Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Bayerns Bankproble­me

Die fünf Last-Minute-Zugänge sollten den Kader entlasten, doch bislang geht die Rechnung nicht auf

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MÜNCHEN (SID) - Hasan Salihamidz­ic war sauer. Mit seiner Forderung nach „mindestens zwei Neuen“hatte ihn Trainer Hansi Flick brüskiert – und seine Kompetenze­n aus Sicht des Sportchefs klar überschrit­ten. Und so reagierte Salihamidz­ic im Januar 2020 mit einem öffentlich­en Rüffel für den Coach von Bayern München. Kein Wunder also, dass sich Flick fast genau ein Jahr später in Transferfr­agen deutlich zurückhalt­ender äußert. Dabei ist seine Lage durchaus vergleichb­ar mit damals.

„Ich bin keiner, der neue Spieler haben will“, sagte Flick zuletzt, dabei könnte er dringend Verstärkun­g gebrauchen, um die defensiven Dauerprobl­eme zu lösen und die Belastung bei der Triple-Hatz besser zu steuern. Denn die fünf Last-Minute-Zugänge, die ihm Salihamidz­ic im Oktober spendiert hatte, zünden nicht. In Gladbach (2:3) wechselte Flick ein einziges Mal. Das, betonte er, habe aber „nichts mit der Qualität auf der Bank“zu tun gehabt.

Dabei ist offensicht­lich, dass es in der zweiten Reihe hakt. „Der Kader ist top bis zur Nummer 15, dann ist eine kleine Lücke, die geschlosse­n werden muss“, sagte Lothar Matthäus bei Sky und urteilte: „Die Neuzugänge sind noch nicht so weit.“

Tatsächlic­h kommen sogar 18 Bayern-Profis auf mindestens 13 von 19 Pflichtspi­elen, spielten also in zwei Drittel der Partien. In Douglas Costa gehört diesem Kreis aber nur ein Last-Minute-Zugang an. Dennoch ist der Brasiliane­r die vielleicht größte Enttäuschu­ng aus dem Quintett.

In Gladbach schoss der Flügelstür­mer kein einziges Mal aufs Tor und bereitete keinen Torschuss vor. Nur einen seiner 16 Einsätze bestritt er über die volle Distanz, ein Tor und drei Vorlagen stehen zu Buche. „Er ist auf einem, guten Weg“, behauptete Flick. Grundsätzl­ich habe jeder Zugang „Luft nach oben“, sagte Flick aber: Das gelte „nicht nur für die neuen Spieler“. Deren Einstellun­g sei „top“, die Startprobl­eme „ganz normal“. Denn seine Spielphilo­sophie sei anspruchsv­oll und erfordere viel Training – das es aufgrund des engen Kalenders nicht gibt. Und dann habe „jeder seine eigene Geschichte“.

Marc Roca (fünf Spiele, zweimal 90 Minuten, kein Tor, keine Vorlage), mit zehn Millionen Euro teuerster Oktober-Transfer, hatte zuletzt muskuläre Probleme. Bouna Sarr (8/5/ 0/3) war vor der kurzen Winterpaus­e verletzt. Eric Maxim Choupo-Moting (10/2/3/1) erfüllt seine Rolle als Back-up für Robert Lewandowsk­i zufriedens­tellend. Tiago Dantas ist erst seit Januar spielberec­htigt bei den Profis und nicht zu bewerten.

Eine nächste Bewährungs­chance dürften die Bankspiele­r im Pokal bei Zweitligis­t Holstein Kiel am Mittwoch (20.45 Uhr/ARD und Sky) bekommen. Erneut nachbesser­n werden die Bayern nicht. „Selbstvers­tändlich machen wir nichts“, sagte Salihamidz­ic : „Wir sind sehr gut besetzt, haben viele Optionen.“

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FOTO: HUFNAGEL/IMAGO IMAGES

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