Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Über Corona, Negativzins und die Umstrukturierung
Generalversammlung der Volksbank Laichinger Alb erfolgt schriftlich – Das sind die Inhalte
ALB●- Die Generalversammlung LAICHINGER der Volksbank Laichinger Alb wurde vom Frühsommer in den Herbst verschoben. Jetzt steht fest: Aufgrund der Corona-Pandemie kann diese nicht in der üblichen Präsenzveranstaltung erfolgen. Das bedeute, neue Wege zu gehen: Es erfolgt nun eine schriftliche Generalversammlung – mit Abstimmung (siehe Informationskasten).
10 180 Mitglieder zählt die Volksbank Laichinger Alb. „Das wäre mit einer Videoübertragung einfach nicht zu stemmen. Wir sind eine Mitgliederversammlung. Es soll und muss alles juristisch fundiert sein“, macht der Vorstandsvorsitzende Ralf Schiffbauer klar. Im Pressegespräch werden deswegen jene Zahlen, Daten und Fakten vorgestellt, die sonst Raum in der Generalversammlung finden.
Die Bankenaufsicht habe angesichts der Pandemie und der daraus entstehenden Rezession die Erwartung an allen Banken ausgesprochen, bis Oktober dieses Jahres keine Dividenden auszuschütten. So verfuhr auch die Volksbank Laichinger Alb, möchte das jetzt aber nachholen. Der Vorstand schlägt im Einvernehmen mit dem Aufsichtsrat vor, den Jahresüberschuss von 882 825 Euro so zu verwenden, dass eine dreiprozentige Dividende ausgeschüttet werden kann. Das entspricht 99 644 Euro. „Das ist mit Blick auf die unbekannten Risiken durch Corona vertretbar“, ist sich Schiffbauer sicher.
Er blickt auf das Jahr 2019 zurück. Wesentlich im Geschäftsjahr 2019 sei die Weiterentwicklung des Bankgeschäftes durch die Digitalisierung gewesen. Das bedeutet bei der Volksbank unter anderem die Umstrukturierung durch die Schließung von Kleinstgeschäftsstellen (wir berichteten). Die verbleibenden Geschäftsstellen und die Hauptstelle würden durch den VR-MeinService nachhaltig zukunftsfähig. VR-MeinService ist ein videounterstützter Kontoservice. Die Servicezeiten werden von 9 bis 18 Uhr ausgeweitet. Der Service, und das sei wichtig, geschehe durch die eigenen Mitarbeiter. Zudem sei es eine gute Ergänzung für die persönliche Beratung vor Ort. Vorstand Marcus Vögl zieht eine erste Bilanz zum VR-MeinService. 500 000 Euro seien in die Filialen-Umstrukturierung investiert worden. „Das ist eine Investition in die Zukunft und in die Region. Mittelfristig wollen wir diese Struktur so erhalten“, sagt Vögl. Zur Nutzung von VR-MeinService gebe es positive Rückmeldungen. Natürlich habe es erste Hemmschwellen gegeben, doch diese würden nach und nach gemeinsam abgebaut. Die Plattform habe Potenzial. Die Volksbank Laichinger Alb könnte sich diese auch als Schnittstelle, als eine Art digitalen Marktplatz für die Region, vorstellen, wenn sich weitere Unternehmen, Verbände, Institutionen
oder auch Verwaltungen für eine Nutzung entscheiden. Dahingehend sei noch nichts Konkretes geplant, doch vorstellbar.
Die Volksbank Laichinger Alb schaue auf ein erfolgreiches Geschäftsjahr zurück. Die Bilanzsumme konnte um 7,2
Prozent auf 564,3 Millionen Euro erhöht werden. Entscheidend sei aber das Kundenvolumen. „Da konnten wir unsere Marktstellung halten. Das macht uns stolz“, sagt Schiffbauer. Das betreute Kundenvolumen habe sich 2019 um sechs Prozent auf 1,156 Millionen Euro erhöht. Die bilanziellen Kundeneinlagen sind um
„Da konnten wir unsere Marktstellung halten. Das macht uns stolz.“Ralf Schiffbauer
zehn Prozent auf 402,2 Millionen Euro gestiegen. Zuwächse habe es dahingehend im kurzfristigen Bereich gegeben. Das außerbilanzielle Kundenanlagevolumen erhöhte sich um neun Prozent auf 303,4 Millionen Euro. Darin sind laut Schiffbauer die Rückkaufswerte von Lebensversicherungen sowie die betreuten KundenWertpapierdepots und Anlagen bei der Union Investment enthalten.
Die Kundenforderungen seien weiter auf hohem Niveau: Die Investitionsbereitschaft der Unternehmen sowie die rege Bautätigkeit der Privatkunden seien im Jahr 2019 deutlich zu erkennen gewesen. Die wichtigste Ertragsquelle, der Zinsüberschuss, ging um 404 000 Euro zurück – auf 10,4 Millionen Euro. „Das tut weh“, so Schiffbauer. Der Provisionsüberschuss betrug im Jahr 2019 insgesamt 3,1 Millionen Euro und liege geringfügig unter dem Vorjahresniveau. Der Jahresabschluss liegt bei 882 825 Euro.
Blick auf das Jahr 2020: Die Volksbank Laichinger Alb sei mit Blick auf das Kundenvolumen weiter gewachsen, sei stabil in den Kosten und rechne mit einem ordentlichen Ergebnis in Vorjahreshöhe. Es gelte allerdings abzuwarten, was an der Börse weiter passiere. Das Jahr ist laut Ralf Schiffbauer durchaus „chaotisch“gewesen. Corona habe Auswirkungen gehabt, teilweise mussten Geschäftsstellen für einen gewissen Zeitraum schließen.
Sorge bereite zudem der Einlagenbereich mit Blick auf Negativzinsen. Im kommenden Jahr müsste die Volksbank mit Großeinlegern Gespräche führen, um den Negativzins weiterzugeben. Das könnte auch den Privatbereich treffen. Schiffbauer beruhigt: Sollte das so kommen, dann seien es im privaten Bereich etwa zwei Prozent der Kunden, die das betreffen würde. Dennoch: Mit dem genossenschaftlichen Auftrag und für eine faire Aufklärung sehe die Volksbank die Anlagenstrukturgespräche als Muss. So werde auch erfüllt, was Ziel sei und bleiben solle: „Wir sind in der Region da“, sagt Marcus Vögl.