Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Senden bangt um die Adler-Filiale
Textilfilialist ist in Schieflage – Auch in Ulm gibt es ein Geschäft – In der Modebranche häufen sich Pleiten
SENDEN/ULM - Seit 40 Jahren besteht die Adler-Filiale in Senden. Nun ist die Zukunft ungewiss: Der Konzern dahinter, die Adler Modemärkte AG, hat einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung gestellt. Das teilte das Unternehmen am Sonntagabend mit. Ziel sei es, das Unternehmen über einen Insolvenzplan zu sanieren. Dabei werde der Geschäftsbetrieb unter Aufsicht eines Sachwalters in vollem Umfang fortgeführt.
Auslöser der Schieflage seien die erheblichen Umsatzeinbußen durch die seit Mitte Dezember 2020 andauernden Schließungen fast aller Verkaufsfilialen als Folge des Lockdowns in der Corona-Krise.
In Senden ist Adler Mieter in jenem Teil des Iller-Centers, der sich im Besitz der Immobilientochter des Müller-Konzerns befindet. Als vor ein paar Jahren das Einkaufszentrum nach dem Auszug von Modepark Röther neu eingeteilt wurde, hieß es, dass Adler einen langfristigen Mietvertrag habe. Geschäftsleiterin Sonja Löhe war am Montag nicht zu erreichen. 300 000 Besucher monatlich strömen in normalen Zeiten nach Angaben der Betreiberfirma Prime
Management in das Iller-Center, das zu einem Teil von Prime und zum anderen Teil von Drogeriekönig Müller betrieben wird. Mindestens. Die Zahlen wurden noch vor der Umstrukturierung erhoben, die 2016 begonnen wurde.
Auch in Ulm ist Adler vertreten. Im Blautal-Center belegt der Filialist eine der größten Flächen im Erdgeschoss. Nur der französische Sportriese Decathlon ist mit seinen 2650
Quadratmetern größer, seitdem die Ex-Supermarkt-Fläche von Wechselausstellungen belegt wird.
Die Adler Modemärkte AG betreibt nach eigenen Angaben derzeit 171 Märkte, davon 142 in Deutschland sowie einen Onlineshop. Weitere Märkte gibt es in Österreich, Luxemburg sowie in der Schweiz. Der Fokus lag dabei auf der Altersgruppe ab 55 Jahren. Die Gruppe erzielte demnach im Jahr 2019 einen Umsatz von 495,4 Millionen Euro. Adler ist nicht der einzige Filialist der Textilbranche in Schieflage. Auch S. Oliver (Neu-Ulm) und Gerry Weber schlossen Filialen. Die Pleite von K&L Ruppert ist heute noch am Leerstand in der Neu-Ulmer Glacis-Galerie zu erkennen. Die Ulmer Ex-K&L-Filiale wird heute durch Abt besetzt. Das Gebäude in der Hirschstraße gehört wie Adler in Senden dem Drogeriekönig Erwin Müller.