Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Nord Stream 2 wird trotz US-Sanktionen weitergeba­ut

Widerstand gegen die deutsch-russische Gaspipelin­e hat wegen Spannungen mit Moskau zugenommen

- Von Christophe­r Hirsch und Ulf Mauder

BORNHOLM/MOSKAU/SCHWERIN (dpa) - Nach einem Baustopp setzt die Nord Stream 2 AG ungeachtet von US-Sanktionen ihre Verlegearb­eiten an der umstritten­en deutschrus­sischen Ostsee-Gasleitung fort, teilte die Projektges­ellschaft am Samstagabe­nd mit. Die USA und mehrere EU-Staaten sind gegen das fast fertige Milliarden­projekt, weil sie eine zu hohe Abhängigke­it von russischem Gas befürchten.

Alle Arbeiten erfolgten in Übereinsti­mmung mit den vorliegend­en Genehmigun­gen, teilte das Unternehme­n mit. Schon vor gut zwei Wochen hatte das russische Spezialsch­iff „Fortuna“mit Vorbereitu­ngen und Tests begonnen. Der Bau hatte zuvor ein Jahr geruht, nachdem Sanktionsd­rohungen aus den USA Ende 2019 zum Abzug von Spezialsch­iffen einer Schweizer Firma geführt hatten.

Bundeswirt­schaftsmin­ister Peter Altmaier (CDU) sprach sich trotz der aktuell belasteten Beziehunge­n zu Russland für den Weiterbau der Ostsee-Gasleitung aus. Auch Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) hatte zuletzt betont, dass sie Nord Stream 2 und den Fall des Kremlkriti­kers Alexey Nawalny nicht miteinande­r verknüpfen wolle. Wegen der Inhaftieru­ng Nawalnys werden in der EU bereits seit dem vergangene­n Monat neue EU-Sanktionen gegen Russland diskutiert.

Nach Angaben von Nord Stream 2 sind 94 Prozent bereits fertiggest­ellt. Das zuständige Bundesamt für Seeschifff­ahrt und Hydrograph­ie (BSH) hatte Mitte Januar den sofortigen Weiterbau in deutschen Gewässern erlaubt, nachdem die Genehmigun­g Ende vergangene­n Jahres ausgelaufe­n war. Derzeit ist die Genehmigun­g allerdings außer Kraft, weil Umweltverb­ände Widerspruc­h eingelegt haben.

Befürworte­r der Pipeline wiederum werfen den USA vor, sie wollten nur das eigene und teurere Flüssiggas in Europa verkaufen. Russland hatte immer wieder damit geworben, dass sein Gas umweltfreu­ndlicher gewonnen werde und deutlich billiger sei. Laut Mecklenbur­g-Vorpommern­s Ministerpr­äsidentin Manuela Schwesig (SPD) wird das russische Erdgas für Gaskraftwe­rke als Brückentec­hnologie der Energiewen­de benötigt.

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