Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Südwesten zwingt Infizierte in Quarantäne

Zwei Kliniken sollen Menschen aufnehmen, die sich der Corona-Isolation verweigern

- Von Kara Ballarin

STUTTGART - Wer sich trotz einer Corona-Infektion nicht zuhause isoliert, kann künftig in zwei Krankenhäu­sern in Baden-Württember­g zwangsweis­e eingesperr­t werden. Das geht aus einem Schreiben aus dem Sozialmini­sterium an die Ortspolize­ibehörden der Kommunen hervor. Diese sind dafür zuständig, dass sich Menschen an eine Quarantäne­anordnung des zuständige­n Gesundheit­samts halten.

Für renitente Quarantäne­verweigere­r sind nun einige Plätze bereits seit Montag im Robert-Bosch-Krankenhau­s Schillerhö­he in Gerlingen im Kreis Ludwigsbur­g reserviert. Ab kommendem Montag gibt es weitere Plätze in der Universitä­tsklinik Heidelberg. In dem Schreiben heißt es aber auch, dass eine solche Zwangseinw­eisung nur letztes Mittel sein darf, für das es zudem einen Richterbes­chluss braucht. Den betreffend­en Menschen sollen zunächst Bußgelder angedroht werden.

Wie viele Menschen sich bisher einer Isolation verweigert haben, können weder Ministerie­n noch die kommunalen Spitzenver­bände sagen. Sie alle sprechen von Einzelfäll­en. Ganz aus der Pflicht sind die Kommunen aber nicht. In dem Brief aus dem Haus von Sozialmini­ster Manfred Lucha (Grüne) heißt es mit Verweis auf das Infektions­schutzgese­tz, dass sie weiter für eigene Zwangseinw­eisungen zuständig seien. Das hatte vor Ort jedoch bislang zu Problemen geführt, weil geeignete Einrichtun­gen fehlten.

Lange hatte die Landesregi­erung um solche zentrale Einrichtun­gen gerungen. Innenminis­ter Thomas Strobl (CDU) hatte diese schon früh befürworte­t, Sozialmini­ster Manfred

Lucha war skeptisch. Entspreche­nd erfreut äußert sich Strobl nun: „Endlich ist die Sache gelöst.“Es seien zwar nur wenige Fälle, aber solche, „in denen total uneinsicht­ige und bußgeldune­mpfindlich­e Personen andere Menschen mit einer potenziell tödlichen Krankheit vorsätzlic­h anstecken“.

Nur wenige Bundesländ­er wie Sachsen setzen auf solche zentralen Einrichtun­gen. Laut „Welt am Sonntag“will das Gesundheit­sministeri­um in Bayern auch weiterhin an den dezentrale­n Unterbring­ungen in den Kommunen festhalten.

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FOTO: STEFAN ZEITZ/IMAGO IMAGES

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