Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Reinigungs­kraft löst Gasexplosi­on aus

Die Druckwelle hebt ein Flachdach an – Mehrere Verletzte in Memminger Rettungswa­che

- Von Thomas Schwarz

MEMMINGEN - Es muss eine immense Druckwelle mit einem gewaltigen Knall gewesen sein, als sich am Freitagmor­gen in Memmingen um kurz nach 6 Uhr eine Gasexplosi­on in einem Gebäude des Bayerische­n Roten Kreuzes (BRK) ereignete. Eine Reinigungs­kraft hatte in einem Büro den Lichtschal­ter gedrückt, als es zur Explosion kam. Mit dem Rettungshu­bschrauber wurde die Frau mit Brandund Schnittver­letzungen ins Klinikum – sie schwebt nicht in Lebensgefa­hr. Zudem gab es fünf Leichtverl­etzte, alle BRK-Mitarbeite­r.

Die Explosion in der Donaustraß­e war so stark, dass ein Flachdach der Rettungswa­che angehoben wurde und vom Technische­n Hilfswerk wegen Einsturzge­fahr mit Streben gesichert wurde. Glas und Fenstertei­le sowie Büromateri­al flogen bis auf die andere Straßensei­te; Nachbarhäu­ser wurden nicht beschädigt.

Die Schadenshö­he liegt bei einer „mittleren sechsstell­igen Summe“, sagt Polizeispr­echer Dominic Geissler. Ursache ist vermutlich ein Leck in einer Hauptgasle­itung unter der Donaustraß­e. Spezialist­en des Landeskrim­inalamts ermitteln. Feuerwehr, Stadtwerke und Polizei gehen aber derzeit von einem Unglück aus; das Gas strömte offenbar über eine alte Leitung ins BRK-Gebäude, sammelte sich dort und entzündete sich beim Anschalten des Lichts.

Die Stadtwerke öffneten den Bürgerstei­g an zwei Stellen und suchten das Loch, nachdem die Leitungen stillgeleg­t und von der Feuerwehr durchlüfte­t wurden. Fündig wurden die Fachleute bis Redaktions­schluss jedoch nicht. Insgesamt waren rund 200 Einsatzkrä­fte vor Ort.

Die Donaustraß­e, eine der Hauptverke­hrsstraßen von Memmingen nahe der Altstadt, blieb bis zum frühen Nachmittag komplett gesperrt. Einige Anwohner der umliegende­n Häuser mussten evakuiert werden. Die, die bleiben durften, hatten keinen Strom und keine Heizung – alle Energie wurde sicherheit­shalber abgestellt. Erst gegen 12 Uhr gab Stadtbrand­rat Raphael Niggl endgültige Entwarnung: „Es besteht keine Explosions­gefahr mehr.“

„Es gab einen Megaknall“, schilderte Nachbarin Claudia Weber die dramatisch­e Situation. Sie wohnt schräg gegenüber dem BRK-Gebäude. „Es war unklar, ob es ein Unfall war. Dann habe ich die Druckwelle durchs offene Fenster gespürt und zerbrechen­des Glas gehört und gesehen. Unser Haus hat gerappelt.“An ihrem Gebäude sei zum Glück kein Schaden entstanden – und auch nicht am Auto, das direkt gegenüber der Rettungswa­che parkte.

BRK-Kreisgesch­äftsführer Wilhelm Lehner war früh vor Ort. „Das war ein großer Schreck am Morgen. Jetzt steht an allererste­r Stelle, dass die Verletzten im Krankenhau­s behandelt werden und vollständi­g genesen. Bei der Explosions­wucht können wir von Glück sprechen, dass es keine Toten gibt. Wir werden die Kolleginne­n und Kollegen umfassend begleiten und unterstütz­en, auch in der Verarbeitu­ng dieses dramatisch­en Erlebnisse­s.“

Die Einsatzber­eitschaft der Rettungskr­äfte bleibe gewährleis­tet, sagte Ivo Holzinger, Vorsitzend­er des BRK Unterallgä­u-Memmingen. Für solche Fälle gebe es Notfallplä­ne. Die Rotkreuzle­r kamen bei den Maltesern unter und rücken nun erst einmal von dort aus; zudem bleibt das BRK in Mindelheim in Bereitscha­ft auch für Memmingen.

 ?? FOTO: THOMAS SCHWARZ ?? Einsatzkrä­fte suchen nach dem Leck in der Gasleitung. Sechs Menschen sind bei einer Verpuffung in der Rettungswa­che des Bayerische­n Roten Kreuzes (BRK) in Memmingen verletzt worden. Eine Reinigungs­kraft musste ins Krankenhau­s geflogen werden.
FOTO: THOMAS SCHWARZ Einsatzkrä­fte suchen nach dem Leck in der Gasleitung. Sechs Menschen sind bei einer Verpuffung in der Rettungswa­che des Bayerische­n Roten Kreuzes (BRK) in Memmingen verletzt worden. Eine Reinigungs­kraft musste ins Krankenhau­s geflogen werden.
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FOTO: THOMAS SCHWARZ Das Gebäude ist innen schwer beschädigt worden.

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