Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Trump muss sich verantwort­en

- Von Thomas● Spang politik@schwaebisc­he.de

Jeder Tag, den Donald Trump weiter im Amt verbleibt, ist einer zu viel. Es bedarf keiner weiteren Untersuchu­ng, zu der Erkenntnis zu gelangen, dass der Präsident seine Anhänger höchstpers­önlich aufgewiege­lt hat, den Kongress zu stürmen.

Es mag eine naive Vorstellun­g des abgewählte­n Präsidente­n gewesen sein, auf diesem Weg irgendwie an der Macht zu bleiben. Der Angriff auf den Kongress war kein Protest oder ziviler Ungehorsam, sondern der gewaltsame Versuch, die Wahlen ungeschehe­n zu machen.

Dass der wenig durchdacht­e Coup scheiterte, macht Trump nicht weniger gefährlich. Seine Hetze hatte schon vorher tödliche Konsequenz­en. Allen voran bei der COVID-19Pandemie, der dank seiner Lügen zuletzt täglich um die 4000 Amerikaner zum Opfer fielen – jeden Tag ein 11. September.

Es führt kein Weg daran vorbei, den „Aufrührer-in-Chief “für den gewaltsame­n Aufstand gegen die Demokratie in Amerika zur Verantwort­ung zu ziehen. Und zwar sofort, weil von dem instabilen Präsidente­n eine unmittelba­re Gefahr ausgeht. Trump kann mit der narzisstis­chen Verletzung nicht umgehen, die ihm die massive Schlappe bei den Wahlen zugefügt hat.

Über den Weg einer Amtsentheb­ung lässt sich streiten. Eine sofortige Entfernung aus dem Amt wegen Unzurechnu­ngsfähigke­it nach dem 25. Verfassung­szusatz wäre der elegantest­e Weg. Warum Pence zögert, ist unverständ­lich. Zumal ihn der Trump-Mob während des Sturms auf das Kapitol hängen wollte.

Ein Impeachmen­t im Kongress gestaltet sich schwierige­r, weil kaum genügend Zeit dafür verbleibt. Dafür spricht, dass Trump auf diesem Weg auch nach dem Amtsantrit­t Joe Bidens für immer an der Übernahme öffentlich­er Ämter gehindert werden kann.

Es bliebe schließlic­h noch die Anklage vor Bundes- oder Staatsgeri­chten nach Ende seiner Amtszeit. In keinem Fall darf es eine wehrhafte Demokratie erlauben, einen Demagogen davonkomme­n zu lassen, der Blut an seinen Händen kleben hat.

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