Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Der Winter hat den Norden fest im Griff

Züge fallen aus, LKWs bleiben liegen, Zirkuszelt bricht unter Schneelast zusammen – und Winterspor­tler jubeln

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Nach Wochenende­n ist bei der Interpreta­tion der Zahlen zu beachten, dass meist weniger Personen einen Arzt aufgesucht haben. Dadurch wurden weniger Proben genommen. Zum anderen kann es sein, dass nicht alle Gesundheit­sämter an allen Tagen Daten an das Robert-Koch-Institut übermittel­t haben. In der Tabelle werden die zu Redaktions­schluss neuesten verfügbare­n Zahlen angegeben. Dadurch kann es zu Abweichung­en zu nationalen und lokalen Zahlen kommen. Die 7-Tage-Inzidenz bildet die Fälle pro 100 000 Einwohner in den letzten sieben Tagen ab. Quellen: Robert-Koch-Institut von Sonntag, 9.35 Uhr; Landesgesu­ndheitsamt BadenWürtt­emberg von Sonntag, 16 Uhr; Bayerische­s Landesamt für Gesundheit und Lebensmitt­elsicherhe­it von Sonntag, 8 Uhr.

Das Wetter zeigte sich am Wochenende zweigeteil­t: Im Norden Deutschlan­ds peitschte der Wind durch Städte und Dörfer, Schnee türmte sich da auf, wo normalerwe­ise nicht einmal die Anschaffun­g einer Schneescha­ufel lohnt. Besonders auf den Straßen und den Schienen hat das Probleme bereitet. Verkehrsmi­nister Scheuer rät den Bewohnern der stark betroffene­n Regionen gar, am Montag zu Hause zu bleiben. Im Süden konnten die Menschen zumindest am Samstag noch vergleichs­weise milde Temperatur­en genießen. Doch seit Sonntag ist klar: Auch bei uns hat sich der Winter noch lange nicht verabschie­det.

Dutzende festhängen­de Lastwagen, eine Befreiungs­aktion aus einer Schwebebah­n und große Probleme im Bahnverkeh­r: Ein heftiger Schneestur­m hat in Teilen Deutschlan­ds für Verkehrsch­aos gesorgt. Es fielen mancherort­s mehr als 30 Zentimeter Schnee, dazu kamen meterhohe Verwehunge­n. Polizei und Feuerwehr fuhren zahllose Einsätze. Bei der Bahn kam es im Regional- und Fernverkeh­r zu großen Einschränk­ungen. Auch Fußballspi­ele wurden abgesagt. Der heftige Wintereinb­ruch brachte die Räumdienst­e etwa in Nordrhein-Westfalen an ihre Grenzen. Die Polizei musste spiegelgla­tte Autobahnen sperren, es gab Hunderte Unfälle, bei der Bahn fielen Züge wegen vereister Oberleitun­gen aus. Busse standen vielerorts still. Autos blieben in tiefen Schneewehe­n stecken.

Das für den Abend geplante Spiel der Fußball-Bundesliga zwischen Arminia Bielefeld und Werder Bremen wurde abgesagt. Der Platz sei nicht bespielbar, hieß es von der Deutschen Fußball Liga. Auch die Zweitliga-Partie Paderborn gegen Heidenheim wurde nicht gespielt.

In Wuppertal befreiten Einsatzkrä­fte sechs Menschen aus einer Schwebebah­n. Die Bahn konnte nach Angaben der Feuerwehr durch das eisige Wetter nicht mehr fahren und blieb stehen. Die Fahrgäste wurden mit Drehleiter­n aus luftiger Höhe befreit und blieben unverletzt. Wegen der großen Schneemass­en stürzte außerdem in Hagen ein Zirkuszelt ein. 13 Tiere wurden gerettet.

Der Lastwagenv­erkehr kam in Osthessen schon in der Nacht zum Sonntag zeitweise zum Erliegen. Mehr als 55 Sattelzüge konnten dort aufgrund der glatten Fahrbahn und ihres Gewichts die Steigungen nicht überwinden.

Die Einschränk­ungen im Bahnverkeh­r waren teils massiv: Zwischen

Hamburg und NordrheinW­estfalen sowie zwischen Hamburg und Hannover etwa verkehrten keine Züge. Zwischen Hamburg und Berlin komme es zu Einschränk­ungen, teilte die Deutsche Bahn auf ihrer Internetse­ite mit. Der Bahnverkeh­r wird auch am Montag deutlich eingeschrä­nkt sein. „In Niedersach­sen, Bremen und insbesonde­re im Großraum Hannover gibt es keine Entspannun­g der Lage“, teilte die Bahn am Sonntag mit. Für gestrandet­e Reisende stellte sie sogenannte Aufenthalt­szüge auf – zum Aufwärmen.

Bundesverk­ehrsminist­er Andreas Scheuer (CSU) riet den vom Schneechao­s betroffene­n Menschen in Deutschlan­d, am Wochenbegi­nn besser zu Hause zu bleiben. Man könne nicht garantiere­n, im Laufe des Montags den Bahnverkeh­r wieder zum Laufen zu bekommen, sagte Scheuer nach einer Lagebespre­chung am Sonntag bei „Bild live“. Der Wind mache „megamäßig“Probleme, vor allem mit Schneeverw­ehungen. Betroffen seien auch die Autobahnen und die Bahn. Das heiße: in Absprache mit dem Arbeitgebe­r „lieber zu Hause bleiben“, so der Minister.

Tief „Tristan“über Mitteleuro­pa und dem zentralen Mittelmeer bringt im Zusammensp­iel mit Hoch „Gisela“über Skandinavi­en weitere eisige Luft. „Nach dem schnee- und windreiche­n Wochenende kommt nun aus Osten die große Kälte auf uns zu“, sagte Meteorolog­e Simon Trippler vom DWD am Sonntag. Mit Schnee muss weiter gerechnet werden, allerdings fällt dieser nicht mehr so intensiv wie am Wochenende.

Am Dienstag lassen die Schneefäll­e in Deutschlan­d dann größtentei­ls nach, außer an der Küste. Für die Nächte sagen die Meteorolog­en klirrende Kälte vorher, häufig mit strengem Frost unter minus zehn Grad. Lokal seien insbesonde­re über Schneefläc­hen bis zu minus 20 Grad „gut möglich“. (dpa)

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FOTO: FRISO GENTSCH/DPA Dieses Bild dürfte sich den Bielefelde­rn einprägen: Skifahrer mit ihren Langlaufsk­iern auf einer zugeschnei­ten Straße. In der Nacht zum Sonntag hat es in weiten Teilen von Nordrhein-Westfalen teils mehr als 30 Zentimeter geschneit.
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FOTO: ALEX TALASH/DPA In Hagen, Nordrhein-Westfalen, haben Einsatzkrä­fte am Sonntag versucht, ein unter der Schneelast eingestürz­tes Zirkuszelt wieder aufzuricht­en. 13 Tiere wurden dabei gerettet.

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