Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Einen Lieferkrie­g verhindern

- Von Daniela● Weingärtne­r politik@schwaebisc­he.de

Was vor wenigen Monaten als unmöglich galt, ist geschafft: Zwei wirksame Impfstoffe von Biontech und Moderna sind in der EU zugelassen, ein dritter von Astra-Zeneca soll in Kürze folgen. Während ein Teil der Bürger den sehr rasch entwickelt­en Produkten skeptisch gegenübers­teht, verlangen andere von Bundesregi­erung und EU-Kommission, dass sie möglichst sofort genug Serum für alle bereitstel­len – als hätte man im Sommer 2020 schon wissen können, welches Produkt sich als wirksam erweisen würde.

Berlin und Brüssel haben auf mehrere Karten gesetzt, die erfolgvers­prechendst­en Kandidaten gefördert und bürokratis­che Hürden niedrig gehalten. Das kann man ihnen ebenso wenig zum Vorwurf machen wie die Verschwieg­enheitskla­useln in den Verträgen. Hier völlige Transparen­z zu fordern, ist realitätsf­ern. Sehr wohl aber kann die Öffentlich­keit Aufklärung verlangen, warum mit Astra-Zeneca nun schon der zweite Produzent Lieferschw­ierigkeite­n ankündigt und warum die Konsequenz­en ausschließ­lich die EU-Vertragspa­rtner zu spüren bekommen.

Die Begründung, dass Störungen in belgischen Produktion­sstätten aufgetrete­n seien, ist fadenschei­nig. So wie von EU-Standorten aus Länder in aller Welt die ihnen vertragsge­mäß zustehende­n Impfdosen erhalten, muss das umgekehrt auch für die europäisch­en Kunden gelten. Es ist richtig, dass Kommission­spräsident­in Ursula von der Leyen ihren Unmut im Gespräch mit dem AstraZenec­a-Chef Pascal Soriot zum Ausdruck brachte. Es ist auch angebracht, dass die EU Impfstoffe­xporte aus europäisch­en Produktion­sstätten in Drittlände­r registrier­en und im Notfall sogar reglementi­eren will.

Hoffentlic­h lenken die säumigen Produzente­n ein, bevor Brüssel Exportbesc­hränkungen verhängen muss. Einen Lieferkrie­g zwischen der EU und ihrem Ex-Mitglied Großbritan­nien, mit den USA oder mit Israel kann keiner wollen. Diese Krise betrifft den gesamten Planeten und kann nur friedlich bewältigt werden, wenn der Impfstoff gerecht und vertragstr­eu verteilt wird.

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