Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Er macht Reparaturen jetzt gratis
Aktion bringt Kfz-Mechaniker viel Applaus ein – Er will Krisen-Opfer unterstützen
NEU-ULM/BURLAFINGEN - Die Folgen der Corona-Krise bekommt Peter Zeh vielfältig zu spüren: Etwa wenn sein Töchterlein anstatt in der Kita zu sein, mit ihrem Bobbycar durch die Werkstatt fährt. Oder wenn er auf sein Konto schaut: Der Verkauf von EU-Import-Neuwagen liegt brach. Nur das Thema Reparaturen läuft noch in der Meisterwerkstatt. „So schlecht geht’s uns eigentlich gar nicht“, dachte sich der 28Jährige, wie er sagt. Und beschloss etwas zu tun.
„Unternehmen müssen in diesen Zeiten schließen. Eine schwere Zeit für alle Unternehmer, aber auch für die Angestellten. Ich habe lange überlegt, wie ich helfen kann“, schreibt der Burlafinger in einem Facebookpost und wendet sich an Hilfsbedürftige: „Wenn es dir hilft, und du auf dein Auto angewiesen bist, die Kohle aber einfach zusammengehalten werden muss, um weiterhin die Familie zu ernähren, dann kannst du kommen.“Er werde die Arbeitszeit nicht berechnen.
Seit Montag ist der Post online. Es habe nicht lange gedauert, bis der erste Hilferuf kam. Eine Friseurin, die sich mit einem mobilen Haarstudio selbstständig machte und nun kein Einkommen mehr hat. Aus purer Not, habe sie sich entschieden, als Reinigungskraft zu arbeiten. Doch das Auto machte keinen Mucks mehr. „Ein Marderschaden“, diagnostizierte Zeh schnell und verhalf der Frau zur Mobilität.
Als Dankeschön gab’s einen Gutschein für einen Haarschnitt wenn die Dienstleistung wieder angeboten werden darf. „Es ist eigentlich ein bisschen wie früher die Tauschgeschäfte“, so Zeh. Wer weiß, vielleicht ist der Mann der jüngst anrief, weil eine rote Warnleuchte so hektisch blinkt, ein Gastronom. Aber darum geht es Zeh nicht in erster Linie. „Lasst uns zusammen halten und uns gegenseitig helfen“, sagt Zeh. Was allerdings auch Grenzen habe: Nur wer ein wirklich dringendes Problem an seinem Auto habe, wirklich auf sein Auto angewiesen sei und wirklich unter der Krise leide, solle sich melden.
Zumal auch Zeh finanzielle Einbußen hinnehmen müsse: Statt bis 60 Neuwagen habe er dieses Jahr kaum ein Auto verkauft. Und die Hilfen kämen mehr als zögerlich. Offenbar können sich seine Kunden auch in seine nicht ganz einfache Lage versetzen: „Unverschämte Anfragen“gebe es (noch) nicht.
Vielleicht traut sich das auch niemand: Zeh ist mit seiner FacebookGruppe „Autofahrer Neu-Ulm und Umgebung“, die 859 Mitglieder hat, eine Institution. Zeh spricht von einer „Auto-Familie“, der er mit Rat und Tat zur Seite steht. Entsprechend groß ist in dem sozialen Netzwerk der Beifall für den Burlalfinger, der einst seine Werkstatt in der Scheune seiner Eltern startete und seit 2014 den KfZ-Meisterbetrieb Froschlachweg an der B10 mit mehreren Angestellten führt. „Ehrenmann, Respekt, Mega, Ziehe meinen Hut vor Dir“ist nur ein kleiner Auszug der Kommentare.