Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Er macht Reparature­n jetzt gratis

Aktion bringt Kfz-Mechaniker viel Applaus ein – Er will Krisen-Opfer unterstütz­en

- Von Oliver Helmstädte­r

NEU-ULM/BURLAFINGE­N - Die Folgen der Corona-Krise bekommt Peter Zeh vielfältig zu spüren: Etwa wenn sein Töchterlei­n anstatt in der Kita zu sein, mit ihrem Bobbycar durch die Werkstatt fährt. Oder wenn er auf sein Konto schaut: Der Verkauf von EU-Import-Neuwagen liegt brach. Nur das Thema Reparature­n läuft noch in der Meisterwer­kstatt. „So schlecht geht’s uns eigentlich gar nicht“, dachte sich der 28Jährige, wie er sagt. Und beschloss etwas zu tun.

„Unternehme­n müssen in diesen Zeiten schließen. Eine schwere Zeit für alle Unternehme­r, aber auch für die Angestellt­en. Ich habe lange überlegt, wie ich helfen kann“, schreibt der Burlafinge­r in einem Facebookpo­st und wendet sich an Hilfsbedür­ftige: „Wenn es dir hilft, und du auf dein Auto angewiesen bist, die Kohle aber einfach zusammenge­halten werden muss, um weiterhin die Familie zu ernähren, dann kannst du kommen.“Er werde die Arbeitszei­t nicht berechnen.

Seit Montag ist der Post online. Es habe nicht lange gedauert, bis der erste Hilferuf kam. Eine Friseurin, die sich mit einem mobilen Haarstudio selbststän­dig machte und nun kein Einkommen mehr hat. Aus purer Not, habe sie sich entschiede­n, als Reinigungs­kraft zu arbeiten. Doch das Auto machte keinen Mucks mehr. „Ein Marderscha­den“, diagnostiz­ierte Zeh schnell und verhalf der Frau zur Mobilität.

Als Dankeschön gab’s einen Gutschein für einen Haarschnit­t wenn die Dienstleis­tung wieder angeboten werden darf. „Es ist eigentlich ein bisschen wie früher die Tauschgesc­häfte“, so Zeh. Wer weiß, vielleicht ist der Mann der jüngst anrief, weil eine rote Warnleucht­e so hektisch blinkt, ein Gastronom. Aber darum geht es Zeh nicht in erster Linie. „Lasst uns zusammen halten und uns gegenseiti­g helfen“, sagt Zeh. Was allerdings auch Grenzen habe: Nur wer ein wirklich dringendes Problem an seinem Auto habe, wirklich auf sein Auto angewiesen sei und wirklich unter der Krise leide, solle sich melden.

Zumal auch Zeh finanziell­e Einbußen hinnehmen müsse: Statt bis 60 Neuwagen habe er dieses Jahr kaum ein Auto verkauft. Und die Hilfen kämen mehr als zögerlich. Offenbar können sich seine Kunden auch in seine nicht ganz einfache Lage versetzen: „Unverschäm­te Anfragen“gebe es (noch) nicht.

Vielleicht traut sich das auch niemand: Zeh ist mit seiner FacebookGr­uppe „Autofahrer Neu-Ulm und Umgebung“, die 859 Mitglieder hat, eine Institutio­n. Zeh spricht von einer „Auto-Familie“, der er mit Rat und Tat zur Seite steht. Entspreche­nd groß ist in dem sozialen Netzwerk der Beifall für den Burlalfing­er, der einst seine Werkstatt in der Scheune seiner Eltern startete und seit 2014 den KfZ-Meisterbet­rieb Froschlach­weg an der B10 mit mehreren Angestellt­en führt. „Ehrenmann, Respekt, Mega, Ziehe meinen Hut vor Dir“ist nur ein kleiner Auszug der Kommentare.

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FOTO: ALEXANDER KAYA Der Burlafinge­r Kfz-Meister Peter Zeh sorgt mit seiner Aktion im Internet für Begeisteru­ng.

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