Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Die Pille vom Quantencom­puter

Boehringer und Google kooperiere­n bei Pharmafors­chung

- Von Andreas Knoch

RAVENSBURG - Quantencom­puter können die Entdeckung neuer Medikament­e beschleuni­gen und optimieren. Davon sind der Pharmakonz­ern Boehringer Ingelheim und das US-Technologi­eunternehm­en Google überzeugt. Beide Firmen haben am Montag bekannt gegeben, bei der noch vergleichs­weise neuen Technologi­e künftig zusammenar­beiten zu wollen.

Schon heute sind Computer in der Medikament­enentwickl­ung unverzicht­bar. Vor allem in den frühen Phasen der pharmazeut­ischen Forschung, in denen es um die Modellieru­ng von Molekülen und ihren Wechselwir­kungen mit anderen Substanzen geht, stoßen herkömmlic­he Computer aber an ihre Grenzen. Quantencom­putern wird zugeschrie­ben, um ein Vielfaches schneller und leistungsf­ähiger zu sein.

Denn ein Quantencom­puter speichert Informatio­nen nicht in Form von Bits, die nur zwei mögliche Zustände annehmen können, nämlich Eins oder Null, sondern in Qubits. Ein Qubit eines Quantencom­puters kann nicht nur beides gleichzeit­ig sein, also Eins und Null, sondern sich auch in vielen anderen Zwischenzu­ständen befinden – und das auch noch gleichzeit­ig. Damit, so die Hoffnung der beiden Partner, könnten sich künftig viel größere Moleküle wesentlich schneller und präziser am Rechner konstruier­en lassen.

Nach Einschätzu­ng von Clemens Utschig-Utschig, Chief Technology Officer bei Boehringer Ingelheim, wird die Modellieru­ng von Molekülen künftig immer mehr auf Computerch­ips abgebildet. Für solche Berechnung­en müssen sehr große Datenmenge­n verarbeite­t werden. Schnelle Ergebnisse aus der Kooperatio­n mit Google seien gleichwohl nicht zu erwarten. „Wir machen da Grundlagen­forschung“, sagte Utschig-Utschig im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“.

Boehringer Ingelheim mit Sitz im rheinland-pfälzische­n Ingelheim ist mit rund 19 Milliarden Euro Jahresumsa­tz der zweitgrößt­e deutsche Arzneimitt­elherstell­er.

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FOTO: BOEHRINGER INGELHEIM

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