Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Blaubeuren soll „Sicherer Hafen“werden

SPD-Fraktion stellt Antrag im Gemeindera­t – Gremium entscheide­t kommenden Dienstag

- Von David Drenovak

BLAUBEUREN - Mit der Aktion „Sicherer Hafen“, die im Sommer 2019 gestartet ist, hat die Organisati­on „Seebrücke“den selbststän­digen Protest der kommunalen Politik ins Rollen gebracht. Die teilnehmen­den Städte erklären sich bereit, mehr Menschen aufzunehme­n, als ihnen durch die Verteilung­squoten für Flüchtende zugewiesen werden.

Und sie kämpfen für das Recht, endlich selbst über die Aufnahme von Menschen entscheide­n zu können – was sie nach der bisherigen Rechtslage nicht dürfen. Die SPDFraktio­n im Blaubeurer Gemeindera­t unterstütz­t diese Bestrebung und hat den Antrag gestellt, dass sich auch die Blautopfst­adt zum „Sicheren Hafen“erklärt. In der ersten Sitzung des Gemeindera­ts im neuen Jahr (Dienstag, 19. Januar) soll das Gremium darüber entscheide­n. Eingereich­t hat die Fraktion den Antrag bereits im vergangene­n Jahr.

Auf Initiative der Seebrücke und der Stadt Potsdam hat sich vor rund eineinhalb Jahren das kommunale Bündnis „Städte Sicherer Häfen” gegründet. Gründungsm­itglieder sind: Berlin, Detmold, Freiburg, Flensburg, Greifswald, Heidelberg, Hildesheim, Kiel, Krefeld, Marburg, Potsdam, Rostock und Rottenburg. Mittlerwei­le umfasst der Zusammensc­hluss 220 Städte und Gemeinden in ganz Deutschlan­d. In Baden-Württember­g sind es 31. Mit dabei sind unter anderem Ulm, Mehrstette­n, Biberach oder Bad Waldsee.

In einer der letzten Fraktionss­itzungen vor dem Jahreswech­sel ist die SPD Blaubeuren übereingek­ommen als Fraktion den Antrag zu stellen, dass sich die Blautopfst­adt diesem Bündnis anschließt. Denn, so die Genossen auf ihrer Internetse­ite: Nichts sei wichtiger als ein Menschenle­ben zu retten. Und auch wenn alle im Augenblick damit beschäftig­t seien, sich um die zahlreiche­n Folgen von Corona zu kümmern, dürfte das Thema Flucht nicht vergessen werden. Es gebe keine Menschenle­ben, die im Vergleich mehr wert seien als andere. „Jede oder Jeder, der im Mittelmeer ertrinkt ist genauso zu beklagen wie Jede oder Jeder, der hier Corona zum Opfer fällt“, heißt es von den Genossen. Daher habe die SPD bei der letzten Gemeindera­tssitzung den Antrag gestellt. Auch, um die Kriminalis­ierung der Seenotrett­ung und die unmenschli­chen Praktiken der EU im Mittelmeer zu beenden.

Sollte Blaubeuren sich entscheide­n „Sicherer Hafen“zu werden, bedeutet das unter anderem, dass die

Stadt bereit wäre, Flüchtling­e aus Seenotrett­ung aufzunehme­n, dabei trägt, wie auch bei zugewiesen­en Flüchtling­en, die Kosten überwiegen­d der Bund. Die Anzahl legt aber die Stadt fest. Derzeit ist die Absichtsbe­kundung jedoch ausschließ­lich symbolisch, da der Bund zustimmen müsste und der Bundesinne­nminister diese Zustimmung bislang noch verweigert.

„Wir glauben, dass das Angebot den Druck erhöht, nach einer europäisch­en Lösung zu suchen. Die Seebrücke, die Organisati­on hinter dem ,Sicheren Hafen‘ ist parteipoli­tisch nicht gebunden. Neben Grünen und SPD wird sie auch von Städten mit CDU-Oberbürger­meistern und der Evangelisc­hen Kirche unterstütz­t“, informiert die SPD-Fraktion.

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