Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Narrenbaum der Hinterhau-Geister steht mitten im Ort
Fasnet der Heroldstatter Narrenzunft fällt aus – An fünfte Jahreszeit soll erinnert werden – David Kubat ist neuer Vize-Zunftmeister
HEROLDSTATT - Für die HinterhauGeister aus Heroldstatt fällt die Fasnet 2021 aus. Sie müssen das Schicksal aller Narrenzünfte und Fasnetsvereine im Lande teilen, da ergeht es der Mannschaft um Zunftmeister Jörg Werthmann nicht anders.
Wegen der grassierenden Corona-Pandemie können die Narren landauf landab ihrem närrischen Treiben in den nächsten Wochen nicht nachkommen. Doch wenigstens vermelden und symbolisch zeigen wollen die Hinterhau-Geister aus Heroldstatt, dass die fünfte Jahreszeit angebrochen ist. Sie haben wieder einen Narrenbaum geschaffen und geschmückt, der seit Montagnachmittag in der Neuen Ortsmitte zwischen Bank, Apotheke, Berghalle und Rathaus steht.
Coronabedingt haben die Mitarbeiter des Heroldstatter Bauhofs um Andreas Steinbach den Baum ruckzuck aufgestellt, wofür die Hinterhau-Geister dankbar sind. Bürgermeister Michael Weber hat da vermittelnd gewirkt und hat sie unterstützt, denn in Eigenregie durften sie das Aufstellen nicht ausführen. So sprangen die Bauhofmitarbeiter gerne in die Bresche und halfen aus, denn der Narrenbaum gehört seit mittlerweile fast 20 Jahren zum Ortsbild.
„Wir sind den Mitarbeitern des Bauhofs und Bürgermeister Weber sehr dankbar, denn ohne deren Unterstützung würde es den Narrenbaum in Heroldstatt in diesem Jahr nicht geben. Uns Narren waren diesmal die Hände gebunden“, erklärt Zunftmeister Jörg Werthmann und verweist auf die geltenden, nochmals verschärften Regelungen wegen der Corona-Pandemie. „Wir sind unseren Hinterhau-Geistern gerne entgegen gekommen. Gerne wirkt die Gemeinde bei der schönen Tradition mit. Wir wollen einen alten Brauch mit aufrecht erhalten“, unterstreicht Bürgermeister Weber und ergänzt: „Mit dem schönen Baum sei jetzt trotz des Coronavirus’ die fünfte Jahreszeit eingeläutet.“
Eine Fledermaus im blau-gelben Häs ragt über dem Wurzelwerk hoch in den Lüften, das mit bunten Krawatten geschmückt ist. Darunter sind einige markante Utensilien der Heroldstatter Narrenzunft zu sehen, so die Masken von Fledermaus, Waldgeist und Fuhrmann Kosmas mit Geißel sowie dessen Fuhrwerk.
„Mit dem Narrenbaum wollen wir der Bevölkerung vermelden, dass die fünfte Jahreszeit angebrochen ist und die Leute trotz des Cornonavirus etwas fröhlich sein dürfen“, betont Jörg Werthmann. Der Baum sei in diesem Jahr von wichtiger symbolischer Kraft: Er soll dem Virus trotzen und klar machen, dass er den Narren nicht ganz ihre Fasnet rauben kann. Diese sei nicht ganz unter zu kriegen und ein Hauch von Karneval, Fasching und Fasnet soll in Deutschland zu spüren sein. Übrigens: Zum 19. Mal in der nun 20-jährigen Geschichte der Heroldstatter Narrenzunft steht der Baum mit dem Wurzelwerk nach oben zum Himmel gestreckt mitten im Ort.
An Dreikönig wären die aktuell 21
Hinterhau-Geister in die fünfte Jahreszeit gestartet. Das traditionelle Häs-Abstauben, das Hervorholen des Häs in verschiedenen Variationen, wäre in der Berghalle angestanden. Die Kleidung bleibt überwiegend im Schrank hängen beziehungsweise in den Kisten liegen, wie Zunftmeister Werthmann darlegt. Nur das für den Narrenbaum sei hervorgeholt worden sowie drei weitere Gewänder, die im Rathaus ausgestellt werden und daran erinnern sollen, das die Waldgeister und Fledermäuse aus Heroldstatt in diesem Jahr 20 Jahre alt werden und eigentlich sie zu dieser Jahreszeit das Sagen hätten.
Zu einem Freudentag sollte für sie der Samstag mit dem NarrenbaumAufstellen und der Narrentaufe werden – zu den Klängen der IGF-Schalmeien aus Westerheim. Und auch einen kleinen Narrenbaum mit Süßigkeiten in Säcken hätte es für die Kinder wieder gegeben. Die Hinterhau-Geister hätten allen Grund zur Freude gehabt, hätten sie doch am Samstag bei ihrer Eröffnungsfeier zur Fasnet gleich vier neue Hästräger in ihren Reihen aufnehmen können: Alisa Uhl aus Laichingen, Sven Loser aus Feldstetten, Stephan Fasel aus Römerstein und Stefan Fähndrich aus Heroldstatt.
Sie alle hätten bei der symbolischen Taufe das eiskalte Wasser über ihr Haupt geschüttet bekommen. Auch auf ihren symbolischen Schwur, „ihrem Ahn, dem Geist von Hinterhau, die Treue zu halten und sein Gewand in Ehren tragen“müssen die vier Anwärter verzichten. Das Gelöbnis können sie dann nächstes Jahr leisten.
„Das Coronavirus hat unsere Vorhaben und Planungen schon ordentlich durcheinander gewirbelt. Doch da ergeht es uns nicht anders als vielen anderen Vereinen und Organisationen“, sieht Jörg Werthmann die Lage realistisch. Allzu sehr hätten sich die Hinterhau-Geister auf Remmi-Demmi und Heiterkeit gefreut, doch wegen der Corona-Pandemie wurden alle Termine, Auftritte und Vorhaben gestrichen, und das im 20. Jahr des Vereinsbestehens. Ein kleiner Trost für die Fasnetsfreunde: Die Saison wäre in diesem Jahr ohnehin sehr kurz gewesen, bereits Mitte Februar hätte der „närrische Spuk“sein Ende gefunden, denn bereits am 15. Februar ist Rosenmontag und am 16. Februar Faschingsdienstag.
Im vergangenen Jahr konnten die Hinterhau-Geister noch wie gewohnt ihre Fasnet feiern: Beim Narrenbaumstellen und der Narrentaufe 2020 waren zwei pudelnasse Mädchen zu sehen, als Zunftmeister Jörg Werthmann und seine Stellvertreterin Ute Duckek die neuen Hästrägerinnen Franziska Pflügner und Caroline Rettich tauften und in die Reihen der Hästräger aufnahmen. 31 Termine hatten die Heroldstatter während der närrischen Zeit 2020 zu stemmen, in alle Himmelsrichtungen zogen sie hinaus. Das Jahr verlief dann für die Hinterhau-Geister ruhig mit wenigen Veranstaltungen, da das Vereinsleben eingeschränkt war. Das Schnitzen der Rübengeister im Oktober ging anders als sonst vonstatten: Die Kinder konnten Rüben abholen und dann zuhause in Geisterköpfe verarbeiten und verzieren, die dann online-mäßig bewertet wurden.
Bei der Jahresversammlung gab es eine personelle Veränderung, da Vize-Zunftmeisterin Ute Duckek ihr Amt zur Verfügung stellte. Dieses übernahm David Kubat, so dass die Vorstandschaft der Heroldstatter Narrenzunft mit rund 35 Mitgliedern nun Jörg Werthmann als Vorsitzender, David Kubat als stellvertretender Vorsitzender, Denise Allmendinger als Schriftführerin und Iris Süßmuth als Kassiererin bilden. Als Ausschussmitglieder fungieren Monika Süßmuth, Timo Duckeck, Stephan Fasel und Stefan Fähndrich.
„Wenn wir schon in diesem Jahr die Fasnet nicht richtig feiern können, so wollen wir es umso ausgelassener im nächsten und vor allem im übernächsten Jahr tun“, mein Zunftmeister Werthmann schmunzelnd. Denn in zwei Jahren ist ein rundes Jubiläum angesagt. Die Heroldstatter Narrenzunft wird dann 22 Jahre alt, und da die Narren in Elfer-Sprüngen ihre runden Geburtstage feiern, ist 2023 ein Jubiläumsjahr. Am 28. April 2001 war der Narrenverein gegründet worden, der bald zwei Jahrzehnte auf dem Buckel haben wird.