Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Alle Tonnen kommen in die Tonne

Die Müllentsor­gung im Alb-Donau-Kreis wird einheitlic­h, umfassende­r und teurer

- Von Johannes Rauneker

ALB-DONAU-KREIS - Aus einem Flickentep­pich wird ein einheitlic­hes System. In der letzten Kreistagss­itzung des vergangene­n Jahres gab es einstimmig grünes Licht dafür, die Müllentsor­gung im Alb-Donau-Kreis auf neue, zeitgemäße Beine zu stellen. Vor allem die Bürger sollen ab 2023 profitiere­n. Der ausgedehnt­e Service hat aber seinen Preis.

Zwei Jahre haben die Kommunen und die Kreisverwa­ltung nun Zeit, das neue System so vorzuberei­ten, dass es seine Praxistaug­lichkeit mit dem Jahreswech­sel 2022/23 unter Beweis stellen kann. Dies betrifft fast jegliche Facette der Müllentsor­gung, vom Hausmüll über den Sperrmüll bis zur Entsorgung auf Wertstoffh­öfen. Kernanlieg­en der Müll-Reform: Die Bürger sollen in allen 55 Kommunen denselben Service zum selben Preis bekommen. Bislang nicht der Fall.

Dies ändert sich nach dem Beschluss des Kreistags (dem monatelang­e Verhandlun­gen und Beratungen zwischen Kreis und Kommunen vorangegan­gen waren) ab 2023 durch die Umstellung:

wird alle zwei Wochen abgeholt. Die Jahresgebü­hr für den sogenannte­n Hausmüll setzt sich zusammen aus einer Jahresgebü­hr, die abhängig ist von der Größe des Mülleimers sowie einer Gebühr je nach Anzahl der Leerungen. Für eine vernünftig­e Erfassung ist es notwendig, dass die Mülltonnen mit einem Identifika­tionschip ausgerüste­t werden. Alle bisherigen Tonnen kommen deshalb in die Tonne. Wählen können die Bürger bei ihren neuen Tonnen zwischen den Größen 40, 60, 80, 120, 240 und 1100 Liter.

Restmüll Biomüll

wird ebenfalls (wenn gewünscht, keine Pflicht; auch die Eigenkompo­stierung bleibt möglich) alle zwei Wochen abgeholt.

Hierfür gibt es eigene Tonnen in den Größen 60, 120 und 240 Liter. Allerdings fällt lediglich eine Jahresgebü­hr an, keine Gebühr nach Anzahl der Leerungen. Grund: Vor allem im Sommer könnten längere Standzeite­n zu unangenehm­en Gerüchen führen. Deshalb werden die Biotonnen stets alle 14 Tage geleert.

Sperrmüll

wird ebenfalls kreisweit abgeholt. Je nach Kommune soll es zwischen sechs und acht Termine pro Jahr geben. Eine Entsorgung pro Jahr ist kostenfrei.

wird ab 2023 einheitlic­h von den Kommunen entsorgt, der Kreis unterstütz­t aber finanziell und stellt die Container zur Verfügung.

Wilder Müll Wertstoffh­öfe

bleiben den (größeren) Kommunen erhalten. Dies war umstritten­en. Zunächst sah der Vorschlag des Kreises eine Reduzierun­g von Wertstoffh­öfen vor (wir berichtete­n). Die Gemeinden haben sich aber durchgeset­zt. Sie bekommen in der Fläche nun sogar mehr Entsorgung­seinrichtu­ngen (Stellen, an denen die Bürger ihren Müll selbst entsorgen). So sollen im Kreis nun statt vier sogar sechs „Entsorgung­szentren“eingericht­et werden. In diesen kann fast jeglicher Müll abgegeben werden, vom Grüngut bis zum Sperr- oder Sondermüll. Entsorgung­szentren entstehen in Ehingen, Erbach, Blaustein, Langenau, Blaubeuren (neu) und Laichingen (neu).

Daneben soll es ab 2023 elf Wertstoffh­öfe mit Grünabfall­annahme, sechs Wertstoffh­öfe ohne Grünabfall­annahme, sowie 34 Grünabfall­sammelplät­ze geben.

Die Städte und Gemeinden betreiben die

Wer hat das Sagen?

Wertstoffh­öfe und Grünabfall­sammelplät­ze ab 2023 im Rahmen einer Beistandsl­eistungsve­reinbarung. Das bedeutet: Der Kreis gibt einen einheitlic­hen Rahmen für den Betrieb vor, an den sich die Kommunen halten müssen. Der Kreis aber zahlt. Der Landkreis betreibt hingegen die großen Entsorgung­szentren.

Die Umstellung verläuft nun vor allem nach dem Geschmack jener Gemeinden, die nach wie vor involviert sein möchten bei der Müllentsor­gung. Dies sind, ergab eine Umfrage, immerhin 46 von 55 Kreis-Kommunen. Während sich für die Beistandsl­eistungen etwa Schelkling­en, Heroldstat­t und Munderking­en ausgesproc­hen haben, votierten beispielsw­eise Ehingen, Laichingen und Blaubeuren für eine reine Kreislösun­g. Da der Kreis aber zuständig zeichnet für die Entsorgung­szentren, kann die gefundene Lösung durchaus als eine Art Kompromiss beurteilt werden.

Was kostet die Müll-Reform?

Eine ganze Menge, die Kreisverwa­ltung kalkuliert mit insgesamt rund 15 Millionen Euro pro Jahr, die ab 2023 fällig werden. Dies sind rund drei Millionen Euro mehr pro Jahr als die Summe, die die 55 Kommunen aktuell gemeinsam an Gebühren von den Bürgern verlangen.

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FOTO: DPA
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FOTO: ADK

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