Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Jetzt ist doch ein Abholservice möglich
BLAUBEUREN (sz) - Nach einigem Hin und Her teilt die Stadtbücherei Blaubeuren nun mit, dass ab sofort ein Abholservice möglich ist unter dem Motto „Bücherei to go!“. Bisher hatte es geheißen, dass das wegen der Corona-Verordnung nicht möglich sei.
Grundsätzlich gilt: Die Stadtbücherei Blaubeuren muss aufgrund der neuen Corona-Verordnung weiterhin bis 31. Januar geschlossen bleiben. Aber sie darf neuerdings einen Abholservice anbieten.
Wer also Bücher, Zeitschriften, Spiele, Filme und andere Medien benötigt, kann diese bei der Stadtbücherei Blaubeuren per E-Mail an info@stadtbuecherei-blaubeuren.de oder per Telefon unter der Nummer 07344 / 921031 bestellen. Die Stadtbücherei stellt auch gerne eine Auswahl nach individuellen Vorlieben zusammen. Die gewünschten Medien können dann nach Terminvergabe direkt am hinteren Eingang der Bücherei abgeholt werden.
Entliehene Medien können ebenfalls nach Vereinbarung kontaktfrei zurückgegeben werden.
Die Stadtbücherei arbeitet hinter geschlossener Tür fleißig weiter. Neuer Lesestoff wird regelmäßig eingearbeitet. Über den Online-Katalog unter „Neuerwerb“kann man sich auf dem Laufenden halten und die neuesten Romane bestellen.
Gut für alle Nutzende: Während der Schließzeit fallen keine Mahngebühren an. Die digitalen Angebote sind weiterhin rund um die Uhr zugänglich.
Wer gerne Büchereimitglied werden möchte, kann bei der Stadtbücherei anrufen oder die Online-Anmeldung der Stadtbücherei nutzen. Diese ist erreichbar über die Seiten der Stadt Blaubeuren unter
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www.blaubeuren.de
LAICHINGER ALB/REGION/EHINGEN - Mit einem digitalen Impftalk auf seiner Facebook-Seite hat der CDU-Landtagsabgeordnete Manuel Hagel am Donnerstagabend eine hochqualifizierte Expertenrunde eingeladen. Der in Biberach geborene Biontech-Aufsichtsratsvorsitzende Helmut Jeggle berichtete über den Impfstoff, der Milliarden von Menschen Hoffnung macht. Der Pandemiebeauftragte des Alb-Donau-Kreises, Andreas Rost und der Erste Landesbeamte, Markus Möller, erklärten die Impfstrategie des Kreises.
Helmut Jeggle ist seit der Gründung des Unternehmens Biontech im Jahr 2008, dessen Vorstandsvorsitzender Ugur Sahin mit seinem Team den Biontech-Pfizer Impfstoff entwickelt hat, mit an Bord und kennt das Unternehmen daher perfekt. Mit einer Aussage am Donnerstagabend hat der Mann, der 1970 in Biberach geboren wurde, für viel Klarheit gesorgt: „Wir werden in diesem Jahr rund zwei Milliarden Impfdosen produzieren. Wir sind zuversichtlich, dass wir bis Oktober dieses Jahres so viele Leute wie möglich geimpft haben.“Insgesamt haben rund 44 000 Menschen in der Phase-3-Studie den Impfstoff an sich testen lassen. „Wir haben hier einen Wirkungsgrad von 95 Prozent, vor allem bei Menschen über 80 Jahren. Bei Grippe liegt der Wirkungsgrad bei 50 bis 60 Prozent“, erklärte Jeggle, dessen Firma Biontech Ende Januar 2020 mit der Entwicklung begonnen hat. „Es ist ein sensationeller Erfolg“, sagte Jeggle, der sich aber auch bewusst ist, dass der Impfstoff global eingesetzt werden muss und wird. Dass es Biontech mit seinem Partner Pfizer geschafft hat, so schnell und vor allem so wirksam einen Impfstoff mit Zulassung zu entwickeln, erklärte der Aufsichtsratsvorsitzende so: „Wir hatten jegliche Aufmerksamkeit der regulatorischen Behörden, weil es eben ein globales Problem ist. Wir haben in vielen Phasen parallel gearbeitet, haben
„Wir müssen versuchen, jeden Menschen zu retten mit allem, was wir zur Verfügung haben.“Andreas Rost, Pandemiebeauftragter des Alb-Donau-Kreises
früh nötige Rohstoffe bestellt und gekauft.“Als einfachen Vergleich zog Jeggle den Straßenverkehr heran. „Mit Blaulicht kommt man schneller durch den Verkehr als ohne“, betonte Jeggle, der dann auch erklärte, warum der Impfstoff bei minus 70 Grad gelagert und transportiert werden muss: „Bei dieser Temperatur ist der Impfstoff nicht nur hochwirksam, sondern hat kaum Nebenwirkungen. Wir arbeiten aber schon an der nächsten Generation. Wir wissen aktuell auch noch nicht, ob der Antikörperspiegel nun zwölf oder 36 Monate halten wird.“
Wie geimpft wird und welche Erfahrungen bisher gemacht werden konnten, erklärte der Ehinger Andreas Rost als Pandemiebeauftragter des Alb-Donau-Kreises. „Wir haben während der Pandemie bisher festgestellt, dass Infizierte ab dem 60. Lebensjahr einen exponentiell massiv schwereren Verlauf haben als Jüngere“, so Rost, der in den vergangenen Tagen bereits viele Aufklärungsgespräche, aber auch Impfungen machen konnte. „Wir müssen versuchen, jeden Menschen zu retten mit allem, was wir zur Verfügung haben“, betonte Rost, der vor allem Bewohner von Pflegeheimen und das Pflegepersonal in den vergangenen Tagen aufklären konnte. „Von einer Impfpflicht halte ich nichts. Das darf jeder für sich individuell entscheiden, wir sind ja nicht in China oder Russland“, sagte Rost und machte deutlich: „Eine Impfpflicht ist nicht der Weg für Deutschland. Wir müssen die Menschen dazu motivieren, müssen gute Argumente dafür liefern und es so in die breite Fläche
bringen.“
Dabei hat Rost als Pandemiebeauftragter des Kreises in den vergangenen Monaten schlimme Dinge erlebt und familiäre Tragödien sehen müssen. „Diejenige, die sagen, Corona gibt es nicht, würde ich gerne mal mitnehmen“, sagte Rost und schilderte Erfahrungen, bei denen die Kinder nur noch Kontakt per Telefon zu ihren an Covid-19 erkrankten, schwerkranken Eltern im Krankenhaus haben. „Das geht mir unter die Haut“, erklärte Rost und nannte deshalb das Impfen einen „zentralen Baustein“, um ein Stück weiter zu kommen. Die Erfahrungen, die Rost bisher mit geimpften Menschen gemacht habe, seien indes noch besser, als erwartet. „Zwei geimpfte Pflegekräfte hatten leichte Kopfschmerzen. Bei den Bewohnern gab es bisher bei rund 100 Impfungen keine Beschwerden. Was ich also sehe, ist eine sehr gute Verträglichkeit des Impfstoffes. Je mehr sich impfen lassen, desto schneller bekommen wir wieder die Chance auf eine neue Normalität“, so Rost.
Das sieht auch der Erste Landesbeamte des Alb-Donau-Kreises und Chef des Krisenstabs, Markus Möller, so. „Seit Jahrhunderten konnten die Menschen bei Pandemien nur schauen, dass die Infektionsketten unterbrochen werden. Medikamente gab es nicht“, so Möller, der durch das Impfen ebenfalls die einzige Möglichkeit auf eine Rückkehr zu einem normalen Leben sieht. „Wir sind hier im Alb-Donau-Kreis und der Stadt Ulm mit den drei Impfzentren gut aufgestellt. Momentan sind die mobilen Impfteams in den Pflegeheimen unterwegs und das Kreisimpfzentrum in Ehingen können wir am 22. Januar eröffnen“, so Möller, der hofft, dass der Nachschub an Impfstoff bald gewährleistet wird. Die Arbeiten im alten SchleckerKinderland, wo das Kreisimpfzentrum sein wird, seien demnach in der Endphase, ebenso die Rekrutierung des Personals. „Es ist doch schon ein Lichtblick, dass wir bereits mit den Impfungen in den Pflegeheimen beginnen konnten“, sagte Möller und machte klar: „Wir können es doch nicht akzeptieren, dass momentan so viele Menschen durch Corona sterben, wie bei drei Flugzeugabstürzen am Tag.“Klar sei aber auch, dass der Impfstart holprig werden wird. „Wir werden auch Schwierigkeiten haben. Aber alles, was gerade passiert, macht mir Hoffnung, dass wir im Laufe dieses Jahres in eine neue, bessere Lebenswelt kommen werden.“
Für Organisator Manuel Hagel war der Impftalk auf seiner Facebook-Seite mit mehr als 850 Aufrufen nicht nur ein voller Erfolg, sondern vor allem enorm wichtig, um „seriös über das Thema Impfen aufklären zu können“, denn, so Hagel: „Die Pandemie hat Land und Leute fest im Griff. Die Inzidenzwerte wollen nicht zurückgehen, die Gefahr der Mutation aus England und Südafrika ist groß. Wir dürfen einen Tag mit mehr als 1000 Corona-Toten nicht zur Normalität werden lassen. Nur das Impfen lässt uns das Licht am Ende des Tunnels der Pandemie erkennen.“Deswegen ist Hagel auch stolz darauf, dass der Impfstoff im Land entwickelt wurde. „Sobald ich es darf, werde ich mich auch impfen lassen. Das steht außer Frage“, sagte der Ehinger Abgeordnete.