Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Senden bangt um die Adler-Filiale

Textilfili­alist ist in Schieflage – Auch in Ulm gibt es ein Geschäft – In der Modebranch­e häufen sich Pleiten

- Von Oliver Helmstädte­r

SENDEN/ULM - Seit 40 Jahren besteht die Adler-Filiale in Senden. Nun ist die Zukunft ungewiss: Der Konzern dahinter, die Adler Modemärkte AG, hat einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzv­erfahrens in Eigenverwa­ltung gestellt. Das teilte das Unternehme­n am Sonntagabe­nd mit. Ziel sei es, das Unternehme­n über einen Insolvenzp­lan zu sanieren. Dabei werde der Geschäftsb­etrieb unter Aufsicht eines Sachwalter­s in vollem Umfang fortgeführ­t.

Auslöser der Schieflage seien die erhebliche­n Umsatzeinb­ußen durch die seit Mitte Dezember 2020 andauernde­n Schließung­en fast aller Verkaufsfi­lialen als Folge des Lockdowns in der Corona-Krise.

In Senden ist Adler Mieter in jenem Teil des Iller-Centers, der sich im Besitz der Immobilien­tochter des Müller-Konzerns befindet. Als vor ein paar Jahren das Einkaufsze­ntrum nach dem Auszug von Modepark Röther neu eingeteilt wurde, hieß es, dass Adler einen langfristi­gen Mietvertra­g habe. Geschäftsl­eiterin Sonja Löhe war am Montag nicht zu erreichen. 300 000 Besucher monatlich strömen in normalen Zeiten nach Angaben der Betreiberf­irma Prime

Management in das Iller-Center, das zu einem Teil von Prime und zum anderen Teil von Drogeriekö­nig Müller betrieben wird. Mindestens. Die Zahlen wurden noch vor der Umstruktur­ierung erhoben, die 2016 begonnen wurde.

Auch in Ulm ist Adler vertreten. Im Blautal-Center belegt der Filialist eine der größten Flächen im Erdgeschos­s. Nur der französisc­he Sportriese Decathlon ist mit seinen 2650

Quadratmet­ern größer, seitdem die Ex-Supermarkt-Fläche von Wechselaus­stellungen belegt wird.

Die Adler Modemärkte AG betreibt nach eigenen Angaben derzeit 171 Märkte, davon 142 in Deutschlan­d sowie einen Onlineshop. Weitere Märkte gibt es in Österreich, Luxemburg sowie in der Schweiz. Der Fokus lag dabei auf der Altersgrup­pe ab 55 Jahren. Die Gruppe erzielte demnach im Jahr 2019 einen Umsatz von 495,4 Millionen Euro. Adler ist nicht der einzige Filialist der Textilbran­che in Schieflage. Auch S. Oliver (Neu-Ulm) und Gerry Weber schlossen Filialen. Die Pleite von K&L Ruppert ist heute noch am Leerstand in der Neu-Ulmer Glacis-Galerie zu erkennen. Die Ulmer Ex-K&L-Filiale wird heute durch Abt besetzt. Das Gebäude in der Hirschstra­ße gehört wie Adler in Senden dem Drogeriekö­nig Erwin Müller.

 ?? FOTO: DAVID HUTZLER/DPA ??
FOTO: DAVID HUTZLER/DPA

Newspapers in German

Newspapers from Germany