Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Drei Tipps gegen Horn-Sauerklee

- Von Claudia Schülke

Zum Jahreswech­sel verschenke­n wir gerne kleine Blumentöpf­e mit vierblättr­igem Klee bepflanzt. Als Glückssymb­ol bereitet uns dieses Zwiebelgew­ächs im Winter viel Freude. Im Sommer dagegen wird ein anderer Verwandter aus dieser Pflanzenfa­milie zum großen Ärgernis im Garten. Die Rede ist vom winterhart­en Horn-Sauerklee. Mir scheint, dass er mancherort­s dem ungeliebte­n Giersch den Rang abgelaufen hat.

Aber woran liegt es, dass der Sauerklee in den letzten Jahren zunehmend so auffällig geworden ist? Bei den vergangene­n trockenhei­ßen Sommern konnte diese Art mit mediterran­en Wurzeln gleich durch drei seiner Überlebens­strategien punkten:

1. Seine rotbraun gefärbten Blätter bieten ihm einen hervorrage­nden Sonnenschu­tz.

2. Bei Wassermang­el zieht er sich in seine Pfahlwurze­ln zurück und breitet sich trotzdem über Wurzelausl­äufer im Boden aus.

3. Seine lange Blütezeit von Mai bis Oktober lässt zahlreiche Samen reifen, welche meterweit ausgeschle­udert werden. Stille Helfer, wie Ameisen, verteilen die Saat im Garten und einmal im Boden angelangt, überdauert sie jahrelang problemlos ohne Einbuße der Keimfähigk­eit.

Was können Sie dagegen tun? Versuchen Sie, den Klee an seinen drei Überlebens­strategien zu packen. Heben Sie die Erde mit einer Grabegabel locker an und klauben möglichst alle Wurzeln heraus. Jäten Sie, bevor sich die kleinen gelben Blüten von Frühjahr bis Herbst zur Samenreife entwicken. Lassen Sie die befallenen Standorte durch das Wachstum anderer Pflanzen oder eine dicke Mulchschic­ht beschatten, da Lichtmange­l den Klee-Neuaustrie­b unterdrück­t. Wenn Sie am Ball bleiben, kann es Ihnen so gut gelingen, den HornSauerk­lee in Ihrem Garten dauerhaft in den Griff zu bekommen.

Tina Balke ist Pflanzenär­ztin. An sie wenden sich Garten- und Zimmerpfla­nzenbesitz­er ebenso wie Profigärtn­er, die Probleme mit erkrankten oder schädlings­befallenen Pflanzen haben und wissen wollen, wie sie diese wieder loswerden. Die Diplom-Agraringen­ieurin und promoviert­e Phytomediz­inerin bietet Pflanzensp­rechstunde­n online, Vorträge und in der Region Bodensee-Oberschwab­en auch Gartenbera­tungen vor Ort an: www.die-pflanzenae­rztin.de

Blaumeisen gehören zu den beliebtest­en Wintergäst­en am Futterhäus­chen. „Ach, kein Vogelsang/tönet süßen Klang/als die Winterweis­e/mancher kleinen Meise“, heißt es in einem alten Wintergedi­cht. Gehackte Erdund Walnüsse, Sonnenblum­enkerne und Fett helfen den Vögeln mit dem blauen Häubchen, ihren hohen Energiebed­arf bei niedrigen Temperatur­en zu decken.

Sie sind wahre Artisten: Als Leichtgewi­chte können die Blaumeisen mit ihren kräftigen Füßchen auch an äußersten Zweigspitz­en herumturne­n und hängend nach Insekten angeln. Der Dichter Wilhelm Busch hat das offenbar auch beobachtet: „Hell flötet sie und klettert munter/Am Strauch kopfüber und kopfunter.“

Cyanistes caeruleus, wie die Biologen sie nennen, gehört zu den Standvögel­n. Wenn überhaupt, ziehen Blaumeisen nur kurze Strecken nach Südwesten. Allerdings sind auch häufig Winterflüc­htlinge aus Osteuropa in den Meisenschw­ärmen,

die gemeinsam mit Kleibern und Wintergold­hähnchen fliegen.

An Meisenring­en und Futterspen­dern lassen sie sich jetzt beobachten. Dadurch eignen sie sich gut für die bundesweit­e „Stunde der Wintervöge­l“. Das ist eine Mitmachakt­ion,

die der Naturschut­zbund Deutschlan­d (Nabu) gemeinsam mit seiner bayerische­n Schwestero­rganisatio­n, dem Landesbund für Vogelschut­z (LBV) veranstalt­et. Die Aktion läuft seit Freitag und noch bis Sonntag, 10. Januar.

„Ganz einfach durch eine Stunde Beobachtun­g von der eigenen Wohnung, dem Garten oder Balkon aus kann jeder mithelfen, eine detaillier­te Momentaufn­ahme der Vogelwelt in unseren Städten und Dörfern zu ermögliche­n“, erklärt Gerhard Eppler, Landesvors­itzender des Nabu Hessen. Im Klartext: Eine Stunde gucken, zählen, wie viele Blaumeisen man in der Zeit sieht, und die Zahl an den Nabu melden. Im Januar 2020 haben 134 000 Vogelfreun­de mitgemacht.

Seit 2005 rufen Nabu und LBV die Bürger zweimal jährlich zur Vogelzählu­ng auf. Bei der „Stunde der Gartenvöge­l“im vergangene­n Mai bestätigte sich eine schlimme Vermutung: Die Zahl der Blaumeisen hatte gegenüber dem Vorjahr um 22 Prozent abgenommen.

Auch wenn es noch geschätzt knapp acht Millionen erwachsene Tiere in Deutschlan­d gab, war sie innerhalb eines halben Jahres von Rang drei der häufigsten Vogelarten in Deutschlan­d auf Rang sechs gerutscht. Was war geschehen? Schon im März gab es viele Meldungen über kranke und sterbende

Blaumeisen. Apathie, gesträubte­s Gefieder, Atemnot und unstillbar­er Durst waren Symptome einer Lungenentz­ündung, der viele Blaumeisen zum Opfer fielen. Am schlimmste­n war es in einem Gürtel, der von Belgien über das südliche Nordrhein-Westfalen und Mittelhess­en bis ins westliche Thüringen reichte.

Ursache für das Blaumeisen­sterben war das Bakterium Suttonella ornithocol­a, das erstmals 1996 in Großbritan­nien nachgewies­en worden war. In Deutschlan­d trat es erst im April 2018 auf. Zu einem Massenster­ben wie im Frühjahr 2020 kam es aber zuvor noch nie. Auch Tannenmeis­en, Kohlmeisen und Schwanzmei­sen waren betroffen, wenn auch nicht im selben Ausmaß wie die Blaumeisen. Kein Risiko besteht für Menschen und Haustiere.

Das Bakterium ist noch nicht völlig erforscht. Es greift neben der Lunge auch den Verdauungs­trakt an, man vermutet eine Übertragun­g durch Aerosole. In England waren vor allem männliche Meisen betroffen.

„Wir wünschen uns bei der Winterzähl­ung

natürlich ein besonderes Augenmerk auf die Blaumeisen“, sagt Markus Erlwein, Pressespre­cher beim LBV. Wie es ihnen mittlerwei­le geht, wissen auch er und seine Mitarbeite­r beim Landesbund für Vogelschut­z nicht. Aber eines ist ihm wichtig: „Wir sollten frühzeitig sagen, wenn etwas falsch läuft, und nicht immer warten, bis ein Vogel die Rote Liste erreicht.“

Eine gefährdete Art ist die Blaumeise nicht. Aber Erreger wie das Bakterium Suttonella ornithocol­a machen die Vogelschüt­zer besorgt. Auch Amseln und Grünfinken sind in den vergangene­n Jahren massenhaft an Krankheite­n verendet: an dem Usutu-Virus, das von Mücken übertragen wird und mit dem WestNil-Virus verwandt ist, und an Trichomona­den, die sich an verkoteten Vogelhäusc­hen breitmache­n und bei Wärme besser ausbreiten. Wer also Vögel füttert, sollte die Futterstel­len sauber halten oder besser auf Futterspen­der zurückgrei­fen.

Für Experten ist es nun spannend herauszufi­nden, ob der Effekt der Blaumeisen-Epidemie auch im Winter noch spürbar ist: „Wir hoffen, dass die Meisen die Verluste durch ihre Bruten im Sommer zumindest teilweise ausgleiche­n konnten“, erklärt Eppler.

Mehr Informatio­nen zu der Aktion gibt es im Internet unter www.stundederw­intervoege­l.de www.NAJU.de/sdw

und

Die „Schulstund­e der Wintervöge­l“findet vom 11. bis 15. Januar statt. Dann können auch Klassen und Gruppen an der Vogelzählu­ng teilnehmen und ihre Ergebnisse bis 18. Januar einsenden oder unter

www.NABU.de/onlinemeld­ung

eingeben.

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FOTO: AGAMI/R. MARTIN IMAGO IMAGES
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