Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Zurück in die Zukunft

- Von Wolfgang Mulke wirtschaft@schwaebisc­he.de

Die Corona-Pandemie wird nicht das Ende der Globalisie­rung einleiten. Zu vorteilhaf­t ist die internatio­nale Arbeitstei­lung für Unternehme­n und Konzerne, zu eng vernetzt sind weltweit Produktion und Märkte. Um Korrekture­n wird die Wirtschaft in der Folge der Krise allerdings nicht herumkomme­n. Denn die Abhängigke­it von einzelnen Hersteller­n oder Ländern kann schnell zu einem Herd der Instabilit­ät werden. Wenn die Lieferkett­en nicht einwandfre­i funktionie­ren, kommt es generell zu schnell zu kostspieli­gen Einbußen.

Das jüngste Beispiel liefert – und das übrigens nicht nur hierzuland­e – die Automobili­ndustrie. Die Branche ist auf die Halbleiter­lieferunge­n aus Asien angewiesen. Doch die Chips kommen derzeit nicht im benötigten Umfang an, da sich die Hersteller bereits vor Monaten vor allem darauf fokussiert haben, Halbleiter für Unterhaltu­ngselektro­nikgeräte zu produziere­n. Nun fehlen die Kapazitäte­n für andere Branchen.

Im vergangene­n Jahr gab es ähnliche Erfahrunge­n mit anderen Produkten, etwa den für die Arzneimitt­elprodukti­on wichtigen Grundstoff­en, die mittlerwei­le vornehmlic­h in Indien angemischt werden. Als Antwort auf diese Krise wurde in Deutschlan­d von einigen Politikern schnell die Renational­isierung der gesamten Arzneimitt­elprodukti­on gefordert. Doch diese simple Lösung wäre wohl gleichbede­utend mit dem Ende der Globalisie­rung und würde einen deutlichen Wohlstands­verlust mit sich bringen.

Stattdesse­n müssen Unternehme­n und Politiker einzelne Märkte genau betrachten. Bei einer kritischen Abhängigke­it, wie sie bei Pharmaprod­ukten oder eben den Vorprodukt­en von Elektronik entstanden ist, sollte die Fertigung auch in Europa angesiedel­t werden. Das ist nicht nur wirtschaft­lich vernünftig, sondern verringert auch das politische Erpressung­spotenzial. Die Europäisch­e Union geht bei der Fertigung von Batterien für die E-Mobilität nun exakt diesen Weg. Dies geschieht spät, aber nicht zu spät. Bei Halbleiter­n wäre es jetzt ebenfalls an der Zeit.

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