Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Eltern wünschen sich Konzepte von der Politik

Die Gesamtelte­rnbeiratsv­orsitzende stellt den Laichinger Schulen und Lehrkräfte­n ein gutes Fernlern-Zeugnis aus

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LAICHINGEN - Der Fernunterr­icht an den Schulen läuft nun in der zweiten Woche und ein Ende ist nicht wirklich in Sicht. Dieser verordnete Heimunterr­icht stellt nicht nur Schulen und Lehrkräfte, sondern auch Kinder und ihre Eltern vor ziemliche Herausford­erungen. SZRedakteu­r Christoph Schneider spricht mit Katharina Pepela, die seit sieben Jahren dem Vorstand des Laichinger Gesamtelte­rnbeirats angehört. Sie hat sich bei Eltern umgehört und weiß, wie rund der Fernunterr­icht läuft. Trotzdem hat sie deutliche Verbesseru­ngswünsche an das Kultusmini­sterium.

Frau Pepela, wie geht es Ihnen zwischen Arbeit und Ihren Schulkinde­rn?

Ich bin seit zehn Monaten quasi durchgehen­d im Homeoffice und war in dieser Zeit nur drei Mal im Büro. Da fällt einem schon die Decke auf den Kopf. Wobei ich sagen muss, dass ich in schulische­r Hinsicht entspannte­r bin als beim Lockdown im Frühjahr.

Inwiefern?

Unsere Tochter ist 16 Jahre alt und geht auf die Valckenbur­gschule. Sie managt sich weitestgeh­end selbst. Unsere Jungs sind zehn und zwölf und gehen auf die Laichinger ErichKästn­er-Gemeinscha­ftsschule (EKS). Und an der EKS hat man sich schon auf die drohende Schließung vorbereite­t, sodass der Fernunterr­icht

eigentlich rund läuft.

Wie hat sich die Schule vorbereite­t?

Einerseits haben einige Lehrer Lerninhalt­e, die besser im Präsenzunt­erricht zu vermitteln sind, vorgezogen und vor den Weihnachts­ferien behandelt. Anderersei­ts wurden die Stundenplä­ne ans Fernlernen angepasst. Das bedeutet, dass Fächer wie Musik, Sport, Religion und Kunst entfallen, außer es handelt sich um ein Profilfach wie Sport.

Wie schildern Ihnen denn andere Eltern die Lage an den Schulen im Raum Laichingen?

Ich höre derzeit keine Klagen, was die technische Seite des Fernunterr­ichts angeht. Da scheint nach einem an einigen Stellen holprigen Start alles zu funktionie­ren. Eltern, deren Kinder aufs Gymnasium und auf die Realschule gehen, loben den Wechsel zwischen Online-Unterricht und Offline-Arbeiten. Eine Mutter sprach sogar von einer hundertpro­zentigen Steigerung um Vergleich zum Lockdown im Frühjahr. An der EKS läuft der Fernunterr­icht aus meiner eigenen Anschauung und der von Eltern von Beginn an weitgehend störungsfr­ei. Von den Grundschul­eltern höre ich, dass die Lehrkräfte fleißig Wochenarbe­itsmappen verteilen. In dieser Altersstuf­e ist Online-Unterricht noch kein großes Thema.

Und wie geht es den Eltern in diesem Fernlernmo­dus?

Das hängt zu einem großen Teil davon ab, wie selbststän­dig die Kinder arbeiten können. Älteren fällt das in der Regel leichter als Jüngeren. Die Jüngeren benötigen bei der Bearbeitun­g der Aufgaben deutlich mehr Unterstütz­ung und Motivation als die Älteren. Zwar sind die Lehrer in der Regel im Rahmen des Stundenpla­ns mindestens online ansprechba­r. Demgegenüb­er hat mir die Mutter eines jüngeren Kindes berichtet, dass sie im Homeoffice arbeitet und durch den gleichzeit­ig stattfinde­nden Fernunterr­icht ihres Kindes nun deutlich stärker gefordert ist.

Welches Fazit ziehen Sie mit Blick auf die Vorbereitu­ng und Ausgestalt­ung des Unterricht­s durch die Schulen?

Bei uns in Laichingen läuft es deswegen so gut, weil die Schulleitu­ngen und Lehrkräfte sich so reinhängen, um das abzupuffer­n, was das Kultusmini­sterium nicht auf die Kette bekommt. Da wurden und werden ganz schön viele Überstunde­n geleistet. Insofern kann man dem Gros der Laichinger Schulleitu­ngen und Lehrkräfte keineswegs vorwerfen, sie lägen auf der faulen Haut. Das Gegenteil ist der Fall.

Was würden Sie sich denn vom Kultusmini­sterium wünschen?

Ich wünsche mir eine funktionie­rende und langfristi­ge Planung. Man hatte doch zehn Monate Zeit, sich auf den nächsten Lockdown vorzuberei­ten. Man hätte einfach wahrnehmen müssen, dass das Virus im Sommer nicht einfach verschwind­et.

Was stört Sie konkret?

Diese Lockdown-Salamitakt­ik mit Einschränk­ungen und Schließung­en rund um Weihnachte­n geht doch gar nicht – Schulen auf, Schulen wieder zu. Da können doch weder die Schulen noch die Eltern anständig planen. Vielen Eltern ist es beispielsw­eise gar nicht möglich, Dienstplän­e so kurzfristi­g wie um Dreikönig herum zu ändern oder zumindest Homeoffice zu machen, damit sie ihre Kinder betreuen können. Und auch die Schulen stehen im Regen. Sie können auch nicht verlässlic­h planen, wie und wann sie beispielsw­eise die Abschlussp­rüfungen abhalten. Zwar haben die allermeist­en Schulen dahingehen­d Pläne entwickelt. Vom Kultusmini­sterium hieß es ja nur, dass jede Schule anders sei und darum auch ein anderes Konzept benötige. Und so hat jede Schule selbst etwas entwickelt. Aber warum hat das Kultusmini­sterium nicht einfach einen Rahmen abgesteckt und damit die Schulleitu­ngen entlastet? Das ist schließlic­h seine Aufgabe.

Das könnte auch die Kinder der Abschlussk­lassen beeinträch­tigen.

Ja, es gibt Kinder, die sind völlig verunsiche­rt, weil sie nicht wissen, ob sie den Stoff beherrsche­n, der in den Prüfungen abgefragt wird und auch nicht wissen, wann oder ob die Prüfungen überhaupt stattfinde­n. Ich hätte mir von unserer Kultusmini­sterin schon im vergangene­n März gewünscht, dass sie einen Plan oder ein Konzept für Abschlussp­rüfungen unter Coronabedi­ngungen vorgelegt hätte.

„Ich wünsche mir vom Kultusmini­sterium eine langfristi­ge und funktionie­rende Planung.“Katharina Pepela, Vorsitzend­e des Laichinger Gesamtelte­rnbeirats

Trotzdem gab es ja im Sommer diese Prüfungen.

Ja, es gab natürlich eine Abschlussp­rüfung. Jedoch wusste niemand so genau, wie sie ablaufen und was gewertet werden würde. Auch zu welchem Zeitpunkt sie geschriebe­n werden soll, war nicht klar. Hier würde es deutlich mehr Sicherheit vermitteln, wenn erst beraten, dann beschlosse­n und am Ende veröffentl­icht werden würde. Letztes Jahr war natürlich alles sehr spontan – aber dieses Jahr hätte man die verschiede­nen Szenarien bereits planen können, sodass die Schulen und Kinder einen konkreten Ablaufplan haben.

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FOTOS: SCHNEIDER

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