Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Die Pille vom Quantencomputer
Boehringer und Google kooperieren bei Pharmaforschung
RAVENSBURG - Quantencomputer können die Entdeckung neuer Medikamente beschleunigen und optimieren. Davon sind der Pharmakonzern Boehringer Ingelheim und das US-Technologieunternehmen Google überzeugt. Beide Firmen haben am Montag bekannt gegeben, bei der noch vergleichsweise neuen Technologie künftig zusammenarbeiten zu wollen.
Schon heute sind Computer in der Medikamentenentwicklung unverzichtbar. Vor allem in den frühen Phasen der pharmazeutischen Forschung, in denen es um die Modellierung von Molekülen und ihren Wechselwirkungen mit anderen Substanzen geht, stoßen herkömmliche Computer aber an ihre Grenzen. Quantencomputern wird zugeschrieben, um ein Vielfaches schneller und leistungsfähiger zu sein.
Denn ein Quantencomputer speichert Informationen nicht in Form von Bits, die nur zwei mögliche Zustände annehmen können, nämlich Eins oder Null, sondern in Qubits. Ein Qubit eines Quantencomputers kann nicht nur beides gleichzeitig sein, also Eins und Null, sondern sich auch in vielen anderen Zwischenzuständen befinden – und das auch noch gleichzeitig. Damit, so die Hoffnung der beiden Partner, könnten sich künftig viel größere Moleküle wesentlich schneller und präziser am Rechner konstruieren lassen.
Nach Einschätzung von Clemens Utschig-Utschig, Chief Technology Officer bei Boehringer Ingelheim, wird die Modellierung von Molekülen künftig immer mehr auf Computerchips abgebildet. Für solche Berechnungen müssen sehr große Datenmengen verarbeitet werden. Schnelle Ergebnisse aus der Kooperation mit Google seien gleichwohl nicht zu erwarten. „Wir machen da Grundlagenforschung“, sagte Utschig-Utschig im Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“.
Boehringer Ingelheim mit Sitz im rheinland-pfälzischen Ingelheim ist mit rund 19 Milliarden Euro Jahresumsatz der zweitgrößte deutsche Arzneimittelhersteller.