Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

So steht’s um den Red Dog

Das Kunstwerk von Keith Haring war 2019 verschwund­en – Jetzt ist es frisch restaurier­t

- Von Dagmar Hub

ULM - Attraktivi­tät kann auch zum Schaden des Attraktive­n sein: Zehn Jahre lang stand Keith Harings stählerne Großplasti­k „Red Dog for Landois“im Herzen der Stadt Ulm, vor der Kunsthalle Weishaupt. Im Oktober 2019 musste die Skulptur abgebaut werden; sie benötigte dringend eine Restaurier­ung. Die beiden jeweils 1,4 Tonnen schweren Vorderbein­e waren von Kindern gern als Rutschen benutzt worden, immer wieder auch hatte es Probleme mit Skatern gegeben, denen die Form des Roten Hundes ideal zur Nutzung erschienen war. Tiefe Kratzer hatte der beliebte rote Hund bekommen. Inzwischen ist er fertig restaurier­t.

Ihr Vater, Siegfried Weishaupt, kam für die Reparatura­rbeiten an dem bedeutende­n Kunstwerk Harings auf, berichtet Kathrin Theopold-Weishaupt, die Tochter des Sammlers und Chefin der Kunsthalle Weishaupt. Jetzt sind Siegfried Weishaupt und die Stadt Ulm in Verhandlun­gen über einen Ort, an dem der Red Dog geschützte­r stehen kann als bisher.

Die Rückkehr des 1987 geschaffen­en Kunstwerks nach Ulm wünschen sich die Familie Weishaupt ebenso wie Vertreter der Stadt Ulm und viele, die den knallroten Hingucker in der Neuen Mitte schätzten und als Fotomotiv gern in Kontrast zum Rathaus setzten. Trotzdem ist seine Zukunft noch unklar, sagt Kathrin Theopold-Weishaupt, die den „Roten Hund“selbst ins Herz geschlosse­n hat. „Wir suchen gemeinsam mit der Stadt Ulm einen Standort, an dem er besser geschützt wäre gegen die Abnützung. Es werden gerade Vorschläge dazu erarbeitet. Der Rote Hund wartet auf seinen Bestimmung­sort.“

Aber wie schottet man Kunst im öffentlich­en Raum ab, fragt sich Kathrin

Theopold-Weishaupt für die Zukunft des beliebten Hundes. Fertig restaurier­t steht das Kunstwerk in einer Halle – wo, das will Kathrin Theopold-Weishaupt nicht verraten. Das Kunstwerk aus Corten-Stahl musste sandgestra­hlt werden, der rote Lack wurde komplett entfernt. Dazu wurde es in seine drei Bestandtei­le – Körper und Beine – zerlegt. Die größte Gefahr für das Kunstwerk sei es, dass sich diese stählerne Grundstruk­tur selbst durch die tiefen Schrammen und Kratzer abarbeitet, weil diese Verletzung­en der Lackschich­t den Stahl freilegen. Während eine Verunstalt­ung des Kunstwerks durch Graffiti-Sprayer gleich sehr bald nach seiner Aufstellun­g vor gut elf Jahren eine absichtlic­he Aktion war, geschahen die Beschädigu­ngen durch Kinder und Erwachsene, die die Großskulpt­ur als Rutsche, als Skaterbahn oder einfach zum Draufklett­ern nutzten, wahrschein­lich unbeabsich­tigt. „Die Leute erkennen das Kunstwerk nicht als solches“, vermutet die Kunsthalle­n-Chefin. Offenbar regt es – auf einem von Ulm-Besuchern gern zum Sitzen genutzten Betonsocke­l montiert – den Spieltrieb an, und der Red Dog wurde zum prägnanten Treffpunkt in der Neuen Mitte.

Seine eigentlich­e Geschichte, ehe Siegfried Weishaupt den Red Dog for Landois nach Ulm holte, kennen nur wenige: Keith Haring entwarf das Kunstwerk anlässlich der Ausstellun­g „Skulptur Projekte“1987 in Münster. Der Rote Hund bellte dort die Westdeutsc­he Landesbank an und war ein Protest dagegen, dass der von Hermann Landois 1875 gegründete zoologisch­e Garten dem Neubau der Bank hatte weichen müssen. In Ulm bellte er ein wenig schräg Richtung Neuer Straße und Rathaus – aber auch dort schätzt man den Roten Hund, sodass auf seine Rückkehr zu hoffen ist.

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FOTO: HUB

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