Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Und das auf seine alten Tage ...

Tischtenni­s-Pokal: Timo Boll führt Borussia Düsseldorf zum zweiten Titel in dieser Saison

- Von Willi Baur

NEU-ULM - Ein erleichter­ter Timo Boll freute sich am Samstag über den Sieg seiner Düsseldorf­er Borussia bei der Endrunde um den deutschen Tischtenni­s-Pokal in der Ratiopharm-Arena: „Zwei Jahre ohne Titel, jetzt innerhalb weniger Wochen schon der zweite in dieser Saison.“Seinem persönlich­en Geheimfavo­riten TTF Ochsenhaus­en, Vorjahresf­inalist und Pokalsiege­r vor zwei Jahren, blieb beim Final Four wieder nur Platz zwei. Das lag allerdings nicht nur am überragend­en 39-jährigen Düsseldorf­er Spitzenspi­eler, der Mitte Dezember bekanntlic­h mit seinem Team schon die ChampionsL­eague gewonnen hatte.

„Für den Pokalsieg brauchst du mehr als einen Spieler auf Top-Niveau“: Das war für Herren-Bundestrai­ner Jörg Roßkopf der Schlüssel zum 27. nationalen Pokaltitel des Traditions­klubs vom Rhein. Dieser entscheide­nde zweite Mann war im Finale fraglos Kristian Karlsson, der im Eröffnungs­einzel des Endspiels gegen Hugo Calderano einen 0:2Satzrücks­tand drehte und am Ende dem Brasiliane­r keine Chance mehr ließ. „Wenn Hugo gegen Karlsson gewinnt, läuft das ganze Spiel anders“, so Roßkopfs Analyse: „Aber Kristian glaubt immer an sich. Er hat einfach gekämpft und Calderano wirkte auf mich sehr lethargisc­h.“Für ihn sei es eher unerklärli­ch gewesen, „warum das Match noch gekippt ist“, räumte dagegen der 29-jährige Schwede in Düsseldorf­er Diensten ein.

Während Ochsenhaus­ens Franzose Simon Gauzy schon im Halbfinale seine derzeitige Topform unter Beweis stellte und diese im Finale mit einem hart erkämpften Fünfsatz-Sieg gegen Düsseldorf­s zweiten Schweden Anton Källberg untermauer­te, blieb Calderano auch im zweiten Einzel ein Erfolg versagt. Timo Boll, der zuvor den jungen US-Amerikaner Kana Jha fast im Schongang bezwungen hatte, zerstörte in vier hochklassi­gen und bis zum letzten Ballwechse­l spannenden Sätzen gegen den brasiliani­schen Weltrangli­stensechst­en endgültig die Hoffnungen der Oberschwab­en. „Schön, dass ich auch mal wieder den Sack zumachen durfte“, freute sich Boll und kokettiert­e zudem mit seinem Alter: „Für uns sind es immer große Siege, wenn wir Ochsenhaus­en schlagen. Dass ich dazu auf meine alten Tage beitragen konnte, genieße ich sehr.“Nur halbherzig sah TTF-Cheftraine­r Yong Fu („wir hatten die jüngste Mannschaft des Turniers“) in mangelnder Erfahrung die Wurzeln der Niederlage. Er räumte vielmehr auch ein: „Hugo hat einfach seinen Rhythmus nicht gefunden.“

Enttäuscht verließ freilich nicht nur der viermalige Pokalsiege­r Ochsenhaus­en die Arena. Titelverte­idiger ASV Grünwetter­sbach hatte sich zwar im Vorfeld stets als Außenseite­r bezeichnet, aber insgeheim war der Karlsruher Stadtteil-Klub nicht ohne Hoffnungen angereist, wie Trainer Joachim Sekinger durchblick­en ließ. „Wir wussten, dass wir auch gegen Düsseldorf unsere Chance bekommen werden“, erklärte der ASV-Coach. Die hatten seine beiden Spitzenleu­te Dang Qiu und Deni Kozul in der Tat. Aber eben nur die Chance. Der junge Slowene Kozul legte gegen Timo Boll zwar los wie die Feuerwehr, gewann den ersten Satz und führte im zweiten 6:2. Dann stoppte der Routinier mit einer Auszeit den Lauf des Außenseite­rs.

Ähnlich erging es Grünwetter­sbachs jungem deutschen Nationalsp­ieler Dang Qiu gegen den Schweden Anton Källberg und später auch noch gegen Timo Boll. „Eines dieser Spiele hätten wir gewinnen müssen“, resümierte Sekinger. Richtig Freude hatte er nur an seinem Routinier Wang Xi, der wenige Tage nach seinem 37. Geburtstag gegen Kristian Karlsson ohne Satzverlus­t blieb.

Dass Roßkopf richtig liegt mit seiner These, dass ein Topspieler für einen Sieg nicht reicht, musste im zweiten Halbfinale auch der TTC Bergneusta­dt erfahren. Dessen Eigengewäc­hs Benedikt Duda konnte gegen Ochsenhaus­en zwar an seine bestechend­e Form in der Liga anknüpfen und die beiden TTF-Kontrahent­en Jha und Calderano bezwingen, aber zum Siegpunkt reichte das nicht. „Natürlich freue ich mich über meine Einzelsieg­e, doch größer ist meine Enttäuschu­ng über die bittere Niederlage“, befand der 26-jährige Nationalsp­ieler. Ausgerechn­et Stefan Fegerl und Alvaro Robles als momentan bestes Gespann der Liga unterlagen im einzigen Schlussdop­pel des Tages dem neu formierten TTF-Duo Simon Gauzy und Samuel Kulczycki.

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