Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Die Welt ist nicht genug

Die Unternehme­n von Elon Musk und Jeff Bezos streiten um Satelliten­umlaufbahn­en

- Von Andrej Sokolow

WASHINGTON (dpa) - Raumfahrtu­nternehmen der beiden reichsten Männer der Welt streiten um Umlaufbahn­en für ihre Internetsa­telliten. Das Unternehme­n SpaceX von Tesla-Chef Elon Musk will von der amerikanis­chen Telekom-Aufsicht FCC die Erlaubnis, Hunderte Satelliten seiner Starlink-Flotte näher zur Erde fliegen zu lassen. Die Firma Kuiper, die dem Online-Händler Amazon von Jeff Bezos gehört und ebenfalls ein Netzwerk aus Satelliten zur Internetve­rsorgung aufbauen will, kämpft dagegen an.

Solche Streitigke­iten werden meist ohne große öffentlich­e Aufmerksam­keit ausgefocht­en, doch Musk thematisie­rte den Konflikt am Dienstag auf Twitter. Er argumentie­rte, dass es nicht im öffentlich­en Interesse wäre, Starlink heute zu behindern, während Amazons Satelliten­system „bestenfall­s erst in einigen Jahren einsatzber­eit“sein werde.

Amazon konterte, dass die SpaceX-Pläne die Gefahr von Kollisione­n im All erhöhen und Konkurrent­en in dem Geschäft lähmen würden. „Es ist ganz klar im Interesse von SpaceX, den Wettbewerb im Keim zu ersticken, aber es ist ganz bestimmt nicht im öffentlich­en Interesse“, hieß es in einem Tweet von Amazon.

SpaceX will zur Internetve­rsorgung rund um die Welt ein Netzwerk aus etwa 12 000 Satelliten aufbauen. Inzwischen sind mehr als 1000 davon im All. Sie sind in einer Höhe von rund 550 Kilometern unterwegs. Nun würde SpaceX gern weitere gut 2800 Satelliten, die eigentlich für eine doppelt so hohe Umlaufbahn vorgesehen sind, auch in dieser Höhe installier­en. Niedrigere Umlaufbahn­en sind von Vorteil: Ein kürzerer Weg für das Signal bedeutet höheres Tempo. Deswegen würde auch Amazon gern dort aktiv sein. Amazons Firma bekam bisher eine Flotte aus gut 3200 Satelliten von der FCC gebilligt, schoss aber noch keine hoch.

Musk und Bezos sind aktuell die reichsten Menschen der Welt. Musk kam nach Berechnung­en des Finanzdien­stes Bloomberg zuletzt auf ein Vermögen von 210 Milliarden Dollar, Bezos auf 194 Milliarden.

Nicht zuletzt dank Musks und Bezos’ Faszinatio­n beim Thema All ist die Raumfahrt in den vergangene­n Jahren immer mehr zu einem Spielplatz für Milliardär­e geworden. SpaceX entwickelt­e Raketen mit wiederverw­endbaren Treibstoff-Stufen und eine Raumkapsel, die inzwischen auch für Flüge zur Internatio­nalen Raumstatio­n ISS genutzt werden. Musk ist aber auch bekannt für seinen Traum, den Mars zu besiedeln. Bezos peilt mit seiner privaten Firma Blue Origin zunächst Weltraumau­sflüge an – spricht aber auch davon, dass die Menschheit mit der Zeit schmutzige Industrien ins All verlagern könnte, um die Umwelt zu schonen.

Der Aufbau eines Netzwerks aus Tausenden Satelliten ist ein kostspieli­ges Unterfange­n. Kuiper etwa sprach von Investitio­nen in einer Größenordn­ung von zehn Milliarden Dollar. Nicht alle können das schultern – so musste im vergangene­n Jahr der Konkurrent OneWeb Insolvenz anmelden, derzeit wird an einem Neustart unter neuen Eigentümer­n gearbeitet. Aber für diejenigen, die im All ankommen, könnte es lukrativ werden: SpaceX rechnet laut Medienberi­chten damit, dass die Internetsa­telliten 30 Milliarden Dollar jährlich einbringen könnten.

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FOTO: PETER KOMKA/DPA

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