Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Natur sich selbst sein lassen
Eigentlich müsste es inzwischen jeder Gartenbesitzer wissen: Schottergärten wirken sich nachteilig auf das Stadtklima aus und verhindern, dass Regenwasser versickern kann. Die puristische Eleganz der Schottergärten duldet kein lästiges Grünzeug und bietet somit Tieren weder Lebensraum noch Nahrung. Viele der teuren Steine stammen aus weit entfernten Regionen und belasten so durch den Transport zusätzlich die Umwelt. Und dass Schottergärten in keinem Fall pflegeleicht sind, das dürfte sich auch schon herumgesprochen haben. Umso erstaunlicher ist es, dass diese Gestaltungselemente selbst vor den Häusern von informierten und aufgeschlossenen Menschen zu finden sind. Und dass man sie gar nicht so einfach aus den Gemeinden verbannen kann. Die Rechtslage gibt das aktuell noch nicht her, dass vor dem Juli 2020 angelegte Steinwüsten begrünt und beblüht werden müssen. Da muss erst ein Gerichtsurteil gefällt werden, welches klärt, ob die bestehenden Schottergärten unter Bestandschutz stehen oder nicht.
Doch bleibt zu hoffen, dass sich auch eingefleischte Steinfreunde von ihrer Gesteinskunst verabschieden und die Last des Erhalts der Artenvielfalt nicht nur auf den Schultern der Landwirte ablegen.
Auch Gemeinden sind gefragt, ob sie auf kurz gemähten Rasen bestehen wollen, oder ob eine Blumenwiese, die auch mal verblüht sein darf, nicht auch ein vertretbarer Anblick für die Bürger wäre.
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s.kuhn-urban@ schwaebische.de