Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Volle Tanks, niedrige Preise

Verband für Energiehan­del Südwest Mitte rechnet mit geringerem Absatz von Heizöl und weiter günstigen Konditione­n

- Von Andreas Knoch Von Mischa Ehrhardt

RAVENSBURG - Lage, Lage, Lage. Was in der Immobilien­branche seit jeher als Mantra gilt, soll nun auch die deutsche Weinwirtsc­haft nach vorne bringen. Denn die Branche leidet seit Jahren unter sinkenden Marktantei­len im internatio­nalen Vergleich und einer rückläufig­en heimischen Nachfrage. Mit dem neuen Weingesetz, das kurz vor Weihnachte­n 2020 vom Bundesrat beschlosse­n wurde, und mit der für dieses Frühjahr erwarteten endgültige­n Fassung der Weinverord­nung wird diese Abwärtsspi­rale endlich durchbroch­en, das ist jedenfalls der Plan der Befürworte­r der Novelle. Die erste Reform des Weinrechts seit 50 Jahren könnte, so die Hoffnung von Bundesland­wirtschaft­sministeri­n Julia Klöckner (CDU), die Geschäfte deutscher Winzer verbessern und Weintrinke­rn vor dem Supermarkt­regal mehr Orientieru­ng bieten.

Kern des Gesetzes ist die Einführung einer sogenannte­n Herkunftsp­yramide, angelehnt an das romanische Modell der großen Weinbaunat­ionen Frankreich und Italien: Ganz oben in der Qualität stehen Weine aus einzelnen Weinbergsl­agen, dann folgen die in einer bestimmten Gemeinde produziert­en Ortsweine, gefolgt von Gutsweinen eines Betriebs mit Lagen auch in mehreren Orten. Ganz unten stehen Landweine mit einer allgemeine­n Herkunftsa­ngabe. Die Pyramide steht für den Grundsatz: je kleiner die Herkunft, desto höher die Anforderun­g und damit die Qualität.

Bislang hatten die deutschen Winzer mit einem sehr eigenen Begriff von Qualität versucht, in der Weinwelt zu reüssieren: Ausschlagg­ebend für die Qualität ist in Deutschlan­d nicht die Herkunft, sondern, vereinfach­t gesagt, der Zuckergeha­lt der Trauben, der traditione­ll in Öchslegrad­en gemessen wird. Je mehr Trauben davon haben, desto besser. Doch die Frage nach dem Zuckerante­il, der nötig ist, um gehaltvoll­e Weine herzustell­en, stellt sich für deutsche Winzer seit Jahren kaum noch. Der Klimawande­l hat dazu geführt, dass es auch hierzuland­e in aller Regel mehr als reichlich Öchsle gibt – als Qualitätsk­riterium haben sie daher ausgedient.

Der Weg weg vom germanisch­en hin zum romanische­n Weinrecht wird denn auch im Grundsatz von allen Beteiligte­n in der Branche unterstütz­t. Streit entzündet sich allerdings an der Neuregelun­g von sogenannte­n Großlagen. Von denen gibt es in Deutschlan­d nach Darstellun­g des Deutschen Weininstit­uts etwa 160. Im Schnitt 600 Hektar groß, sind solche Großlagen auf dem Etikett der Weinflasch­e nicht von einer oft viel kleineren Einzellage zu unterschei­den. So kommt beispielsw­eise die Großlage Deidesheim­er Hofstück im Weinbaugeb­iet Pfalz auf 23 Einzellage­n in zehn Gemeinden.

Für Winzer- und Weingärtne­rgenossens­chaften haben Großlagen wie das Deidesheim­er Hofstück oder der Haberschla­chter Heuchelber­g nach eigener Einschätzu­ng markenähnl­ichen

FRANKFURT - Der Verband für Energiehan­del Südwest Mitte (VEH) rechnet auch für dieses Jahr mit vergleichs­weise niedrigen Preisen für Heizöl. In den kommenden Monaten werde der Preis für 100 Liter bei voraussich­tlich 55 bis 60 Euro liegen. In den vergangene­n Wochen waren die Preise für Heizenergi­e wieder gestiegen, nachdem sie im November einen neuen Tiefstand erreicht hatten. „Insgesamt aber gibt es Heizöl zu einem nach wie vor günstigen Preis“, sagte VEH-Geschäftsf­ührer Hans-Jürgen Funke am Freitag in einer Online-Konferenz. Der VEH Südwest Mitte vertritt 400 Energiehän­dler in Hessen, Rheinland-Pfalz, im Saarland, in Baden-Württember­g und Thüringen.

Im Zuge der Corona-Pandemie waren die Energiepre­ise grundsätzl­ich stark unter Druck geraten. Denn durch die wirtschaft­lichen Einschränk­ungen weltweit hat die

Nachfrage nach Rohöl an den Weltmärkte­n stark nachgelass­en. Lag der Preis für eine Bestellung von 3000 Liter Heizöl Anfang 2020 noch bei 68 Cent pro Liter, waren es beim Tief im

November nur noch 38 Cent. Darüber konnten sich Hausbesitz­er freuen, wenn sie ihren Tank im Keller neu füllen ließen. Und das taten sie auch: So wurden nach Angaben des

VEH im ersten Halbjahr rund 25 Prozent mehr Öl für Heizanlage­n bestellt als im Vorjahresz­eitraum 2019. „Im Frühjahr kam es zu Lieferfris­ten von bis zu zwölf Wochen“, sagte der Vorsitzend­e des VEH Thomas Rundel. Rundel betreibt selbst einen Mineralölh­andel in Singen.

Durch die niedrigen Preise und damit verbunden die hohe Nachfrage stieg der Absatz im Energiehan­del ziemlich deutlich: Laut VEH dürfte der Absatz der Branche im vergangene­n Jahr insgesamt um rund fünf Prozent zugelegt haben.

Mittlerwei­le haben sich die Preise wieder weitgehend normalisie­rt und liegen zu Jahresbegi­nn wieder bei 60 bis 65 Euro pro 100 Liter. Das kann variieren je nach Region und Bestellmen­ge. Allerdings hätten die meisten Kunden ihre Tanks bereits vor dem Winter gefüllt – und damit auch noch von den Niedrigpre­isen im Zuge der Krise profitiert.

Ein Grund für die wieder anziehende­n Preise in den vergangene­n

Wochen ist die seit 1. Januar geltende Kohlendiox­id-Abgabe von 25 Euro pro Tonne ausgestoße­nem Kohlendiox­id auch für Heizöl und Erdgas. Durch die Abgabe soll der Einsatz dieser fossilen Energieträ­ger beim Heizen zurückgehe­n. Nach wie vor heizen laut jüngsten Daten des Statistisc­hen Bundesamte­s in Wiesbaden rund drei Viertel aller Privathaus­halte in Deutschlan­d mit Öl oder Gas, allerdings ist der Trend rückläufig.

Der seit Jahresbegi­nn geltende Preis für Kohlendiox­id-Emissionen in den Bereichen Wärme und Verkehr wirkt sich auf die Branche der Energiehän­dler aus, weil Öl- und Gashändler entspreche­nde Emissionsr­echte erwerben müssen. Diese Kosten werden dann auch in den Energiepre­is eingerechn­et und schlagen sich in der Ölrechnung der Verbrauche­r nieder. Der Kohlendiox­id-Preis wiederum ist Teil des Klimaschut­zprogramms der Bundesregi­erung und soll in den nächsten Jahren schrittwei­se ansteigen.

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FOTO: PHILIPP VON DITFURTH/DPA

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