Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Holpriger Schulstart im Südwesten
Digitale Lernplattform Moodle überlastet – In Bayern keine Probleme bei Fernunterricht
STUTTGART - Beim Schulstart nach den Ferien hat es in Baden-Württemberg am Montag heftig geruckelt. Wegen der weiter hohen Corona-Infektionszahlen müssen fast alle Schüler von zu Hause aus lernen. Viele konnten sich aber nicht, oder erst nach langer Wartezeit, im Lernmanagementsystem Moodle anmelden, das das Kultusministerium den Schulen zur Verfügung stellt.
Von den rund 4500 Schulen im Land nutzen laut Kultusministerium 2000 die Software – an jeder zehnten
Schule war Moodle überlastet. Andere Schulen arbeiten mit selbst entwickelten Lösungen. Viele weitere nutzen kommerzielle Angebote etwa von Microsoft, obwohl es hierzu datenschutzrechtliche Bedenken gibt.
Für Schüler, Lehrer und Eltern kam der holprige Start nicht überraschend. „Wir haben das so erwartet“, sagt etwa Michael Mittelstaedt, oberster Elternvertreter im Land mit Verweis auf zu geringe Kapazitäten bei den Servern, auf denen Moodle vom Land bereitgestellt wird. Der Vorsitzende des Landesschülerbeirats David Jung betont: „Wir fordern bereits seit den Herbstferien Onlineunterricht, um die breitflächige Nutzung der Plattformen zu testen und gegebenenfalls auf Mängel zu reagieren. Dieser wurde allerdings vehement abgelehnt.“Viele machen Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) verantwortlich. Die oppositionelle SPD wirft ihr etwa vor, sich mehr um Wahlkampf zu kümmern statt um ihre eigentlichen Aufgaben. Eisenmann ist Spitzenkandidatin der CDU für die Landtagswahl im März.
Das Kultusministerium verweist derweil auf Investitionen von 8,4 Millionen Euro im vergangenen
Jahr zur Digitalisierung der Schulen. Weitere knapp zehn Millionen seien 2021 geplant. Die Kapazitäten für Moodle seien bereits am Montag erweitert worden. Über Nacht soll das System weiter verbessert werden.
In Bayern ist der digitale Schulstart am Montag derweil überraschend gut gelungen. Die landeseigene Bildungsplattform namens Mebis habe alles in allem funktioniert, erklärte Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler). Wegen anhaltender Mängel der Plattform vor Weihnachten war Piazolo zuletzt massiv unter Druck geraten.