Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
„Die Leichenhalle ist doch wichtiger“
Zu „Westerheimer Gemeinderäte befassen sich mit Rathaus-Neubau“:
Auf der Tagesordnung der Westerheimer Gemeinderatssitzung am 26. Januar steht als Tagesordnungspunkt: „Neubau Rathaus – Planungswettbewerb“. In den vergangenen Monaten hat sich unser Gremium immer wieder mit dem Rathausneubau beschäftigt, der zügig von statten gehen soll. Komisch: Mir als Bürgerin von Westerheim ist wohl entgangen, wann denn endlich Beschlüsse, Planungswettbewerbe etc. für die von allen Fraktionen versprochene Aussegnungshalle beschlossen wurden oder werden?
Alle Gruppierungen des Gemeinderats hatten uns Bürgern VOR der Gemeinderatswahl versprochen, sich für diesen Wunsch einzusetzen. Eine zeitnahe Umsetzung sollte erfolgen – ALLE hatten sich das auf die Fahne geschrieben. Gilt hier wieder das Motto, tja vor der Wahl haben wir versprochen, aber nach der Wahl interessiert uns das nicht mehr?
Schon im Jahr 2015 bei der Bürgerversammlung wurde angeregt, dass es für unsere Gemeindemitglieder unzumutbar ist, solch eine zugige, kleine Aussegnungshalle zu haben. Ich muss echt sagen, dass mich das maßlos ärgert, dass dies nun anscheinend keinen unserer gewählten Räte mehr interessiert. Ich sehe ja ein, dass das Westerheimer Rathaus marode ist und hier Veränderungen sein müssen – aber dass die Leichenhalle immer und immer wieder hinten ansteht, das sehe ich nicht ein.
Die Mitarbeiter im Rathaus haben ein Dach über dem Kopf, es ist warm und es gibt Toiletten. Aber unsere älteren Mitbürger müssen da oben bei Wind und Wetter oder auch bei extremer Hitze von ihren Lieben Abschied nehmen, dass es zum Himmel schreit. Und es hieß, wir müssen uns beeilen, da es Zuschüsse für den Bau vom Rathaus gäbe – hat schon mal einer geprüft, ob es für eine neue Leichenhalle Zuschüsse geben würde? Können wir da nicht einen kreativen Wettbewerb unter Studenten ausloben? Mal was ganz Schickes, Neues und das den Bürgern vorstellen und die entscheiden lassen, wofür unser Geld verwendet wird? Nein, da wird doch ernsthaft überlegt, ob wir ein Chemieklo für monatlich mehrere hundert Euro aufstellen. Das schlägt doch dem Fass den Boden aus. Jetzt in Corona-Zeiten, wo ja eh nur der engste Familienkreis zur Beisetzung gehen darf und die kaum länger als eine halbe Stunde geht? Wer geht denn da bitte aufs Klo? Nicht das Klo ist das Problem da oben – es ist EIN Problem, was die Sachlage angeht. Wir wollen auf dem Friedhof kein Chemieklo, sondern eine komplette Lösung und nicht immer wieder nur ein Vertrösten und leere Versprechungen.
Ich bitte die Gemeinderäte und unseren genesenen Bürgermeister, sich bei der Sitzung am Dienstag darüber Gedanken zu machen und bitte um eine Stellungnahme, wie der Stand der Planungen für die Westerheimer Leichenhalle ist. Da brauchen wir keine Raumermittlungsbeauftragten – wir wissen alle, dass es da oben zu klein, zu kalt und dass es für unsere älteren Bürger eine Zumutung ist, an einer Trauerfeier im Stehen teilzunehmen – und das in Westerheim, wo der Glaube, die Kirche und unsere traditionellen Veranstaltungen und Zeremonien so hochgehalten werden – wie passt denn das bitte zusammen? Ich finde es beschämend, dass wir Westerheimer uns in der Laichinger Leichenhalle von unseren Lieben verabschieden müssen, weil es hier keine Möglichkeit dazu gibt (Kühlung im Sommer etc). Das sind unhaltbare Zustände – da kann für mich das Rathaus sehr gerne auf den zweiten oder auch dritten Platz rücken.
Margit Weber, Westerheim