Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Kaufkraftverlust wäre fatal
Die Energiepreise sind zu Jahresbeginn geradezu in die Höhe geschossen. Die Hauptursache dafür ist der Gesetzgeber. Die wieder erhöhte Mehrwertsteuer sowie die seit Januar erhobene Abgabe auf das Klimagas CO2 treiben die Preise in die Höhe. Das merken Autofahrer beim Tanken ebenso wie alle, die heizen müssen, also alle. Im Durchschnitt stiegen die Energiekosten daher um gut sieben Prozent. Eine ähnliche Preissteigerungsrate kennen nur noch die Älteren, die sich an die 70er-Jahre erinnern. Kommt die Inflation jetzt etwa zurück?
Zumindest in dieser Größenordnung ist der aktuelle Preisschock nur eine Momentaufnahme, weil nur der Dezember als Maßstab herangezogen wurde. Ein Blick auf die Energiepreise vor einem Jahr zeigt, dass die Verbraucher in Deutschland sogar weniger für Strom, Gas oder Sprit ausgeben müssen als vor einem Jahr.
Für Inflationsängste gibt es also noch keinen Grund. Ob das so bleibt, steht auf einem anderen Blatt. Es gibt einige Ökonomen, die mit steigenden Inflationsraten rechnen, weil die Zentralbanken die Geldschleusen weit geöffnet haben. Noch macht sich dies nur bei Aktien oder Immobilien preistreibend bemerkbar. Doch kann es gut sein, dass dies über kurz oder lang auf die Verbraucherpreise durchschlägt.
Die offiziell gemessene Teuerungsrate liegt noch unter dem Zielwert der Europäischen Zentralbank von zwei Prozent. Ob es so bleibt, hängt auch von deren künftiger Geldpolitik ab. Angesichts der gewaltigen Verschuldung der Staaten könnte die Politik auf die Idee kommen, die Schuldenberge über Inflation abzubauen.
Das wäre eine fatale Strategie. Die Mittelschicht leidet ohnehin schon unter dem Zinstief. Sichere Geldanlagen, zum Beispiel für die private Altersvorsorge, verlieren in diesem Falle kräftig an Wert. Für Geringverdiener oder Rentner mit geringem Einkommen würden steigende Verbraucherpreise schnell zu einem deutlichen Kaufkraftverlust führen. Noch ist es nicht so weit. Dabei sollte es auch bleiben.