Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Harter Jahresstart für viele Handwerksbetriebe
Joachim Krimmer, Präsident der Handwerkskammer Ulm: Bekämpfung der Bürokratie ist eine Hauptaufgabe, damit Hilfen auch ankommen
ULM (sz) - „Auch wenn viele Betriebe aufgrund der Wetterlage in ihrem Gewerk nicht arbeiten können: Ohne Frage ist die Verlängerung des Lockdowns für viele unserer Betriebe ein sehr schwieriger, ein sehr harter Start ins neue Jahr 2021.“Dies sagt Joachim Krimmer, der Präsident der Handwerkskammer Ulm. Er fordert unbürokratische und schnelle Hilfen für Handwerksbetriebe.
Taktgeber für die Politik seien das Infektionsgeschehen und die Sorge um Leben der Bevölkerung sowie um das Funktionieren des Gesundheitssystems. Deswegen, so Krimmer, sei es im Kern richtig, private Kontakte und Mobilität zur Risikominimierung zu reduzieren. „Es ist deshalb auch richtig, betriebliches und wirtschaftliches Leben dort aufrecht zu erhalten und alsbald wieder möglich zu machen, sowie es die Gefährdungen zulassen.“
Doch Krimmer ist mit der Situation nicht einverstanden. „Wir wollen möglichst rasch wieder zu einem weniger eingeschränkten Alltag und Geschäftsbetrieb zurückkehren. Dafür muss es endlich gelingen, das Infektionsgeschehen spürbar einzudämmen.“Dazu könne jeder seinen Beitrag leisten, indem Kontakte reduziert und die Abstands- und Hygieneregeln konsequent eingehalten werden. Das sei in vielen Betriebsabläufen schwierig, aber müsse machbar gemacht werden. Solange noch nicht umfänglich geimpft ist, sei diese Form des persönlichen Gesundheitsschutzes der wirksamste Weg, um wieder zu einem normaleren Leben zu kommen „und somit auch unsere Betriebe zu schützen“. Gesundheitsschutz und gelebte Hygiene seien in dieser Lage „wichtiger Schutz für unsere Betriebe und ihre wirtschaftliche Aktivität“.
Krimmer macht sich fürs Impfen stark: „Umso wichtiger ist, dass jetzt aber alles daran gesetzt wird, so zügig und umfangreich wie möglich zu impfen. Je schneller wir einen hohen Impfungsgrad erreichen, je schneller wir diese Pandemie in den Griff bekommen, umso eher kommen unsere betroffenen Betriebe wieder in die Gänge.“
Bis dahin gelte: „Wir dürfen die von den Beschränkungen besonders betroffenen Betriebe und Unternehmen nicht allein lassen. Sie brauchen dringend Hilfen, die der jeweiligen Betroffenheit angepasst sind.“Richtigerweise seien Milliardenhilfen vorgesehen. Diese dürften aber nicht bloß theoretisch angekündigt werden, die Auszahlung ausbleiben oder aber an viel zu komplizierten Zugangsvorgaben scheitern. „Immer wieder bekommen wir von unseren Betrieben zu hören, dass viele Programme nach wie vor in der Abwicklung viel zu bürokratisch, mit zu vielen Bedingungen verbunden oder die Schwellenwerte für die Inanspruchnahme so hoch sind, dass sie in der Praxis nicht wirken.“
Krimmer abschließend: „ Die Lage ist für viele Betriebe im zweiten Lockdown brisanter und existenzbedrohlicher denn je. Deshalb müssen die Mittel schnell und rechtzeitig fließen. Denn wenn die Liquidität zu spät kommt, kann es sein, dass sie nichts mehr nützt und der Betrieb bereits ‚verdurstet‘ ist.“
mit mehr als 120 000 Beschäftigten und rund 8000 Auszubildenden in den Landkreisen Ostalb, Heidenheim, AlbDonau, Biberach, Ravensburg, Bodensee und im Stadtkreis Ulm. Die Mitgliedsbetriebe zwischen Jagst und Bodensee generierten in 2019 einen Umsatz von über 15 Milliarden Euro. Zentrale Aufgabe der Handwerkskammer Ulm ist es nach eigenen Angaben, die Interessen der regionalen Handwerksbetriebe auf allen Ebenen der Politik und in der Öffentlichkeit zu vertreten. Zu den Aufgabenschwerpunkten gehören neben Ausbildung, Prüfungswesen und Führen der Handwerksrolle auch berufliche Bildungsangebote, Nachwuchswerbung, vielfältige Beratungsleistungen für Betriebsinhaber wie Personalberatung und Angebote für Existenzgründer oder rund um die Unternehmensnachfolge (ZEN) – und jetzt die umfassende Begleitung der Betriebe durch alle Fragen der CoronaKrise.