Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Drei Tipps gegen Horn-Sauerklee
Zum Jahreswechsel verschenken wir gerne kleine Blumentöpfe mit vierblättrigem Klee bepflanzt. Als Glückssymbol bereitet uns dieses Zwiebelgewächs im Winter viel Freude. Im Sommer dagegen wird ein anderer Verwandter aus dieser Pflanzenfamilie zum großen Ärgernis im Garten. Die Rede ist vom winterharten Horn-Sauerklee. Mir scheint, dass er mancherorts dem ungeliebten Giersch den Rang abgelaufen hat.
Aber woran liegt es, dass der Sauerklee in den letzten Jahren zunehmend so auffällig geworden ist? Bei den vergangenen trockenheißen Sommern konnte diese Art mit mediterranen Wurzeln gleich durch drei seiner Überlebensstrategien punkten:
1. Seine rotbraun gefärbten Blätter bieten ihm einen hervorragenden Sonnenschutz.
2. Bei Wassermangel zieht er sich in seine Pfahlwurzeln zurück und breitet sich trotzdem über Wurzelausläufer im Boden aus.
3. Seine lange Blütezeit von Mai bis Oktober lässt zahlreiche Samen reifen, welche meterweit ausgeschleudert werden. Stille Helfer, wie Ameisen, verteilen die Saat im Garten und einmal im Boden angelangt, überdauert sie jahrelang problemlos ohne Einbuße der Keimfähigkeit.
Was können Sie dagegen tun? Versuchen Sie, den Klee an seinen drei Überlebensstrategien zu packen. Heben Sie die Erde mit einer Grabegabel locker an und klauben möglichst alle Wurzeln heraus. Jäten Sie, bevor sich die kleinen gelben Blüten von Frühjahr bis Herbst zur Samenreife entwicken. Lassen Sie die befallenen Standorte durch das Wachstum anderer Pflanzen oder eine dicke Mulchschicht beschatten, da Lichtmangel den Klee-Neuaustrieb unterdrückt. Wenn Sie am Ball bleiben, kann es Ihnen so gut gelingen, den HornSauerklee in Ihrem Garten dauerhaft in den Griff zu bekommen.
Tina Balke ist Pflanzenärztin. An sie wenden sich Garten- und Zimmerpflanzenbesitzer ebenso wie Profigärtner, die Probleme mit erkrankten oder schädlingsbefallenen Pflanzen haben und wissen wollen, wie sie diese wieder loswerden. Die Diplom-Agraringenieurin und promovierte Phytomedizinerin bietet Pflanzensprechstunden online, Vorträge und in der Region Bodensee-Oberschwaben auch Gartenberatungen vor Ort an: www.die-pflanzenaerztin.de
Blaumeisen gehören zu den beliebtesten Wintergästen am Futterhäuschen. „Ach, kein Vogelsang/tönet süßen Klang/als die Winterweise/mancher kleinen Meise“, heißt es in einem alten Wintergedicht. Gehackte Erdund Walnüsse, Sonnenblumenkerne und Fett helfen den Vögeln mit dem blauen Häubchen, ihren hohen Energiebedarf bei niedrigen Temperaturen zu decken.
Sie sind wahre Artisten: Als Leichtgewichte können die Blaumeisen mit ihren kräftigen Füßchen auch an äußersten Zweigspitzen herumturnen und hängend nach Insekten angeln. Der Dichter Wilhelm Busch hat das offenbar auch beobachtet: „Hell flötet sie und klettert munter/Am Strauch kopfüber und kopfunter.“
Cyanistes caeruleus, wie die Biologen sie nennen, gehört zu den Standvögeln. Wenn überhaupt, ziehen Blaumeisen nur kurze Strecken nach Südwesten. Allerdings sind auch häufig Winterflüchtlinge aus Osteuropa in den Meisenschwärmen,
die gemeinsam mit Kleibern und Wintergoldhähnchen fliegen.
An Meisenringen und Futterspendern lassen sie sich jetzt beobachten. Dadurch eignen sie sich gut für die bundesweite „Stunde der Wintervögel“. Das ist eine Mitmachaktion,
die der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) gemeinsam mit seiner bayerischen Schwesterorganisation, dem Landesbund für Vogelschutz (LBV) veranstaltet. Die Aktion läuft seit Freitag und noch bis Sonntag, 10. Januar.
„Ganz einfach durch eine Stunde Beobachtung von der eigenen Wohnung, dem Garten oder Balkon aus kann jeder mithelfen, eine detaillierte Momentaufnahme der Vogelwelt in unseren Städten und Dörfern zu ermöglichen“, erklärt Gerhard Eppler, Landesvorsitzender des Nabu Hessen. Im Klartext: Eine Stunde gucken, zählen, wie viele Blaumeisen man in der Zeit sieht, und die Zahl an den Nabu melden. Im Januar 2020 haben 134 000 Vogelfreunde mitgemacht.
Seit 2005 rufen Nabu und LBV die Bürger zweimal jährlich zur Vogelzählung auf. Bei der „Stunde der Gartenvögel“im vergangenen Mai bestätigte sich eine schlimme Vermutung: Die Zahl der Blaumeisen hatte gegenüber dem Vorjahr um 22 Prozent abgenommen.
Auch wenn es noch geschätzt knapp acht Millionen erwachsene Tiere in Deutschland gab, war sie innerhalb eines halben Jahres von Rang drei der häufigsten Vogelarten in Deutschland auf Rang sechs gerutscht. Was war geschehen? Schon im März gab es viele Meldungen über kranke und sterbende
Blaumeisen. Apathie, gesträubtes Gefieder, Atemnot und unstillbarer Durst waren Symptome einer Lungenentzündung, der viele Blaumeisen zum Opfer fielen. Am schlimmsten war es in einem Gürtel, der von Belgien über das südliche Nordrhein-Westfalen und Mittelhessen bis ins westliche Thüringen reichte.
Ursache für das Blaumeisensterben war das Bakterium Suttonella ornithocola, das erstmals 1996 in Großbritannien nachgewiesen worden war. In Deutschland trat es erst im April 2018 auf. Zu einem Massensterben wie im Frühjahr 2020 kam es aber zuvor noch nie. Auch Tannenmeisen, Kohlmeisen und Schwanzmeisen waren betroffen, wenn auch nicht im selben Ausmaß wie die Blaumeisen. Kein Risiko besteht für Menschen und Haustiere.
Das Bakterium ist noch nicht völlig erforscht. Es greift neben der Lunge auch den Verdauungstrakt an, man vermutet eine Übertragung durch Aerosole. In England waren vor allem männliche Meisen betroffen.
„Wir wünschen uns bei der Winterzählung
natürlich ein besonderes Augenmerk auf die Blaumeisen“, sagt Markus Erlwein, Pressesprecher beim LBV. Wie es ihnen mittlerweile geht, wissen auch er und seine Mitarbeiter beim Landesbund für Vogelschutz nicht. Aber eines ist ihm wichtig: „Wir sollten frühzeitig sagen, wenn etwas falsch läuft, und nicht immer warten, bis ein Vogel die Rote Liste erreicht.“
Eine gefährdete Art ist die Blaumeise nicht. Aber Erreger wie das Bakterium Suttonella ornithocola machen die Vogelschützer besorgt. Auch Amseln und Grünfinken sind in den vergangenen Jahren massenhaft an Krankheiten verendet: an dem Usutu-Virus, das von Mücken übertragen wird und mit dem WestNil-Virus verwandt ist, und an Trichomonaden, die sich an verkoteten Vogelhäuschen breitmachen und bei Wärme besser ausbreiten. Wer also Vögel füttert, sollte die Futterstellen sauber halten oder besser auf Futterspender zurückgreifen.
Für Experten ist es nun spannend herauszufinden, ob der Effekt der Blaumeisen-Epidemie auch im Winter noch spürbar ist: „Wir hoffen, dass die Meisen die Verluste durch ihre Bruten im Sommer zumindest teilweise ausgleichen konnten“, erklärt Eppler.
Mehr Informationen zu der Aktion gibt es im Internet unter www.stundederwintervoegel.de www.NAJU.de/sdw
und
Die „Schulstunde der Wintervögel“findet vom 11. bis 15. Januar statt. Dann können auch Klassen und Gruppen an der Vogelzählung teilnehmen und ihre Ergebnisse bis 18. Januar einsenden oder unter
www.NABU.de/onlinemeldung
eingeben.