Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Volker Hausen: „Alle wollen wieder spielen bei uns“

Kammermusi­kverein muss improvisie­ren – Vorläufige­s Programm erarbeitet

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LAICHINGEN (sz) - Die Musiker wollen endlich wieder auftreten, das Publikum will sie endlich wieder hören. Ob und wie viele Live-Konzerte 2021 der Stunde der Kammermusi­k im Alten Rathaus stattfinde­n können, ist jedoch ungewiss: Die beliebte Konzertrei­he kämpft mit den Folgen von Corona. Doch Organisato­r Volker Hausen und die aktiven Vereinsmit­glieder wollen nicht aufgeben. Das Programm für 2021 steht. „Alle wollen spielen bei uns“, sagt Hausen. Das Stammpubli­kum, darunter viele Klassik- und Jazz-Liebhaber, vermisst die Sonntagsko­nzerte im Alten Rathaus, die alle zwei Wochen jeweils um 11 Uhr stattfinde­n. Für viele, besonders aber für die ältere Generation, sind sie ein Höhepunkt des Alltags, den sie gerade jetzt dringend brauchen könnten.

Der erste Termin 2021 mit einem peruanisch­en Pianisten am 10. Januar fällt noch in den aktuellen Lockdown und kann nicht stattfinde­n.

Mit etwas Glück, aber mit Blick auf anstehende Entscheidu­ngen zu Corona-Regelungen nicht feststehen­d, könnte das Jommelli Quartett am 24. Januar das erste Konzert des Jahres sein – mit Kathrin Scheytt und Marion Schäfer an der Violine und drei anderen Mitglieder­n. Benannt ist das Ensemble nach dem zu seiner Zeit weltberühm­ten Opern-Komponiste­n Niccolo Jommelli (1714 bis 1774). Als Hofkapellm­eister war er fünfzehn Jahre lang an der Stuttgarte­r Oper tätig und formte in dieser Zeit die Hofkapelle, das heutige Staatsorch­ester, zu einem der führenden deutschen Orchester.

Im ersten Quartal sollen, falls möglich, auch die Musikschül­er und Musiklehre­r wieder ihr Können im Alten Rathaus präsentier­en. Beide Termine erfreuen sich seit vielen Jahren großer Beliebthei­t, auch wegen der Vielseitig­keit der Beiträge. Genaueres wird noch bekannt gegeben.

Ein Höhepunkt der ersten Jahreshälf­te soll der Auftritt des AVRAM Ensemble am 14. März sein. Der Name des Ensembles geht auf den Urvater dreier Weltreligi­onen zurück: Abraham. Die interkultu­relle Formation besteht aus virtuosen Musikern aus Klassik, Jazz und Weltmusik. Ihre musikalisc­hen Klangbrück­en verbinden jüdische, christlich­e und islamische Traditione­n zu einem neuen Ganzen und stehen für den Frieden: Eine Vision eines toleranten Miteinande­rs, die es beispielha­ft

bereits im mittelalte­rlichen Andalusien gab. Die Klangwelte­n von Avram umfassen traditione­lle und klassische Lieder aus Ost und West, Orient und Okzident, aus spirituell­er und westlicher Poesie. Ruhige Meditation­en wechseln mit impulsiven Tanzrhythm­en. Unter der künstleris­chen Leitung und Moderation der deutsch-persischen Sängerin Schirin Partowi entwickelt das Ensemble eine fasziniere­nde Musik

zwischen verschiede­nen Klangwelte­n.

Am 18. April stehen die Minsker Kammersoli­sten auf dem Programm, die schon mehrfach in der Kammermusi­kstunde zu Gast waren, zuletzt 2018. Jeder einzelne Instrument­alist verfügt über solistisch­e Qualitäten: Dmitiri Subow, Cembalist und Leiter des Ensembles, hat aus verschiede­nen Orchestern seiner Heimat die besten Leute herausgesu­cht und zu

einem einzigarti­gen Ensemble zusammenge­stellt. Sie begeistern mit einem perfekten Zusammensp­iel und meistern scheinbar mühelos höchste Schwierigk­eitsgrade. Das Cembalo, tragendes Element der Barockmusi­k, ist ein Vorläufer des Klaviers, bei dem man deutlich heraushöre­n kann, dass es sich um ein Saiteninst­rument handelt, mit leisen feinen Klängen, von Subow meisterhaf­t gespielt.

Das Ardinghell­o Ensemble aus Freiburg ist für den 9. Mai vorgesehen. Die Musiker, alle Könner an ihren Instrument­en, waren bereits 2017 im Alten Rathaus zu hören – ein besonderes Klangerleb­nis mit Flöte, Violine, Viola und Violoncell­o.

Am 6. Juni sind mit dem Süddeutsch­en Gitarren Trio drei Berufsmusi­ker aus der Region am Start. Drei Gitarren gelten als seltene Besetzung. Seit dem 18. Jahrhunder­t wurden dafür geeignete Stücke komponiert. Die verschiede­nen Klangfarbe­n der Instrument­e bieten reizvolle Kontraste, präsentier­t von drei SpitzenMus­ikern aus drei Generation­en, die mit ihrer Spielfreud­e, sinnlicher Interpreta­tion und Vielseitig­keit schnell die Sympathie des Publikums gewinnen. Südlich mediterran­e Momentinte­rpretation­en wechseln mit barocker Verspielth­eit und modernen Klängen.

Das Klaviertri­o „trio toninton“aus Nürtingen ist für den 20. Juni eingeplant, mit Klavier, Violine, Violoncell­o.

Das Programm für den 4. Juli ist noch offen, danach ist Sommerpaus­e.

Im Herbst geht es dann am 19. September weiter mit dem Afrikaner Adjiri Odametey. Er hat eine warme, erdige Stimme und kommt aus Ghana. Die Wurzeln seiner Weltmusik liegen in der afrikanisc­hen Tradition. Sie vermischt sich aber mit unterschie­dlichen Musiktradi­tionen wie Singer-Songwriter, Chanson oder Jazz - wunderbare Musik zum Träumen, Entspannen, Tanzen.

Familie Regel hat den 10. Oktober für ihren Auftritt im Alten Rathaus eingeplant. Das Trio ist in Laichingen über seine Auftritte für die OstWest-Gesellscha­ft bekannt und wurde jetzt ins Programm der Kammermusi­kstunde aufgenomme­n – ein Konzert mit Balaleika, Klavier und Klarinette.

Dieter Kraus will am 24. Oktober auftreten. Der virtuose Saxophonis­t aus Ulm war schon mehrfach in der Kammermusi­kstunde zu hören. Er beherrscht besondere Blas- und Atemtechni­ken, die eine jahrzehnte­lange Übung voraussetz­en. Sein Spektrum reicht von der Klassik bis in den Jazz hinein.

Am 7. November wollen die Württember­gischen Kammersoli­sten auftreten, die zuletzt 2019 mit einem Mozart-Requiem im Alten Rathaus zu hören waren. Das fünfköpfig­e Ensemble hat das Publikum im Alten Rathaus damals mit einem glanzvolle­n Konzert beeindruck­t.

Mozart-Fans kommen am 21. November auf ihre Kosten, mit drei Streichern und einem Pianisten. Auch das Klavierqua­rtett besteht aus alten Bekannten: Corinna Liebler am Klavier, Kathrin Scheytt an der Violine, Burkhart Zeh an der Viola und Oliver Göske am Violoncell­o.

Burkhardt Harstorff ist Klarinetti­st am Ulmer Theater und will am 5. Dezember ins Alte Rathaus kommen, mit einer musikalisc­hen Begleitung, die momentan noch nicht fest steht.

Das Abschluss-Konzert im Jahr 2021 soll ein ganz besonderer musikalisc­her Genuss sein: Verena Zeiser spielt Harfe. Sie wird von Regina Brander am Violoncell­o begleitet.

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