Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
EU verlangt Einhaltung der Verträge für Impfstoff
Vakzinexporte aus Europa werden künftig registriert – Zweifel an Wirksamkeit des Astra-Zeneca-Serums
BERLIN (dpa/AFP) - Die Menschen in Deutschland müssen sich nach Ansicht der Bundesregierung auf eine verstärkte Ausbreitung besonders ansteckender Varianten des Coronavirus einstellen. „Wir haben im Hintergrund die dunkle Wolke einer sehr ernsthaften Gefahr“, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert am Montag in Berlin. Lockerungen der Lockdown-Beschränkungen rücken somit in die Ferne. Die Bundesregierung zeigt sich vor allem alarmiert von den Infektionen mit der CoronaMutation B.1.1.7.
Angesichts dieser Entwicklungen geraten sowohl die EU-Kommission als auch Impfstoff-Produzenten weiter unter Druck. Nach dem Hersteller Pfizer hatte der Konzern AstraZeneca verringerte Lieferungen an die EU angekündigt. Der CDU-Europapolitiker Peter Liese kritisierte, Astra-Zeneca liefere „offensichtlich in andere Teile der Welt, auch nach Großbritannien, ohne Verzögerung“.
Die Kommission bezeichnete dieses Vorgehen als „nicht akzeptabel“. Die EU habe „Entwicklung und Produktion des Impfstoffes vorfinanziert“und verlange nun dafür die Gegenleistung, sagte EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides. Die EU-Kommission steht selbst in der Kritik, weil sie Rahmenverträge mit Herstellern ausgehandelt hat, vorerst aber nur wenig Corona-Impfstoff in den 27 Ländern ankommt. Als Reaktion auf die Lieferprobleme sollen Exporte
solcher Mittel aus der EU künftig in Brüssel erfasst werden. Es gibt sogar Forderungen, die Ausfuhren nur mit Genehmigung zu erlauben.
Laut Medienberichten existieren außerdem erhebliche Zweifel daran, ob das Serum von Astra-Zeneca bei Menschen über 65 Jahren wirkt. Laut „Handelsblatt“geht die Bundesregierung in dieser Gruppe nur von einer Immunisierung von knapp zehn Prozent der Geimpften durch das Vakzin aus. 5