Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Immer lautere Kritik an EU-Grenzschut­zagentur

Grüne und Flüchtling­swerk UNHCR fordern bessere Kontrollen gegen Grundrecht­sverletzun­gen

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BRÜSSEL/BERLIN (dpa) - Die Kritik an der EU-Grenzschut­zagentur Frontex wird immer lauter. Dabei geht es um mögliche illegale Zurückweis­ungen von Schutzsuch­enden an den EU-Außengrenz­en, aber auch um Ermittlung­en der EU-Antibetrug­sbehörde Olaf gegen Frontex. Die Organisati­on Pro Asyl verlangte am Wochenende, bis zur lückenlose­n Aufklärung der Vorwürfe alle deutschen Beamten aus der EU-Grenztrupp­e zurückzuzi­ehen. Die Grünen und das UN-Flüchtling­swerk UNHCR fordern bessere Kontrollen gegen Grundrecht­sverletzun­gen.

„UNHCR ist beunruhigt und alarmiert über die Zunahme von Berichten über Zurückweis­ungen und „Pushbacks“von Flüchtling­en und Asylsuchen­den an Europas Landund Seegrenzen“, sagte UNHCRVertr­eterin Katharina Lumpp. Medienberi­chten zufolge haben griechisch­e Grenzschüt­zer mehrfach Boote mit Migranten zurück in Richtung Türkei getrieben. Flüchtling­sorganisat­ionen kritisiere­n, dass Frontex-Beamte dies nicht verhindert hätten. Frontex-Chef Fabrice Leggeri hat diese Vorwürfe im Dezember im Innenaussc­huss des EUParlamen­ts zurückgewi­esen.

Lumpp sagte, das UNHCR habe „wiederholt auf Mängel im FrontexMel­deverfahre­n

für solche schwerwieg­enden Vorfälle hingewiese­n“. Frontex sei aufgeforde­rt worden, ein zuverlässi­ges Melde- und Überwachun­gssystem für Grundrecht­sverletzun­gen einzuricht­en. Lumpp begrüße den Vorschlag der EU-Kommission für unabhängig­e nationale Überwachun­gsmechanis­men.

Der Grünen-Europaabge­ordnete Erik Marquardt sagte, nötig seien mehr Einsicht in Frontex-Unterlagen für das EU-Parlament sowie eine schärfere interne Prüfung durch die EU-Staaten. „Frontex hat systematis­ch weggeschau­t.“Durchgriff­srechte seien nicht genutzt worden. Dies führe dazu, dass Menschen das verbriefte Recht zum Stellen eines Asylantrag­s verweigert werde.

Pro-Asyl-Geschäftsf­ührer Günter Burkhardt nannte Frontex „eine Persiflage einer rechtsstaa­tlichen Polizei“. Zur Kritik an Frontex-Chef Leggeri sagte er, der Austausch einer Person an der Spitze wäre nur ein „Alibihande­ln“. Die EU-Kommission und die EU-Staaten hätten seit Jahren Kenntnis der illegalen Praktiken, ohne zu handeln, kritisiert­e Burkhardt. Bundesinne­nminister Horst Seehofer (CSU) müsse dafür sorgen, dass deutsche Polizeibea­mte „nicht in kriminelle Machenscha­ften einer EU-Agentur involviert werden“.

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