Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Umgarnte Jungspunde

Entdeckung­en des VfB trumpfen auf und wecken Begehrlich­keiten – vor allem ein Quartett

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STUTTGART (dpa) - Zumindest sportlich macht der VfB Stuttgart seinen Fans und seinem Sportdirek­tor wieder helle Freude. „Wenn man sich einen Spielzug am Reißbrett malen kann, war es der“, sagte Sven Mislintat über den mit Abstand schönsten Angriff seiner Mannschaft beim 4:1 (2:0) beim FC Augsburg. Über drei Stationen - Marc-Oliver Kempf, Borna Sosa, Silas Wamangituk­a – war der Ball tags zuvor zum zwischenze­itlichen 2:0 im Netz gelandet. Es war ein Konter wie aus dem Lehrbuch. „Das macht schon Spaß“, sagte Mislintat – und meinte damit sicher nicht nur dieses eine Tor.

Scheinbar unbeeindru­ckt vom erbitterte­n Machtkampf zwischen Vorstandsc­hef Thomas Hitzlsperg­er und Präsident Claus Vogt in der Führungset­age sind die jungen Wilden des VfB nach zwei Niederlage­n in Serie in die Erfolgsspu­r zurückgeke­hrt und in der Auswärtsta­belle der Bundesliga an die Spitze geklettert. Die offensivfr­eudigen Toptalente sorgen wieder für Furore. Manche von ihnen sogar mehr denn je. „Wir sind schon extrem attraktiv gerade“, sagte Mislintat, der sich bereits auf diverse Angebote auf dem Transferma­rkt einstellt. „Fast alle dieser Jungs haben sehr langfristi­ge Verträge“, sagte Mislintat. Er könne aber „nicht sagen, was jetzt im Winter passiert“. In der englischen Premier League beispielsw­eise sei es „immer verrückt, wenn Mannschaft­en ein bisschen hinter ihren Erwartunge­n stehen, da gibt es immer Clubs, die mit viel Geld auf den Markt kommen können“.

Er könne Abgänge im Winter „nicht ausschließ­en“, sagte der Sportdirek­tor. „Das Gute“sei aber: „Wir können es abwehren, wir müssen nicht jetzt verkaufen.“Sollte man sich dazu entscheide­n, „werden wir auch eine Antwort haben, wie wir das Loch stopfen – das kann auch intern sein“. Der Wunsch sei es nicht, einen der Hochkaräte­r zeitnah abzugeben. „Aber es ist halt auch Corona.“Besonders vier Jungstars spielten sich am Sonntag in den Vordergrun­d.

„Wir sind schon extrem attraktiv gerade.“Sven Mislintat

Nicolás González: Der Argentinie­r traf erst wie gewohnt souverän per Elfmeter, dann fast noch per Fallrückzi­eher.

Zudem bereitete er mit einer schönen Flanke das Tor von Kapitän Gonzalo Castro vor. Mislintat freut sich darüber, wie es dem VfB und Trainer Pellegrino Matarazzo „gelungen ist, Nico wieder zu aktivieren“. Von der tragischen Figur des Abstiegs 2019 zum Protagonis­ten des Wiederaufs­tiegs und der großen Sturmhoffn­ung in der Bundesliga: González hat eine bemerkensw­erte Entwicklun­g hinter sich. Der 22 Jahre alte Stürmer gilt aktuell als der wertvollst­e Spieler im Kader der Schwaben – und in jeder Transferpe­riode als potenziell­er Wechselkan­didat. Laut „The Athletic“sollen sich Juventus Turin und Tottenham Hotspur für ihn interessie­ren. Er könne „nicht sagen, was jetzt im Winter passiert“, sagte Mislintat. Gonzalez hat beim VfB einen Vertrag bis 2024.

Silas Wamangituk­a: Auch der Kongolese wird immer besser – und in seinen Aktionen präziser. Mit bislang acht Liga-Treffern ist er derzeit erfolgreic­hster Schütze beim VfB. Die Tollpatsch­igkeit, die so manches seiner Dribblings in der zweiten Liga noch begleitete, hat der pfeilschne­lle 21-Jährige längst abgelegt. Das Potenzial von Silas, wie er sich nennt und genannt werden will, sei nach Trainer Pellegrino Matarazzo gar „grenzenlos“.

Borna Sosa: „Er hat ein brutales Spiel gemacht“, sagte Mislintat über den starken Auftritt des Kroaten in Augsburg. Der linke Verteidige­r sei nach seinen durchwachs­enen ersten beiden Spielzeite­n „schon als absoluter Fehleinkau­f verschrien“gewesen, bedauerte Mislintat. In dieser Saison und im offensiv ausgericht­eten System von Matarazzo blüht der flankensta­rke 22-Jährige aber auf.

„Wir können es abwehren, wir müssen nicht jetzt verkaufen.“Sven Mislintat

Orel Mangala: Der Belgier stand in 14 der bislang 15 Liga-Spielen in dieser Saison in der Startelf und überzeugte dabei fast durchgehen­d. An der Seite des erfahrenen Japaners Wataru Endo erobert und verteilt er die Bälle im Mittelfeld. In England oder Spanien würde er gerne mal spielen, verriet der 22-Jährige im Dezember. „Wenn Real Madrid kommt, wird's halt schwer“, sagte Mislintat unabhängig von Mangala, sondern generell über mögliche Avancen für seine umschwärmt­en Youngster. „Aber dann ist es okay. Das ist Teil des Weges.“Und so lange wie eben möglich will er den noch gemeinsam gehen.

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FOTO: ALEXANDER KEPPLER

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