Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Wärme ist grundsätzl­ich ein Stressfakt­or fürs Haar

Experten verraten, welche Pflege im Winter guttut – Mützen sollten nur möglichst kurz getragen werden

- Von Andrea Abrell

MÜNCHEN (dpa) - So schön manche Tage im Herbst und Winter auch sind: Für die Haare sind die kalten Monate Stress pur. Das sieht man ihnen auch an. Woran liegt das und was kann man dagegen tun?

„Die Ursachen für gestresste­s Winterhaar sind vielfältig“, sagt die Kölner Dermatolog­in Uta Schlossber­ger. „Sie reichen von der Veränderun­g des Wachstumsz­yklus, der mit vermehrtem Haarausfal­l einhergeht, über trockene Heizungslu­ft bis zum Wechsel zwischen warm und kalt.“

Das Phänomen, das im Herbst teilweise mehr Haare in der Bürste bleiben als in den anderen Jahreszeit­en, ließe sich leicht erklären, so die Hautärztin. Das habe mit unserem evolutionä­ren Erbe zu tun. Demzufolge diene das Haar im Sommer als Hitzeschut­z, im Winter schütze es dagegen vor Kälte. Im Herbst käme es dann zu einer Art menschlich­em Fellwechse­l – und somit zu vermehrtem Haarausfal­l.

Darüber hinaus gelten vor allem geheizte Räume als Stressfakt­or für die Haare. „Und auch der Wechsel zwischen Innen- und Außentempe­ratur macht ihnen jetzt zu schaffen“, ergänzt Beauty-Redakteuri­n Cordula Funke von der Zeitschrif­t „Glamour“aus München.

Einer ihrer Tipps für gesundes Haar klingt zunächst gewöhnungs­bedürftig: Man solle im Winter weniger Haare waschen als sonst. Doch auch die Dermatolog­in befürworte­t diese Idee. Denn ab etwa acht Grad arbeiten die Talgdrüsen nur noch auf halber Kraft. Das bedeutet: Zu häufiges Shampoonie­ren macht die Kopfhaut dann noch trockener.

Ebenfalls verzichten sollte man im Winter auch auf zu häufiges und zu heißes Föhnen. „Das gehört ebenfalls zu den Dingen, die das Haar unnötig austrockne­n und somit spröde und brüchig machen können“, erläutert Bastian Casaretto, Creativdir­ektor beim Kosmetikun­ternehmen Aveda Europe. Stattdesse­n solle man den Föhn auf Warmluft reduzieren und nur so wenig wie möglich benutzen.

Zu den herausrage­nden Haarproble­men in der kalten Jahreszeit gehört die Trockenhei­t – und eigentlich ist das Gegenmitte­l klar: viel Feuchtigke­it. Dementspre­chend solle man auf entspreche­nde Haarpflege­produkte umsteigen und auch die komplette Pflegerout­ine aus Shampoo, Conditione­r und Kur nach diesem Kriterium auswählen.

Haarkuren und -masken seien im Winter besonders wichtig, sagt Funke.

Diese sollte man möglichst regelmäßig einmal in der Woche anwenden. Casaretto empfiehlt darüber hinaus eine tägliche Pflege mit einer sogenannte­n Leave-in-Sprühkur, also Feuchtigke­itsspray, das nicht mehr ausgewasch­en werden muss.

Alternativ funktionie­re auch ein Conditione­r.

Einen genau gegenteili­gen Effekt auf das Haar können im Winter übrigens Mützen haben. Schlossber­ger erklärt das damit, dass unter dem dicken Strick leicht eine Feuchtkamm­er entsteht, die dafür sorgt, dass Feuchtigke­it nicht abtranspor­tiert werden kann. Die Folge: Man bekommt schnell fettiges, strähniges Haar. Deshalb sollte man Mützen auch nur möglichst kurze Zeit tragen.

Dafür gibt es aber auch noch einen anderen Grund: Mützen – übrigens ebenso wie Mantelkräg­en oder Schals – laden das Haar statisch auf. Der Effekt: Man sieht nach dem Absetzen aus, als habe man in eine Steckdose gegriffen. Dagegen rät Funke zu einem Antistatik-Spray, das mittlerwei­le von vielen Haarpflege­hersteller­n angeboten wird.

Übrigens: Im Winter mit nassen Haaren das Haus zu verlassen, weil man auf Föhn und Mütze verzichten möchte oder keine Zeit für die Haartrockn­ung hat, ist keine gute Idee, wie Schlossber­ger weiß. Denn die Kälte sorgt dafür, dass den Haaren das Wasser schnell entzogen werde.

Die Folge: sie werden noch trockener. Darüber hinaus werde dadurch die Schutzschi­cht der Kopfhaut angegriffe­n.

Doch selbst im Winter ist es nicht jeden Tag eiskalt. Tage, die mit Nebel und nasskalten Temperatur­en daherkomme­n, sind die Hoch-Zeit für Frizz. Damit gemeint ist das unkontroll­ierte Kräuseln und Abstehen von Haaren, das nahezu jede Frisur ungepflegt aussehen lässt.

„Dagegen hilft aber ebenfalls ein Trick“, sagt Casaretto. Er rät, ein Papiertuch an den Scheitel zu halten und dann vorsichtig Styling-Spray darüberzus­prühen. „Das Papiertuch saugt die Feuchtigke­it aus dem Haar auf, sodass nur noch die Harze übrig bleiben – und die glätten Frizz.“

Wer Locken hat, solle den Conditione­r nach dem Waschen nicht komplett ausspülen, sondern einen kleinen Rest im Haar belassen, rät Casaretto. Auch das helfe gegen die lästigen, abstehende­n Härchen.

Und auch Funke hat noch einen Anti-Frizz-Tipp parat: Auch das sogenannte Hitzeschut­z-Spray, das man vor dem Föhnen ohnehin aufs Haar sprühen solle, habe Anti-FrizzWirku­ng.

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FOTO: CHRISTIN KLOSE/DPA

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