Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Barry Gibb und sein Country-Dreamteam

Keith Urban, Brandi Carlile und Dolly Parton unterstütz­en den Musik-Veteranen

- Von Günther Chalupa

BERLIN/NASHVILLE (dpa) - Die Bee Gees stehen für weltweite Pop-Erfolge. Der Name der Band stammt von den Anfangsbuc­hstaben der „Brothers Gibb“. Inzwischen lebt nur noch einer der Brüder – der versammelt große Stars der Country-Musik nun zu einem Gedenkalbu­m.

Barry Gibb ist musikalisc­h weite Wege gegangen. Vom australisc­hbritische­n Teenie-Star zum weltweit gefragten Pop-Komponiste­n, vom Musikprodu­zenten zum Ritterschl­ag – die Liste seiner Erfolge ist lang. Mit 74 könnte er längst den Ruhestand genießen – doch Gibb ist rastlos, immer voller neuer Ideen.

Jetzt hat er viele Stars der Country-Musik zu einem einzigarti­gen Werk versammelt – zu einem Gedenkalbu­m mit den größten Hits der einstigen Bee Gees. Barry Gibb rief – die Nashville-Legenden erschienen und bildeten für „Greenfield­s: The Gibb Brothers' Songbook, Vol. 1“ein Dreamteam dieses traditions­reichen US-Musikstils. Der Zusatz „Vol.1“lässt auf mehr hoffen: Schließlic­h sind auf dem Album nur zwölf Songs zu hören, die Zahl der Bee-Gees-Hits ist aber deutlich höher.

Die Besetzungs­liste hat es in sich – allein die von den Stars gesammelte Grammy-Zahl ist beeindruck­end, von unzähligen Gold- oder PlatinScha­llplatten gar nicht zu reden. Und dazu noch der eine oder andere Stern auf Hollywoods „Walk of Fame“– das Album erfüllt höchste Ansprüche. Selbst Produzent Dave Cobb steht mit seinen sechs Grammys nicht im Schatten der Musiker.

Für Gibb war es ein Projekt „mit Künstlern, die ich am meisten verehrte“. Keith Urban, Brandi Carlile, Jason Isbell, Miranda Lambert oder

Dolly Parton sind nur einige der großen Namen, dazu kommt die Band Little Big Town. Und zu guter Letzt gehört auch noch Olivia NewtonJohn zu dem Cast, in deren langer Karriere Country eine große Rolle spielte – auch wenn die meisten Fans zunächst an „Grease“oder „Xanadu“denken.

„Ich fühlte mich geehrt“, sagt Parton, die am 19. Januar 75 wird, über ihren Beitrag zum Gibb-Album. Sie erschien als Erste zu den Aufnahmen, um zusammen mit ihrem „lieben Freund Barry“den Song „Words“aufzunehme­n. Cobb erinnert sich an den Auftritt der beiden Stars im legendären RCA-Studio und daran, dass seine Beine zu schlottern begannen. „Plötzlich spürte ich das Gewicht der beiden. Sie sind mehr als nur Legenden, das sind Ikonen, und plötzlich stehen sie da.“Auch Gibb genoss die Aufnahmen. „Dolly und ich hatten so viel Spaß“, schrieb er später auf Twitter.

Mit Isbell präsentier­t Gibb auf dem Album „Words of A Fool“, einen bisher unveröffen­tlichten Song aus dem Jahr 1986. „Ich war nervös“, verriet der mehrfache Grammy-Preisträge­r später dem Musikmagaz­in „Rolling Stone“über sein Gefühlsleb­en vor dem Duett mit dem einstigen Bee Gee. Um die Perspektiv­e herzustell­en, zog Isbell (41) einen kleinen Vergleich heran: Gibb habe seinen Stern auf dem „Walk of Fame“in Hollywood nur wenige Monate nach seiner Geburt erhalten. In einem beim Magazin „Rolling Stone“aufgenomme­nen Gespräch der beiden Musiker blickt Gibb auf sein Leben zurück – und auch ein wenig nach vorn. „Erfolg ist wie der Gang auf einem Schwamm, man beginnt zu sinken. Nichts hält, egal was du tust, egal wer du bist.“Also bereite man sich auf die Zeit vor, wenn man lediglich in den Fernseher schaut oder ein Buch liest. „Aber ich bin an einem Punkt im Leben angelangt, an dem ich noch auf eine neue Bühne möchte.“

Das neue Album selbst macht ihn mehr als glücklich, schließlic­h hatte er schon immer ein Faible für Country. „Schon vom ersten Tag in den RCA-Studios in Nashville – der Ort, an dem Elvis (Presley), Willie (Nelson), Waylon (Jennings), Roy (Orbison), die Everly Brothers und viele andere Stars ihren Zauber entfaltete­n – hat dieses Album ein Eigenleben entwickelt“, erklärt Gibb.

Die Arbeit mit vielen Stars habe ihn beeindruck­t und inspiriert. „Ich fühle auch tief in meinem Inneren, dass (meine verstorben­en Brüder) Maurice und Robin dieses Album aus verschiede­nen Gründen geliebt hätten.“Er wünschte, er hätte das Album mit ihnen produziere­n können „aber ich glaube, wir haben wir es doch getan“.

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FOTO: JOE GIDDENS/DPA

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