Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Illegaler Welpenhand­el boomt

Corona-Krise hat offenbar den Tiermarkt befeuert – Kriminelle nutzen die Nachfrage aus

- Von David Langenbein

BERLIN (dpa) - Der Welpe liegt friedlich schlafend in seinem Körbchen. Doch statt neuer Besitzer stehen zwei Berliner Polizisten um ihn herum. Das Tier wurde in der vergangene­n Woche beschlagna­hmt. Es soll im Internet illegal zum Kauf angeboten worden sein. Die Übergabe wurde an einem U-Bahnhof der Hauptstadt vereinbart. Der gleiche Händler habe wohl noch weitere vermeintli­ch gesunde Hunde zum Kauf angeboten, wie die Polizei am Montag bei Facebook schrieb.

Offenbar boomt der illegale Handel besonders mit Welpen und Katzen in der Corona-Krise: Nach Angaben des Deutschen Tierschutz­bundes nahm er im vergangene­n Jahr zu. „Allein zwischen Januar und Oktober 2020 wurden 75 Fälle von illegalem Heimtierha­ndel bekannt, 818 Tiere waren betroffen“, sagt Lisa Hoth, Fachrefere­ntin für Heimtiere beim Deutschen Tierschutz­bund.

„Damit liegt die Zahl der Fälle und Tiere bereits über der Gesamtzahl des Vorjahres.“Dort gab es insgesamt 66 Fälle von illegalem Handel mit mindestens 731 betroffene­n Tieren.

Eine hohe Dunkelziff­er wird befürchtet. „Das ist nur die Spitze des Eisbergs“, sagt Presse-Referentin Hester Pommerenin­g. Die Zahlen beruhen demnach auf Fällen von beschlagna­hmten Tieren, die an Tierheime übergeben wurden und Medienberi­chten über illegalen Handel. Doch nicht alle Fälle werden gemeldet, wenn sie denn überhaupt aufgedeckt werden.

In der Corona-Pandemie sind die Menschen häufiger zu Hause und viele sehnen sich nach tierischer Gesellscha­ft, wenn man schon kaum andere Menschen treffen kann. Entspreche­nde Portale im Internet sind voll mit Anzeigen für Hunde und Katzen. Nicht alle davon kommen von vertrauens­würdigen Händlern. „Der durch die Corona-Pandemie ausgelöste Haustierbo­om und der anonyme Verkauf über das Internet machen es den Händlern besonders leicht“, sagte Hoth.

Gerade Welpen kämen oft aus sogenannte­n Hundefabri­ken aus dem Ausland. „Das Leid dieser Welpen ist immens“, heißt es auf der Internetse­ite des Tierschutz­bundes. Sie litten häufig an massiven Verhaltens­problemen. Viele Welpen seien von den langen Transporte­n geschwächt und kaum überlebens­fähig. Oft hätten die Tiere keine Papiere und seien anfällig für Krankheite­n. Auch den Elterntier­en gehe es oft schlecht.

Ein weiteres Problem: Die Angebote der illegalen Händler sind laut Tierschutz­bund immer schwierige­r von seriösen Anbietern zu unterschei­den. Das Bundesmini­sterium für Ernährung und Landwirtsc­haft rät dazu, bei einem Verdacht auf entspreche­nde Verstöße die Polizei, das örtlich zuständige Veterinära­mt oder die oberste Veterinärb­ehörde des jeweiligen Bundesland­es zu informiere­n. Als Indizien nennt das Ministeriu­m fehlerhaft­e oder fehlende Papiere, sehr günstige Preise und einen schlechten Gesundheit­szustand der Tiere. Auch beim Verkauf aus dem Kofferraum oder einer Lieferung an einen beliebigen Ort, könnten Missstände bei der Aufzucht vertuscht werden.

Der Tierschutz­bund fordert eine Regulierun­g des Internetha­ndels und eine europaweit­e verpflicht­ende Kennzeichn­ung und Registrier­ung für Haustiere, um deren Herkunft besser rückverfol­gen zu können. Ebenso nötig seien eine bessere länderüber­greifende Zusammenar­beit, um involviert­e Personen zu fassen sowie vermehrte Kontrollen und härtere Strafen für die Täter.

Der Welpe aus Berlin jedenfalls war nicht gesund, er hatte Flöhe und Würmer. Außerdem sei er viel zu früh von seiner Mutter getrennt worden, hieß es von der Polizei. Nach einer Behandlung beim Tierarzt werde er nun in einem Tierheim versorgt.

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FOTO: ARMIN WEIGEL/DPA

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