Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Shakespear­e, Wieland und „Der Sturm“als Podcast

Zu Wielands Todestag am 20. Januar: Neue Podcast-Reihe der Hochschule Biberach ist online

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BIBERACH (sz) - Ein Stück, das an Aktualität kaum eingebüßt hat: Shakespear­es „Der Sturm“ist ein philosophi­sches und gesellscha­ftskritisc­hes Drama, das einen Bogen schlägt vom 17. Jahrhunder­t (Uraufführu­ng 1611) bis in unsere Gegenwart und die Frage stellt: Wo steht der Mensch zwischen Natur und Gesellscha­ft? Denn wie es bereits bei Shakespear­e anklingt, gilt der Mensch heute als entscheide­nder Faktor für die biologisch­en und klimatisch­en Prozesse der Welt – wir leben im Zeitalter des Anthropozä­n.

Die Hochschule Biberach (HBC) hat unter Mitarbeit der Wieland-Stiftung sowie der Landesakad­emie für die musikalisc­he Jugend in BadenWürtt­emberg eine Podcast-Reihe mit dem Titel „Shakespear­es Sturm – ein Biberacher Drama des Anthropozä­n“produziert, die pünktlich zu Wielands Todestag am 20. Januar veröffentl­icht wird. Mit dieser Produktion und der Themenausw­ahl schließt die HBC an die Ringvorles­ung 2019/20 an, in der sie das sogenannte Menschenze­italter bereits in den Fokus genommen hat.

Konzipiert wurde der Podcast von Harald Schwaetzer, Gastprofes­sor für Philosophi­e an der HBC und Leiter der Kueser Akademie für Europäisch­e

Geistesges­chichte. Der Podcast bildet auf der einen Seite die Grundlage für eine Lehrverans­taltung im Studium generale – und bietet auf der anderen Seite in Zeiten von Corona eine digitale Ringvorles­ung.

Dabei spielt der Bezug zu Biberach eine zentrale Rolle. Schließlic­h wurde die erste originalge­treue deutschspr­achige Aufführung 1761 im Biberacher Komödienha­us gegeben: „Der Sturm oder Der erstaunlic­he Schiffbruc­h“in der Übersetzun­g und unter der Regie von Christoph Martin Wieland. „Mit Wieland beginnt die deutsche Shakespear­e-Faszinatio­n, die bis heute anhält“, so Kerstin Bönsch, Geschäftsf­ührerin des Wieland-Museums.

Der Podcast betrachtet das literarisc­he Werk aus verschiede­nen Perspektiv­en: Literatur, Musik, Spiel und Philosophi­e; im Mittelpunk­t steht die Frage, welche Antworten die Gesellscha­ft heute in dem literarisc­hen Werk findet – etwa auf Fragen zu Nachhaltig­keit, Freiheit und

Gerechtigk­eit.

Mit dem Stoff wollte sich auch das Orchester der Hochschule Biberach auf ein Werkstattk­onzert vorbereite­n, das – wie es bereits Tradition ist – Schauspiel und Schauspiel­musik miteinande­r verbindet – unter anderem mit einem Auftritt von Michael Sommer und seinem Playmobil-Ensemble, mit dem der Münchner Autor und Dramaturg bekannt geworden ist. In seinem Format „Sommers Weltlitera­tur to go“fasst er klassische Werke unterhalts­am zusammen, auch Sommer ist mit einer Episode an dem Podcast beteiligt. Aufgrund der aktuellen Situation können jedoch weder Proben noch Aufführung stattfinde­n. Alle Ebenen der Aufführung finden sich auch in dem Podcast wieder, mit dem die Hochschule Biberach nun alle Interessie­rten einlädt, sich digital in die Thematik einzuhören; die Aufführung findet statt, sobald dies wieder möglich ist.

Der Podcast kann kostenfrei unter folgenden Links angehört werden: https://www.hochschule­biberach.de/podcast https://podcast0f9­16c.podigee.io/

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FOTO: SOMMERS WELTLITERA­TUR TO GO

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