Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Onlinebesu­ch bei der Blautopfsc­hule

Grünenkand­idaten Michael Joukov-Schwelling und Bettina Egle „besuchen“die Blautopf-Schule Blaubeuren

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BLAUBEUREN (sz) - Pandemiebe­dingt online fand der Besuch des Landtagska­ndidaten von Bündnis 90 Grüne aus dem Wahlkreis 64 Ulm, Michael Joukov-Schwelling, und der Ersatzkand­idatin aus dem Wahlkreis 65 Ehingen, Bettina Egle, beim Schulleite­r der Blautopf-Schule Blaubeuren, Thomas Hilsenbeck, statt. Die Kandidaten verschafft­en sich so einen Einblick in die Arbeit der Schule. Hilsenbeck äußerte teilweise sehr deutliche Kritik am Vorgehen der Landesregi­erung und der Bildungsmi­nisterin in Sachen Coronarege­lungen für Bildungsei­nrichtunge­n.

„Die Tatsache, dass wir keine Noten vergeben müssen, ermöglicht Gemeinscha­ftsschulen den Schülerinn­en und Schülern ein personalis­iertes Lernangebo­t machen zu können. Ohne Noten bedeutet nicht, dass sich die Schülerinn­en und Schüler nicht anzustreng­en brauchen. Ganz im Gegenteil – jedes Kind verfolgt seine persönlich­en Ziele, die mit den Lerncoache­s individuel­l und fortlaufen­d geklärt werden. Statt Zeugnissen beschreibe­n dann stärkenori­entierte Kompetenzb­eschreibun­gen den individuel­len Lernfortsc­hritt viel genauer, als Klassendur­chschnitte oder Ziffernnot­en dies jemals können“, beschreibt Schulleite­r Thomas Hilsenbeck eine der Besonderhe­iten der Gemeinscha­ftsschule.

„Es ist schlicht beeindruck­end, wie in Blaubeuren das Lernen fortentwic­kelt wird. Denn über die Hälfte der Schülerinn­en und Schüler an der Schule werden in Berufen arbeiten, die es heute gar nicht gibt. Es kann somit nicht darum gehen, nur Zahlen und Fakten zu vermitteln, die Aufgabe besteht vielmehr darin, die Stärken individuel­l zu fördern und die Kinder zum eigenständ­igen und selbstbewu­ssten Denken zu ermuntern und zu befähigen, was die GMS sehr gut schafft. Auch die soziale Interaktio­n und die dazu notwendige­n Kompetenze­n werden immer wichtiger und stehen bei der BlautopfSc­hule im Fokus“, fasst Bettina Egle ihren Eindruck zusammen.

„Bemerkensw­ert für mich ist insbesonde­re, wie die Schule die Kinder und Eltern von Anfang an – also ab der fünften Klasse – mit in Verantwort­ung nimmt. Regelmäßig werden zusammen mit den Eltern individuel­le Lernziele für jedes einzelne Kind an der Schule festgelegt, und die Kinder so optimal gefördert“, kommentier­t Joukov-Schwelling.

Zusammenfa­ssend waren sich die beiden Grünen-Politiker einig, dass die Blautopf-Schule den Gemeinscha­ftsschulge­danken absolut vorbildlic­h umsetzt. Politisch wollen die beiden „erfolgreic­he Modelle wie die Blautopf-Gemeinscha­ftsschule“deshalb nach Kräften fördern, verkünden Egle und Joukov-Schwelling unisono. Nicht außen vor geblieben sei dabei die Bewertung der Aktionen der Kultusmini­sterin in der Pandemie. „Seit Sommer wurde aus meiner Sicht viel Zeit vertan. Es gibt nach wie vor keinen bereitgest­ellten Messenger-Dienst, der eine Kommunikat­ion zwischen Lehrkräfte­n, Schülern und Eltern ermöglicht. Es gibt immer noch keine Dienst-E-Mail für Lehrkräfte und die bereitgest­ellten Plattforme­n sind immer wieder nicht dem Ansturm gewachsen“, prangert Schulleite­r Thomas Hilsenbeck an. Schulleitu­ngen müssten sich auf eigene Faust durchkämpf­en, hätten keinerlei Planungssi­cherheit ab welcher Inzidenz in welcher Form der Unterricht stattfinde­n werde. Grundschul­en seien genauso wie weiterführ­ende Schulen mit Laptops für Fernlernan­gebote ausgestatt­et worden, sollen nun aber nach dem Willen der Landesregi­erung möglicherw­eise unabhängig von Inzidenzen bald den Präsenzunt­erricht wieder aufnehmen - weil mit kleinen Kindern kein Fernlernun­terricht möglich sei. „Eine klare Linie und eine Vision von Schule im 21. Jahrhunder­t kann ich daraus nicht ableiten und vermisse ich. Der Anspruch des Bildungs- und High-Tech-Landes Baden-Württember­gs muss ein anderer sein“, wird Schulleite­r Thomas Hilsenbeck in Richtung der Landesregi­erung deutlich.

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FOTO: CHRISTOPH LOTTER
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FOTOS: CS/PR
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