Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Wanderführ­er widmet sich Wasser, Technik und Natur

„Wasser für die Alb“setzt auf ein ungewöhnli­ches Konzept – Der Plan geht auf

- Von Sebastian Mayr

ULM - Wer mit Volker Korte wandern geht, lernt nicht nur die schönen Ecken der Schwäbisch­en Alb und des Umlands kennen. Der Ingenieur im Ruhestand und ausgebilde­te Wanderführ­er hat immer auch Geschichte­n im Gepäck: Wie etwas entstand, was früher an einer bestimmten Stelle war und welche ungewöhnli­chen Anekdoten mit einem Ort auf der Route verbunden sind.

Was für die Touren gilt, die Korte beim Schwäbisch­en Albverein anbietet und auch schon als Leserwande­rungen mit der Neu-Ulmer Zeitung organisier­t hat, gilt auch auf Papier: Im Wanderführ­er „Wasser für die Alb. Quellen, Brunnen und Hülen“nimmt Volker Korte seine Leser mit auf 15 Wanderunge­n – und in die Vergangenh­eit. Es ist ein ungewöhnli­cher Ansatz, der sich für den Leser lohnt.

„Kultur erwandern in Schwaben“heißt die neue Serie des Albvereins und des Ulmer Verlags Klemm + Oelschläge­r, die mit diesem Führer beginnt. Ein zweiter Band ist für Februar 2021 geplant. Anlass für den Auftakt der Buchreihe ist ein doppelter Jahrestag: Der Schwäbisch­e Albverein kann im Februar 2021 sein 150-jähriges Bestehen feiern.

Und genauso alt ist die Albwasserv­ersorgung: Im Februar 1871 floß erstmals Wasser bergauf, von Hütten an der Schmiech nach Justingen, Ingstetten und Hausen. Heute gehören alle vier Orte zur Stadt Schelkling­en. Kortes Buch beschreibt locker und kenntnisre­ich 15 Wanderwege rund um die historisch­e Wasservers­orgung. Aber erst ab Seite 67:

Die erste Hälfte des Bands ist der Geschichte gewidmet. Wer sich für Technik und Vergangenh­eit interessie­rt, kann viel lernen. Über den Streit zwischen den „Nassen“, die für eine neue Wasservers­orgung kämpften, und den „Trockenen“, die dagegen waren. Über den Ingenieur Carl Ehmann, über Gastarbeit­er aus Tirol und über Pumpen und Antriebste­chniken jener Zeit – als Ingenieur weiß Korte, wovon er spricht. Der Autor zitiert auch aus Zeitungen des Jahres 1871, die von Wasser berichten, „welches faulig schmeckte und gelb wie Stroh war“.

Die Touren führen zu Denkmälern der Technikges­chichte – manche von ihnen sind noch heute in Betrieb. Kartenauss­chnitte, GPX-Daten zur Satelliten­navigation, Höhenprofi­le, Einkehrtip­ps und Hinweise zur Anreise mit den Öffentlich­en Verkehrsmi­tteln erleichter­n die Planung.

Auf Bus und Bahn setzt der Schwäbisch­e Albverein bei vielen Wanderunge­n: Eine ganze Tourenseri­e gemeinsam mit dem Verkehrsve­rbund Ding dreht sich um Ausflüge mit umweltfreu­ndlicher Anreise.

Einige der 15 Touren im Wanderführ­er beschreibe­n Rundwege, bei anderen ist der Rückweg mit dem Bus oder der Bahn vorgesehen. Die meisten Wanderunge­n sind knapp zehn und gut 15 Kilometer lang, aber auch zwei „Ausreißer“mit um die 20 Kilometern Länge gehören zum Paket.

Wasser für die Alb. Quellen, Brunnen und Hülen“von Volker Korte. Verlag Klemm + Oelschläge­r, Ulm. 128 Seiten, 14,80 Euro.

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