Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Stundenhotel nicht nur nach Neu-Ulm?
Der Besitzer des Ex-Golden-Tulip-Hotels übernimmt zwei weitere Hotels – Die Vorwürfe wiederholen sich
NEU-ULM - Die Tage der Courtyard by Marriott Hotels an der Arena „auf Schalke“sind vorbei. Aus dem älteren Resort wird bald das „Stays Design Hotel“. Das bestätigte Elmar Appel, Referent der Anter-GroupGeschäftsleitung, der Zeitungsgruppe „WAZ“.
Im nahen Bochum habe sich die Anter Group, der auch das Ex-Golden-Tulip in Neu-Ulm gehört, weitere renommierte Standorte gesichert. Das Unternehmen sei jetzt auch Gesellschafter des Renaissance Hotels neben dem Stadion des VfL Bochum sowie des Courtyard by MarriottHotels im nahen Stadtgarten. Wie in Neu-Ulm herrscht jetzt auch im Ruhrgebiet die Befürchtung vor, es geht um die Umwandlung zu Erotikhotels. Und es kursieren weitere Vorwürfe in Richtung der Anter Group.
Wie bereits nach dem Aus für das Golden Tulip in Neu-Ulm habe die Anter Group auch im Falle des Hotels an der Veltins-Arena keinerlei Interesse daran, das Personal zu übernehmen. Eine Kündigungswelle habe das Personal jetzt getroffen, berichtet die „WAZ“. Rund 180 Mitarbeiter seien betroffen.
„Wer nicht mitzieht, bekommt die Kündigung“, habe eine HotelMitarbeiterin, die anonym bleiben wolle, gesagt. Auch ihr sei es so ergangen. Sie berichtet, dass am vergangenen Wochenende „66 betriebsbedingte Kündigungen per Boten verteilt“worden seien und infolgedessen nur noch etwa eine Handvoll Angestellter das Hotel auf Schalke führten, „die meisten davon ohne administrative Erfahrung“. In Bochum sähe es ähnlich aus. Damit seien rund 180 Hotelmitarbeiter in Gelsenkirchen und Bochum ohne Job.
Mitziehen bedeute den Schilderungen der „WAZ“nach, die angebotenen Knebelverträge widerspruchslos zu akzeptieren. Unter dem Strich hätte das fast ein Viertel weniger Geld für zehn Prozent mehr Arbeitszeit bedeutet. Im Falle des Aus für das Golden Tulip lief es etwas anders, aber den früheren Angestellten war klar, dass auf Kosten des Personals gespart werden sollte. Ein Betriebsübergang wurde durch das Aus verhindert, die Gruppe muss sich so bei einer Wiedereröffnung nicht an Arbeitsverträge und Tarifvereinbarungen halten.
Was sich im Ruhrgebiet und NeuUlm gleicht, sind die Sorgen in der Kommunalpolitik. Ein Hotel, das offen mit einem Erotik-Image wirbt, kommt weder in den Ratsstuben auf
Schalke noch in Neu-Ulm an. Im einzigen bestehenden Hotel der Gruppe, dem Dortmunder „Stays“, durfte im September ein Grüppchen aus Neu-Ulm dieses Konzept besichtigen. Die erste Assoziation, die dem Insolvenzverwalter in den Kopf schoss: ein Puff.
Die „Wellness de luxe Suite“, die vor dem Lockdown auch stundenweise gemietet werden konnte, namens „Shades of Stay“nimmt nicht nur dem Namen nach Anleihen an den Sadomaso-Erotikfilm „Fifty Shades of Grey“. Ketten am Bett lassen Raum für Fesselspiele.
Raum für Erotik ist in Neu-Ulm, trotz der Ideen der Anter Group, aber kaum. Nachdem das Gebäude zwar der Gruppe aus Düsseldorf gehört, aber auf einem nach dem Erbaurecht überlassenen Grundstück der Stadt Neu-Ulm steht, hat das Rathaus ein Wörtchen mitzureden. Zumal das Hotel auf Einrichtungen des Restaurants Edwin’s angewiesen ist, das der Stadt komplett gehört. Vor diesem Hintergrund scheint auch die Anter Group von ihrem Erotik-Konzept abzurücken. Elmar Appel, der Referent der Geschäftsleitung, teilt auf Anfrage mit, dass sich „Stays“als Businesshotel verstehe. Poledance-Stangen, Ketten am Bett und die Möglichkeit der stundenweisen Anmietung bleiben unerwähnt.