Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Geniale Wahlplakate
Selbstverständlich sind wir derzeit gebührend begeistert, wenn uns die genialischen Wahlplakate unter die Augen kommen. Lauter freundliche Gesichter strahlen uns an, aber das ist noch gar nichts gegen die Texte. „Er weiß, was wir können“lesen wir unter dem Konterfei des Landesgroßvaters Winfried Kretschmann. Der Satz regt ungemein zum Nachdenken an. Wer ist beispielsweise „wir“? Meint er seine grüne Gefolgschaft (m/w/ d)? Meint er das Kollektiv der badenwürttembergischen Bürgerschaft? Falls ja: Woher weiß der Landesgroßvater,
was „wir“können? Hat er „uns“heimlich abhören lassen? Er jedenfalls kann kein Hochdeutsch, das wissen wir genau. Ansonsten: ein Mysterium.
Ähnliche Rätsel gibt uns Frau Susanne Eisenmann von der CDU auf. „Wird auch das Auto von morgen von hier kommen?“, fragt die Dame vom Plakat herunter. Ja zum Teufel, woher soll denn der gemeine Passant das wissen? Welche Zukunft? Welches Auto? SPD-Mann Andreas Stoch ist ähnlich drauf: „Neuer Antrieb für das Autoland“? Weshalb will er das arme Land antreiben? Und wohin soll es denn gehen? Als Gipfel mysteriöser Sprachkunst haben wir aber folgenden Satz identifiziert: „Jeder Weg beginnt mit einer Chance“. Vielleicht war der grüne Dichter besoffen oder bekifft, als er das aufgeschrieben hat. Wir haben einen uns persönlich bekannten Oberstudienrat a. D. gefragt, der so ziemlich alles weiß. Aber hier musste er passen. Er sagte, dass ihn der Satz an jene Maus erinnere, welche, als sie von der Katze die Treppe hochgetragen wurde, vor sich hinmurmelte: „Es geht aufwärts.“(vp)