Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Nord Stream 2 wird trotz US-Sanktionen weitergebaut
Widerstand gegen die deutsch-russische Gaspipeline hat wegen Spannungen mit Moskau zugenommen
BORNHOLM/MOSKAU/SCHWERIN (dpa) - Nach einem Baustopp setzt die Nord Stream 2 AG ungeachtet von US-Sanktionen ihre Verlegearbeiten an der umstrittenen deutschrussischen Ostsee-Gasleitung fort, teilte die Projektgesellschaft am Samstagabend mit. Die USA und mehrere EU-Staaten sind gegen das fast fertige Milliardenprojekt, weil sie eine zu hohe Abhängigkeit von russischem Gas befürchten.
Alle Arbeiten erfolgten in Übereinstimmung mit den vorliegenden Genehmigungen, teilte das Unternehmen mit. Schon vor gut zwei Wochen hatte das russische Spezialschiff „Fortuna“mit Vorbereitungen und Tests begonnen. Der Bau hatte zuvor ein Jahr geruht, nachdem Sanktionsdrohungen aus den USA Ende 2019 zum Abzug von Spezialschiffen einer Schweizer Firma geführt hatten.
Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) sprach sich trotz der aktuell belasteten Beziehungen zu Russland für den Weiterbau der Ostsee-Gasleitung aus. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte zuletzt betont, dass sie Nord Stream 2 und den Fall des Kremlkritikers Alexey Nawalny nicht miteinander verknüpfen wolle. Wegen der Inhaftierung Nawalnys werden in der EU bereits seit dem vergangenen Monat neue EU-Sanktionen gegen Russland diskutiert.
Nach Angaben von Nord Stream 2 sind 94 Prozent bereits fertiggestellt. Das zuständige Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) hatte Mitte Januar den sofortigen Weiterbau in deutschen Gewässern erlaubt, nachdem die Genehmigung Ende vergangenen Jahres ausgelaufen war. Derzeit ist die Genehmigung allerdings außer Kraft, weil Umweltverbände Widerspruch eingelegt haben.
Befürworter der Pipeline wiederum werfen den USA vor, sie wollten nur das eigene und teurere Flüssiggas in Europa verkaufen. Russland hatte immer wieder damit geworben, dass sein Gas umweltfreundlicher gewonnen werde und deutlich billiger sei. Laut Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) wird das russische Erdgas für Gaskraftwerke als Brückentechnologie der Energiewende benötigt.