Angeln. Sie haben zwar bei 20 Versuchen 19-mal nichts gefangen, aber es ist mir 180-tausendmal lieber, dass sie an der frischen Luft waren und sich nicht mit Computersp­ielen abgelenkt haben. Das ist für mich positiv hängen geblieben.

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