Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Stundenhot­el nicht nur nach Neu-Ulm?

Der Besitzer des Ex-Golden-Tulip-Hotels übernimmt zwei weitere Hotels – Die Vorwürfe wiederhole­n sich

- Von Oliver Helmstädte­r

NEU-ULM - Die Tage der Courtyard by Marriott Hotels an der Arena „auf Schalke“sind vorbei. Aus dem älteren Resort wird bald das „Stays Design Hotel“. Das bestätigte Elmar Appel, Referent der Anter-GroupGesch­äftsleitun­g, der Zeitungsgr­uppe „WAZ“.

Im nahen Bochum habe sich die Anter Group, der auch das Ex-Golden-Tulip in Neu-Ulm gehört, weitere renommiert­e Standorte gesichert. Das Unternehme­n sei jetzt auch Gesellscha­fter des Renaissanc­e Hotels neben dem Stadion des VfL Bochum sowie des Courtyard by MarriottHo­tels im nahen Stadtgarte­n. Wie in Neu-Ulm herrscht jetzt auch im Ruhrgebiet die Befürchtun­g vor, es geht um die Umwandlung zu Erotikhote­ls. Und es kursieren weitere Vorwürfe in Richtung der Anter Group.

Wie bereits nach dem Aus für das Golden Tulip in Neu-Ulm habe die Anter Group auch im Falle des Hotels an der Veltins-Arena keinerlei Interesse daran, das Personal zu übernehmen. Eine Kündigungs­welle habe das Personal jetzt getroffen, berichtet die „WAZ“. Rund 180 Mitarbeite­r seien betroffen.

„Wer nicht mitzieht, bekommt die Kündigung“, habe eine HotelMitar­beiterin, die anonym bleiben wolle, gesagt. Auch ihr sei es so ergangen. Sie berichtet, dass am vergangene­n Wochenende „66 betriebsbe­dingte Kündigunge­n per Boten verteilt“worden seien und infolgedes­sen nur noch etwa eine Handvoll Angestellt­er das Hotel auf Schalke führten, „die meisten davon ohne administra­tive Erfahrung“. In Bochum sähe es ähnlich aus. Damit seien rund 180 Hotelmitar­beiter in Gelsenkirc­hen und Bochum ohne Job.

Mitziehen bedeute den Schilderun­gen der „WAZ“nach, die angebotene­n Knebelvert­räge widerspruc­hslos zu akzeptiere­n. Unter dem Strich hätte das fast ein Viertel weniger Geld für zehn Prozent mehr Arbeitszei­t bedeutet. Im Falle des Aus für das Golden Tulip lief es etwas anders, aber den früheren Angestellt­en war klar, dass auf Kosten des Personals gespart werden sollte. Ein Betriebsüb­ergang wurde durch das Aus verhindert, die Gruppe muss sich so bei einer Wiedereröf­fnung nicht an Arbeitsver­träge und Tarifverei­nbarungen halten.

Was sich im Ruhrgebiet und NeuUlm gleicht, sind die Sorgen in der Kommunalpo­litik. Ein Hotel, das offen mit einem Erotik-Image wirbt, kommt weder in den Ratsstuben auf

Schalke noch in Neu-Ulm an. Im einzigen bestehende­n Hotel der Gruppe, dem Dortmunder „Stays“, durfte im September ein Grüppchen aus Neu-Ulm dieses Konzept besichtige­n. Die erste Assoziatio­n, die dem Insolvenzv­erwalter in den Kopf schoss: ein Puff.

Die „Wellness de luxe Suite“, die vor dem Lockdown auch stundenwei­se gemietet werden konnte, namens „Shades of Stay“nimmt nicht nur dem Namen nach Anleihen an den Sadomaso-Erotikfilm „Fifty Shades of Grey“. Ketten am Bett lassen Raum für Fesselspie­le.

Raum für Erotik ist in Neu-Ulm, trotz der Ideen der Anter Group, aber kaum. Nachdem das Gebäude zwar der Gruppe aus Düsseldorf gehört, aber auf einem nach dem Erbaurecht überlassen­en Grundstück der Stadt Neu-Ulm steht, hat das Rathaus ein Wörtchen mitzureden. Zumal das Hotel auf Einrichtun­gen des Restaurant­s Edwin’s angewiesen ist, das der Stadt komplett gehört. Vor diesem Hintergrun­d scheint auch die Anter Group von ihrem Erotik-Konzept abzurücken. Elmar Appel, der Referent der Geschäftsl­eitung, teilt auf Anfrage mit, dass sich „Stays“als Businessho­tel verstehe. Poledance-Stangen, Ketten am Bett und die Möglichkei­t der stundenwei­sen Anmietung bleiben unerwähnt.

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FOTO: ALEXANDER KAYA Zukunft ungewiss: Wird das Ex-Mövenpick und Ex-Golden-Tulip in Neu-Ulm bald ein „Stays-Hotel“?

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