Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

In der Sauna brennt die Luft

- Untermstri­ch@schwaebisc­he.de

Für viele Menschen ist die Sauna der richtige Ort, um ordentlich Dampf abzulassen. Je nach Art röstet der gestresste Gegenwarts­mensch im hölzernen Schwitzkas­ten bei Temperatur­en von moderaten 40 bis zu apokalypti­schen 130 Grad. Aufgüsse verbreiten unterschie­dliche Grade von Luftfeucht­igkeit. Außerdem gibt es Zusätze, die den aromatisch­en Grundton der Sauna – zumeist gut abgehangen­er Fußschweiß – mit Obstaromen übertünche­n. Sodass die strömenden Schweißbäc­he den Geschmack von reichlich gezogenem Früchtetee annehmen.

Für das Volk der Finnen ist der Saunagang von derart elementare­r Bedeutung, dass nun auch die Unesco-Weltkultur­erbe-Jury ein Einsehen hatte und die finnische Sauna zum immateriel­len Weltkultur­erbe erhob. Südländer können damit naturgemäß wenig anfangen. Wer zum Beispiel als Beduine im Oman lebt, der braucht nur gemütlich warten bis es Mittag wird und sich dann in sein Zelt zurückzieh­en. Da hat er weiß Gott Sauna genug, dass es selbst dem handelsübl­ichen Finnen den Vogel aushauen würde. Denn im Gegensatz zu Finnland, wo nach der Sauna stets ein zugefroren­er Tümpel oder zumindest ein eisiges Kaltwasser­becken zur Abkühlung wartet, brennt in der Wüste Omans buchstäbli­ch die Luft.

Die größte Sauna der Welt steht übrigens nicht in Helsinki oder sonstwo in Finnland – nein, sie steht im baden-württember­gischen Sinsheim, misst 166 Quadratmet­er, gehört aber zu keinem Weltkultur­erbe, sondern zu einem Spaßbad. Und der Finne? Der wundert sich, während der Beduine staunt. (nyf)

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FOTO: FELIX KÄSTLE/DPA

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