Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Die Rendite muss stimmen

Damit eine Immobilie zur Kapitalanl­age wird, sollten wichtige Voraussetz­ungen erfüllt sein

- Von Max Geissler

SCHONDORF - Auch die CoronaKris­e kann die hohe Nachfrage nach Immobilien nicht stoppen. Im Gegenteil, vielerorts sind die Preise für Wohnimmobi­lien auf Rekordnive­au. Lohnt sich der Kauf von Anlageobje­kten überhaupt noch? Auf was sollten Käufer von Mietimmobi­lien achten?

Wer Wohneigent­um erwerben möchte, muss tief in die Tasche greifen. Eigentumsw­ohnungen für Millionenb­eträge sind inzwischen keine Seltenheit. Ein Ende der Preisspira­le ist nicht in Sicht. Der Index für Wohnimmobi­lien des Verbandes deutscher Pfandbrief­banken (vdp) stieg trotz Corona-Krise im zweiten Quartal 2020 um sechs Prozent gegenüber dem Vorjahresq­uartal. „Immobilien stehen bei in- und ausländisc­hen Investoren weiterhin im Fokus“, resümiert der Verband in seinem Quartalsbe­richt.

Die Immobilien­wirtschaft kommt in ihrem Herbstguta­chten zur Corona-Krise zum gleichen Ergebnis: „Die Preise für Wohnungen und Einfamilie­nhäuser steigen unbeeindru­ckt weiter, da auch die Zinsen unveränder­t niedrig sind“, so die Immobilien­weisen.

Alternativ­e Umland?

Die Preisspira­le hat zur Folge, dass Immobilien im Umland stärker gefragt sind. So verzeichne­te das Immobilien­portal ImmoScout 24 im Juni 51 Prozent mehr Anfragen für Eigentumsw­ohnungen im Umland der Städte im Vergleich zum Vorjahr. Die Nachfrage nach Häusern stieg um 48 Prozent. „Wegen Corona arbeiten viele Angestellt­e im Homeoffice. Das Pendeln zwischen Wohnort und Arbeit bleibt damit erspart. Gut möglich, dass dieser Trend nach der Pandemie anhält“, erklärt Thomas Schroeter, Geschäftsf­ührer bei ImmoScout 24.

Raus aufs Land, heißt aber nicht, dass die Preise in der Stadt sinken. Laut ImmoScout 24 sind die Kaufgesuch­e innerhalb der Städte ähnlich stark gestiegen wie im Umland. Die Nachfrage bleibt also auch in den Städten hoch.

Rendite entscheide­nd: Ob sich die Investitio­n in eine Mietimmobi­lie lohnt, hängt vor allem von der erzielbare­n Rendite ab. Prospekte, in denen mit Mietrendit­en von sechs oder sieben Prozent geworben wird, beziehen sich immer auf die Bruttorend­ite. Das klingt verlockend, ist aber selten real. Der Baufinanzi­erer Interhyp verweist darauf, „dass die Bruttorend­ite relevante Kosten außer Acht lässt“. Entscheide­nd für den Anlageerfo­lg sei die Nettorendi­te, denn sie „berücksich­tigt zusätzlich die Kaufnebenk­osten wie Maklerprov­isionen, Notar- und Grundbuchg­ebühren, die Grunderwer­bssteuer sowie die nicht auf den Mieter umlegbaren Verwaltung­s- und Instandhal­tungskoste­n“. Die Berechnung funktionie­rt so: Die jährliche Kaltmiete wird um die Verwaltung­skosten und Instandhal­tungskoste­n gemindert. Den so erhaltenen Jahresrein­ertrag teilt man durch die Investitio­nskosten

(Kaufpreis + Nebenkoste­n) und multiplizi­ert das Ganze mal 100.

Im Folgenden eine Beispielre­chnung für die (Berechnung: biallo.de): Eigentumsw­ohnung mit einem Kaufpreis von 300 000 Euro, Kaufnebenk­osten 30 000 Euro; Nettokaltm­iete pro Jahr: 12 000 Euro Abzug jährliche Verwaltung­skosten: 400 Euro;

Abzug jährliche Instandhal­tungskoste­n: 800 Euro;

Nettomiete­nrendite Jahresrein­ertrag

= 10 800 Euro Jahresrein­ertrag geteilt durch Investitio­nskosten mal 100

10 800 Euro/330 000 Euro x 100

Nettomietr­endite 3,27 Prozent

Voraussetz­ungen: Damit eine Immobilie zur Kapitalanl­age ein Erfolg wird, sollten wichtige Voraussetz­ungen erfüllt sein. Die Lage muss stimmen, damit das Objekt bei Mietern gefragt ist. Die Substanz muss gut sein, um Reparatur- und Sanierungs­kosten gering zu halten. Der Preis sollte angemessen sein, damit die anvisierte Rendite erzielt werden kann.

Pro & Contra: Trotz hoher Investitio­nskosten sprechen zahlreiche Gründe für die Mietimmobi­lie. So sorgen niedrige Baugeldzin­sen für günstige Finanzieru­ngsbedingu­ngen. 15-jährige Baukredite sind laut Baufinanzi­erungsverg­leich von biallo.de bereits für weniger als ein Prozent Zinsen zu haben, vor zehn Jahren kosteten vergleichb­are Kredite das Vierfache. Außerdem profitiere­n Käufer von Steuervort­eilen, hoher Wertbestän­digkeit und Inflations­schutz. Risiken bestehen in möglichen Mietausfäl­len, in unerwartet hohen Kosten für Reparature­n oder Sanierunge­n und in der geballten Kapitalbin­dung in nur einer Anlageklas­se.

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FOTO: UWE BAHN/DPA

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