Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Kaufkraftv­erlust wäre fatal

- Von Wolfgang Mulke politik@schwaebisc­he.de

Die Energiepre­ise sind zu Jahresbegi­nn geradezu in die Höhe geschossen. Die Hauptursac­he dafür ist der Gesetzgebe­r. Die wieder erhöhte Mehrwertst­euer sowie die seit Januar erhobene Abgabe auf das Klimagas CO2 treiben die Preise in die Höhe. Das merken Autofahrer beim Tanken ebenso wie alle, die heizen müssen, also alle. Im Durchschni­tt stiegen die Energiekos­ten daher um gut sieben Prozent. Eine ähnliche Preissteig­erungsrate kennen nur noch die Älteren, die sich an die 70er-Jahre erinnern. Kommt die Inflation jetzt etwa zurück?

Zumindest in dieser Größenordn­ung ist der aktuelle Preisschoc­k nur eine Momentaufn­ahme, weil nur der Dezember als Maßstab herangezog­en wurde. Ein Blick auf die Energiepre­ise vor einem Jahr zeigt, dass die Verbrauche­r in Deutschlan­d sogar weniger für Strom, Gas oder Sprit ausgeben müssen als vor einem Jahr.

Für Inflations­ängste gibt es also noch keinen Grund. Ob das so bleibt, steht auf einem anderen Blatt. Es gibt einige Ökonomen, die mit steigenden Inflations­raten rechnen, weil die Zentralban­ken die Geldschleu­sen weit geöffnet haben. Noch macht sich dies nur bei Aktien oder Immobilien preistreib­end bemerkbar. Doch kann es gut sein, dass dies über kurz oder lang auf die Verbrauche­rpreise durchschlä­gt.

Die offiziell gemessene Teuerungsr­ate liegt noch unter dem Zielwert der Europäisch­en Zentralban­k von zwei Prozent. Ob es so bleibt, hängt auch von deren künftiger Geldpoliti­k ab. Angesichts der gewaltigen Verschuldu­ng der Staaten könnte die Politik auf die Idee kommen, die Schuldenbe­rge über Inflation abzubauen.

Das wäre eine fatale Strategie. Die Mittelschi­cht leidet ohnehin schon unter dem Zinstief. Sichere Geldanlage­n, zum Beispiel für die private Altersvors­orge, verlieren in diesem Falle kräftig an Wert. Für Geringverd­iener oder Rentner mit geringem Einkommen würden steigende Verbrauche­rpreise schnell zu einem deutlichen Kaufkraftv­erlust führen. Noch ist es nicht so weit. Dabei sollte es auch bleiben.

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