Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Kirchengemeinden in der Region planen Investitionen
Corona wirkt sich finanziell auch auf die Kirche aus – Bezirkssynode wird live über YouTube gestreamt
BLAUBEUREN/REGION - Die Kirchen in Deutschland verlieren in der Corona-Krise laut einer Umfrage voraussichtlich mehr als eine Milliarde Euro an Steuereinnahmen. Der Leiter der Finanzabteilung der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Carsten Simmer, sagt, er gehen derzeit für die EKD von acht bis elf Prozent Rückgang der Kirchensteuereinnahmen aus. Dieser Finanzverlust ist auch in der Bezirkssynode in Blaubeuren am Donnerstagabend thematisiert worden. Trotzdem werden die Kirchengemeinden in der Region im kommenden Jahr auf stabilen finanziellen Beinen stehen. Allerdings stehen in den kommenden Jahren in vielen Kirchengemeinden der Region teure Renovierungen und Sanierungen an. Für die Öffentlichkeit wurde die Synode live im Internet übertragen.
Michaela Paulus, Leiterin der kirchlichen Verwaltungsstelle Ulm und Kirchenbezirksrechnerin für Blaubeuren, stellte die verschiedenen Haushaltspläne und Schlussrechnungen des Kirchenbezirks Blaubeuren vor. Generell wirtschaften die Gemeinden und der Bezirk gut, müssen sich aber wie die weltlichen Gemeinden auch den stetig steigenden Personalkosten in den verschiedenen Bereichen wie Verwaltung oder Kinderbetreuung stellen. Zudem kommen regelmäßig größere Kosten, besonders im Bereich der Gebäudeinstandhaltung, auf die Gemeinden zu. „Die Kosten für Renovierungen der Kirchengebäude in der Region steigen. Viele Gemeinden haben Probleme mit den Dächern. Zudem stehen jetzt viele Heizungserneuerungen an, wo meistens auch die komplette Elektrik neu gemacht werden muss“, erklärt Michaela Paulus.
Durch die Corona-bedingten Ausfälle der Kirchensteuer müsse der Bezirk im kommenden Jahr mit einer theoretischen Nullrunde rechnen, was die Erhöhung der Zuweisungen angehe. Alleine die noch bis 2023 laufende Anpassung der Zuweisungen sorge dafür, dass unter dem Strich wohl eine minimale Steigerung im Budget im Vergleich zum Vorjahr stehen werde. Bisher betrug die jährliche Steigerung, die für die Anpassung sorgen sollte, rund drei Prozent. In Zahlen bedeutet der Zuwachs rund 34 000 Euro für die Zuweisung von der Landeskirche,
die mit rund 3,1 Millionen Euro auf Vorjahresniveau bleibt.
Entsprechend sollen auch die Zuweisungen je Kirchengemeindemitglied in der Region stabil bleiben. Faktisch bedeutet das für die Gemeinden in der Region, dass diese mit den gleichen Haushaltsumfängen wie 2020 kalkulieren können. Michaela Paulus rechnet aktuell mit einem Rückgang der Gemeindemitglieder in 2021 um 318 Personen im Bezirk Blaubeuren. Durch Einsparungen und die Verschiebung von Kostenstellen hat der Bezirk weniger Kirchensteuer im Haushalt verwenden müssen. Mit angenommenen Tarifsteigerungen
von rund vier Prozent bei den Personalkosten werde dieser Puffer aber in den kommenden Jahren zusammenschrumpfen.
Die widrige finanzielle Situation mache das Wirtschaften zwar schwieriger, dennoch könne die Kirche ihr soziales Engagement weitgehend ohne Abstriche aufrecht erhalten. So seien für 2021 weiterhin umfangreiche Aktionen in der Frauenarbeit geplant und auch die Kinderfreizeit im Waldheim soll fortgeführt werden. Die finanziellen Aufwendungen im Diakonieverband steigen weiter an. Was dazu führt, dass der Haushalt des Verbandes erneut
nicht ausgeglichen ist. Im kommenden Jahr soll deswegen eine gemeinsame Tagung der Kirchenbezirksausschüsse über das Problem sprechen. Weil die Personalkosten im Bereich der Erwachsenenbildung durch einen Wechsel in der Leitung deutlich sinken, sind auch dort Einsparungen möglich und das Angebot kann im üblichen Umfang aufrechterhalten werden.