Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
„Wir wollten absurde Situation vermeiden“
Der CDU-Landtagsabgeordnete Manuel Hagel hat um eine Nachbesserung der CoronaRegeln gekämpft. SZRedakteur Tobias Götz hat bei dem Ehinger nachgefragt, warum.
Herr Hagel, in einem offenen Brief an Ministerpräsident Kretschmann haben Sie mit weiteren Kollegen der CDU-Landtagsfraktion gefordert, dass in Sachen Kontaktbeschränkungen nicht die volle Härte angewendet wird. Laut Beschluss ist aktuell vorgesehen, dass sich nur ein Haushalt mit einer weiteren Person treffen darf. Kinder unter 14 sollen dabei – anders als in den vergangenen Wochen – mitgezählt werden.
Meine Kollegen und ich stehen zu 100 Prozent hinter den beschlossenen Maßnahmen. Der Kurs unserer Bundeskanzlerin Angela Merkel ist richtig. Das Problem sind nicht die Maßnahmen, es ist dieses Virus. Wir dürfen niemals vergessen: Hinter jeder Zahl, hinter jeder Infektion steht immer vor allem das Schicksal eines Menschen. Der ursprüngliche Beschluss, dass Kinder unter 14 wie Erwachsene gezählt werden sollen, sahen wir mit Skepsis. Familien stehen für uns ganz weit vorne. Uns ist es daher wichtig, dass unsere Kinder auch weiterhin ihre Großeltern und engste Verwandte sehen dürfen, ohne damit gegen die Corona-Auflagen zu verstoßen. Wir wollten die absurde Situation vermeiden, dass Großeltern ihr Enkelkind nicht mehr zusammen besuchen dürfen, das Enkelkind alleine aber die Großeltern. Auch ist der Kontakt zu Gleichaltrigen wertvoll. Wissenschaftliche Studien bestätigen diese Sicht. Wichtig ist uns, dass wir einfach eine praktikable Lösung für Familien und Alleinerziehende finden. Ich bin froh, dass uns das nun gelungen ist.
Viele Menschen ächzen immer mehr unter den Corona-Regeln. Vor allem die Tatsache, dass sich zwei Haushalte nicht mehr treffen dürfen, sorgt für großes Unverständnis.
Wir alle wollen das Virus effektiv bekämpfen. Das ist uns bei der ersten Welle gelungen. Wenn wir uns jetzt noch einmal anstrengen und zusammenhalten, wird es uns wieder gelingen. Durch die in England und Südafrika aufgetretenen Mutationen hat sich die Gefahr nochmals verschärft. Lassen Sie es mich aber in aller Klarheit sagen: Wir dürfen keinesfalls Tage mit mehr als 1000 Corona-Toten in unserem Land einfach so akzeptieren. Es muss effektiv gegengesteuert werden – auch wenn es derzeit hart ist. Die Gewissheit ist aber, dass durch das Impfen das Licht am Ende des Tunnels heller wird.
Sind Sie für eine Öffnung der Schulen ab 18. Januar, wie es Kretschmann anvisiert hat?
Die Frage nach den Schulöffnungen ist ja inzwischen zu einer Art Bekenntnisfrage geworden. Ich rate hier dringend zur verbalen Abrüstung. Bildung ist für unsere Kinder, ja für unsere Gesellschaft das A und O. Vollkommen unbestritten ist ebenso, dass Präsenzunterricht durch nichts zu ersetzen ist. Und ich weiß auch um die großen Belastungen für Schüler und Familien, die mit dem Homeschooling einhergehen. Klar ist aber auch, dass wir die Fallzahlen in den Griff bekommen müssen. Die Einzelfallnachverfolgung durch die Gesundheitsämter muss wieder möglich sein. Beide Welten müssen wir hier zusammenbringen. Für mich ist es wichtig, dass die Entscheidung, wann und in welcher Form die Schulen wieder geöffnet werden, nachvollziehbar, das heißt, von belastbaren wissenschaftlich Erkenntnissen abhängig gemacht wird. Abhängig davon sollten sie so früh wie vertretbar öffnen.