Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Die Zukunft des Forsts gestalten
Riedlinger Revierleiterin Bernadette Jochum wird Waldbautrainerin bei Forst BW
RIEDLINGEN - Bernadette Jochum, die als Revierleiterin zuletzt sowohl für den Hospital- als auch den städtischen Wald zuständig war, verändert sich beruflich. Am 1. Februar tritt die Diplom-Ingenieurin Forst die Stelle einer Waldbautrainerin beim Forst Baden-Württemberg an.
Sieben solcher Stellen gibt es im Land Baden-Württemberg. Eingerichtet worden sind sie 2015. Bernadette Jochums Einsatzgebiet reicht vom Rems-Murr-Kreis bis zum Bodensee. Sie wird mit ihren Fachkenntnissen der Raumschaft also nicht verloren gehen. Zusammen mit einer Kollegin oder einem Kollegen wird sie im Tandem mit Revierleitern und Waldarbeitern unterwegs sein und sie in waldbaulichen Themen beraten und unterstützen. Hintergrund ist insbesondere der Klimawandel und seine Auswirkungen auf die Wälder, wobei die Anforderungen in dem großen Gebiet durchaus unterschiedlich sind. Gemeinsam bleibt die Frage: Wie soll man Bestände behandeln, welche Bäume setze ich jetzt, wie viel entnehme ich. Welche Baumarten vertragen den Temperaturanstieg und was sind die Bäume der Zukunft, immer vor dem Hintergrund: „Wie erziele ich einen stabilen naturnahen Wald?“
Erste Fortbildungen für die neue Aufgabe, die beim Forst Baden-Württemberg und damit dem Staatsbetrieb angesiedelt ist, hat sie bereits hinter sich, viele weitere werden folgen. „Es geht auch um Techniken“, erklärt Bernadette Jochum, zum Beispiel, wie man vor Ort im Wald Fortbildungen durchführt.
Als langjährige Revierleiterin bringe sie die notwendigen Erfahrungen aus der täglichen Arbeit mit den vielen Funktionen des Waldes mit. Auch was die Aufgaben bezüglich des Klimawandels betreffen, sieht sie sich für die neue Herausforderung gut gerüstet. Von 1990 bis 1998 war sie Revierleiterin in Pflummern, danach kurze Zeit beim Forstamt Ehingen am Hauptstützpunkt in Mochental. Nach dem Erziehungsurlaub brachte sie sich von 2003 bis 2009 in der Waldpädagogik an der Waldschule in Heiligkreuztal ein. Seit 2009 ist sie als Revierleiterin im Kommunal- und Privatwald für Riedlingen zuständig, zunächst für die Hospitalpflege, seit diesem Jahr zudem für den städtischen Wald, zumal aufgrund der Reform die Betreuung des Staatswaldes von der des kommunalen und privaten getrennt wurde. Sie gehe mit einem weinenden und einem lachenden Auge, räumt die Försterin ein. Der Abschied falle ihr nicht leicht. Sie habe sich in der Raumschaft wohlgefühlt. „Es war eine sehr schöne Aufgabe.“Dennoch will sie die berufliche Chance wahrnehmen, mit der Möglichkeit, in ganz andere Bereiche Einblick zu erhalten und zu erkennen, was „jenseits der Alb“an Baumarten noch geeignet sei. Man müsse sich mit neuen Baumarten auseinandersetzen, auch unter der Prämisse, was noch forstlich interessant sei und mehr Trockenheit aushalte.
Hintergrund für die 2015 erstmals eingesetzten Waldbautrainer ist die Anpassung und Weiterentwicklung des Waldbauprogramms des Landesbetriebs Forst BW an gestiegene ökologische und gesellschaftliche Anforderungen, auch vor dem Hintergrund des absehbaren Klimatrends. 2014 wurde die Richtlinie landesweiter Waldentwicklungstypen eingeführt. Ihr Transfer in die forstliche Praxis und die dauerhafte Begleitung vor Ort obliegt den Waldbautrainern. Ihnen abverlangt werden nicht nur vertiefte Fachkenntnisse in naturnaher Waldwirtschaft, waldbaulichen Behandlungsprogrammen und wachstumskundlichen Zusammenhängen, sondern auch Forsteinrichtung, Standortskunde und Klimaanpassung, Waldnaturschutz, Waldarbeit und Zertifizierung. Ausgeprägte persönliche und soziale Fähigkeiten, methodische Kompetenzen und Aufgeschlossenheit gegenüber Neuem, wie Erfahrungen in der Bildungsarbeit werden von der Forst BW als Kriterien für die Stelle eines Waldbautrainers, einer Waldbautrainerin genannt. Bernadette Jochum erfüllt sie offensichtlich, wurde sie doch mit dieser Aufgabe betraut.
Der Region Riedlingen bleibt sie dennoch erhalten. Sie wird zusammen mit ihrer Familie weiterhin in Pflummern leben, wo sie dem Ortschaftsrat angehört. Dem Forst verschrieben hat sich auch ihr Mann Ottmar Jochum, der sich 2019 – nach 21 Jahren Zuständigkeit für den Stadtwald – beruflich von Riedlingen verabschieden musste. Er wechselte aufgrund der Reform der Forstverwaltung zum Betrieb Forst BW und ist seither als Staatsbeamter für die Betreuung des Staatswaldes im Forstrevier Pflummern zuständig. Diese Waldfläche gehört zum Forstbezirk Mittlere Alb. Das Ehepaar arbeitet nun wieder beim selben Arbeitgeber.