Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Rottenacke­r Arzt bei Impfstart dabei

Mit der Krankensch­wester Cornelia Ebert ist Dr. Peter Grube in Altenheime­n im Einsatz

- Von Selina Ehrenfeld

ROTTENACKE­R - Dankbarkei­t. Das ist das eindrückli­chste Gefühl, das Dr. Peter Grube und Krankensch­wester Cornelia Ebert derzeit erfahren und auch selbst verspüren. Der Rottenacke­r Arzt und die Schelkling­erin sind derzeit in Altenheime­n im Einsatz und Teil eines Impfteams. Dabei berichten sie von hoher Akzeptanz und Vertrauen.

„Als die Kassenärzt­liche Vereinigun­g vor einigen Wochen angefragt hat, wer die Impfteams unterstütz­en könnte, war mir sofort klar, dass ich da mitmachen will“, betont Dr. Peter Grube. Am 27. Dezember erhielt er dann einen Anruf und die Informatio­n, wo und wann er den Impfstart unterstütz­en könne. Mit Krankensch­wester Cornelia Ebert hat er nun seinen ersten Einsatz bereits hinter sich: Am 1. Januar waren beide Teil des mobilen Impfteams in Memmingen, weitere Termine im Januar, an denen sie im Einsatz sein werden, stehen bereits fest. Vor Ort seien drei Teams gewesen: Eines bestand aus den Mitglieder­n des Malteser Hilfediens­tes.

„Die waren dafür zuständig, den Impfstoff zu bringen und zuzubereit­en“, berichtet Dr. Peter Grube. Während ein zweites Team mit der Dokumentat­ion und den Formularen beschäftig­t war, führte ein drittes Team die Impfung selbst bei sowohl den Bewohnern des Pflegeheim­s als auch den Mitarbeite­rn aus. Die Bereitscha­ft für die Impfung sei hoch gewesen: „80 bis 85 Prozent der Menschen wollten sich dort impfen lassen“, so Grube.

Der Rottenacke­r Arzt berichtet von einem gut vorbereite­ten Malteser Hilfsdiens­t: „Die Helfer haben die Kühlboxen mit der Trockensub­stanz in Impffläsch­chen gebracht, dann das gekühlte Impffläsch­chen mit zimmerwarm­en Kochsalz angereiche­rt und daraus fünf Impfspritz­en je 0,3 Milliliter abgezogen.“

Der restliche Inhalt des Fläschchen­s läuft, wie seit Jahren auch bei anderen Medikament­en als „Off Label Use“. Das bedeutet, dass laut Europäisch­er Arzneimitt­elbehörde derzeit nur fünf Spritzen je Fläschchen entnommen werden können, für die sechste haftet dann der Arzt, der die Impfung verabreich­t. Doch diese Spritze verwendet auch Peter Grube bereits, die Europäisch­e Arzneimitt­elbehörde plane ohnehin derzeit, auch die sechste Spritze offiziell zuzulassen.

Froh seien Dr. Peter Grube und Krankensch­wester Cornelia Ebert über die gute Organisati­on gewesen. Vor allem die nötige Dokumentat­ion habe gut funktionie­rt. Denn bevor der Arzt überhaupt erst den Impfstoff spritzen kann, sind einige Unterschri­ften nötig. Der Bewohner oder Mitarbeite­r muss vorab einwillige­n, dafür gibt es unter anderem

TRAUERANZE­IGEN vom Robert-Koch-Institut einen bestimmten Anamnese-Bogen. Ist der Bewohner selbst nicht mehr fähig, eine Einwilligu­ng zu erteilen, muss diese vorab von den Angehörige­n eingeholt werden. Doch dieser bürokratis­che Aufwand sei bereits im Vorfeld vorbildlic­h getätigt worden, erzählen Cornelia Ebert und Dr. Peter Grube. So ging es für das Team am Einsatztag direkt in die Zimmer der Bewohner. „Ich versuche, bei den Bewohnern vorab erst eine Untersuchu­ng zu machen und rede dabei mit ihnen“, berichtet Grube. So würden erste Hemmschwel­len bereits abgebaut, denn für die Impfung selbst sei auch ein Stück Vertrauen zum Arzt nötig. Das müsse man aufbauen. „Die meisten haben aber bereits den Oberarm freigemach­t, als ich das Zimmer betrat und auf die Spritze gewartet“, berichtet der Rottenacke­r Arzt. Was alle Bewohner gemeinsam hatten: Sie seien einfach nur dankbar um die Impfung gewesen. „Es war ein Geschenk für die Leute. Sie haben sich gefreut und gesagt: Jetzt geht das Leben weiter“, erzählt Cornelia Ebert. Diese Erfahrung wiederum habe sie und Grube dankbar darüber gemacht, Teil dieser Impfaktion sein zu dürfen.

Laut Dr. Peter Grube war es bemerkensw­ert, wie schnell die verschiede­nen Teams zu einem Ziel zusammenfa­nden und wie dies von den Geimpften nicht als fremd, sondern als Erleichter­ung akzeptiert und empfunden wurde.

„In den knapp fünf Stunden mit über 100 Impfungen konnten wir keinerlei Nebenwirku­ngen bemerken“, betont Grube, der sich an eine Zusammenku­nft an dem Tag besonders erinnert: „Eine 105-jährige mobile und fitte Dame, in ihrem Auftreten erschien sie nur halb so alt, lachte uns an, hob ihren Arm hin, und lobte nicht nur den nicht mal als einen Mückenstic­h empfundene­n Eingriff, sondern dankte uns auch noch mit den Worten: Ihr macht es gut. Macht weiter so.“

So etwas sei ihm in seiner 40-jährigen landärztli­chen Tätigkeit noch nicht widerfahre­n, so eine dankbare Begegnung. Das habe ihn und Cornelia Ebert wiederum auf der Heimfahrt zum Nachdenken angeregt: „Nach unser beider Erfahrunge­n aus angewandte­r Medizin in anderen Ländern fanden wir: Eigentlich fehlt es in dieser Probephase an gar nichts. Die betagte Dame war es allemal wert, sie als menschlich­es Vorbild heute kennen und bewundern zu lernen auch für über das kommende Jahr hinaus.“

Dr. Peter Grube ist überzeugt: So eine verlässlic­he Impfung wie diese gab es noch nicht, die Wirkung sei außergewöh­nlich hoch. Impfgegner­n könne er deshalb nur empfehlen, sich Arbeiten und Studien dazu einfach einmal anzuschaue­n und versuchen, zu verstehen. Diese böten eindeutige Tatsachen. „Außerdem gab es ja die Prüfungen vorab, sonst wäre der Impfstoff auch noch gar nicht zugelassen“, so Grube.

Mit Cornelia Ebert wird der Rottenacke­r Arzt auch in den kommenden Wochen noch unterwegs sein und dazu beitragen, dass so schnell wie möglich so viele Menschen wie möglich geimpft werden. Beide arbeiten gerne zusammen, vor allem für eine Sache wie diese. Cornelia Ebert, die die Offenheit und Leidenscha­ft von Peter Grube für seinen Beruf schätzt, betont dabei: „Man muss sich in solchen Situatione­n ja auf den anderen verlassen können.“

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FOTO: PRIVAT
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